Der Umgang mit Einfamilienhäusern aus der Nachkriegszeit gewinnt für Bauherren und Architekten an Bedeutung. Viele Bestandsgebäude sind nach heutigen Maßstäben klein, eng, dunkel, energetisch nicht zufriedenstellend. Wie man mit derartiger Substanz ein zeitgenössisches Wohngefühl mit offenen Räumen und Bezug zur Natur realisiert, zeigt Architekt Sebastian Illichmann. Das in den Fünfzigerjahren errichtete und rund 40 Jahre bewohnte, kompakte kleine Siedlungshaus befindet sich in einem Bereich des 23. Wiener Gemeindebezirks mit relativ kleinteiliger Grundstücks- und Bebauungsstruktur. Der Zugang ins Haus erfolgte über eine Außentreppe und einen sehr kleinen verwinkelten Vorraum. Die Innentreppe ins Obergeschoß war verwinkelt und dunkel, jene in den Keller abenteuerlich steil.
An drei Stellen wurde ein Zu- bzw. Aufbau vorgenommen, die neuen Teile sind in Holzbauweise ausgeführt. Die Erschließung des Gebäudes übernimmt der Zubau im Norden. Man betritt nun das Gebäude gleich auf Gartenebene und hat dadurch die Möglichkeit eines direkten und bequemen Kellerzuganges. Der Keller wurde saniert und um eine Sauna, ein WC und eine Dusche erweitert. Zusätzlich zu dem Zubau im Norden wurde an der Westseite ebenfalls in Holzbauweise ein Zubau errichtet, welcher der Erweiterung der vorher recht beengten Wohnfläche auf zwei Geschoßen dient. Im Erdgeschoß wurde die Wohnküche vergrößert, die sich mit vielen Fenstern in Richtung Grünraum öffnet. Im Obergeschoß konnten durch den Zubau ein drittes Schlafzimmer sowie ein WC und ein Bad realisiert werden. Unterhalb des westseitigen Zubaus befindet sich ein großer, von außen zugänglicher, geschützter Abstellbereich. Das gesamte Obergeschoß wurde, da die Raumhöhen sehr eingeschränkt waren, abgetragen und als Holz-bau mit Stahlrahmen neu errichtet.
Fließende Räume
Es entstanden fließende und doch abwechslungsreiche Raumgefüge von der großen Wohnküche bis zum kuscheligen Alkoven. Der Garten wird visuell ins Innere des Hauses geholt. Mehrere Terrassen erweitern den Raum, jene auf dem Flachdach des westseitigen Zubaus ermöglicht einen wunderbaren Fernblick. Im Zuge des Umbaus wurde der Bestand mit Fußbodenheizung ausgestattet, neu isoliert und mit natürlichen Materialien gedämmt – schließlich war der Nachhaltigkeitsgedanke ein wichtiges Argument, das alte Haus zu sanieren, anstatt es abzureißen. Für die Jury des Bauherrenpreises 2018, die das Haus W als Bundeslandsieger Wien kürte, urteilte die Jurorin Angelika Fitz, Leiterin des Architekturzentrum Wien: „Die Aufwertung ist enorm und doch fügt sich das Haus weiterhin nahtlos in den Kontext der Nachkriegssiedlung. Erst auf den zweiten Blick wird die hochwertige Transformation sichtbar.“
Der Artikel als PDF