348 Interior Design

Es ist Schlag zwölf

© Roca
Das WC kombiniert mit Waschbecken verwendet Grauwasser für die Toilettenspülung.
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Aus Spaß wird Ernst. Während die ersten bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels über die Erde hereinbrechen, heißt es jetzt, ressourcenschonende Konzepte endlich umzusetzen und nicht nur davon zu träumen.

von: Barbara Jahn

Der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser und Energie ist wichtiger denn je. Das bedeutet auch, dass innovative Spielereien in der Sanitärtechnik zur dringenden Notwendigkeit geworden sind. Die Zeit läuft davon, die Technik wäre da, aber der Wille, sie auch flächendeckend anzuwenden, nicht. Wer jetzt nicht aufwacht, kann gleich liegen bleiben. Dabei wäre es manchmal wirklich leicht, mit einfachen Eingriffen schon viel zu bewegen. Die Industrie bietet durchaus umsetzbare Lösungen an, die in jedem Haushalt einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und gegen Wasserverschwendung leisten können. Ein perfektes Beispiel dafür ist Grohe Blue Home, das über 60 Prozent CO2 im Vergleich zu Flaschenwasser einspart – für eine vierköpfige Familie somit etwa 800 Plastikflaschen pro Jahr. Das Wasser kommt frisch und bereits gefiltert direkt aus der Küchenarmatur und zwar wahlweise still, medium oder sprudelnd und mit optimaler Trinktemperatur. Was zusätzlich auch noch viele Flaschen – Glas oder Kunststoff – spart und damit ebenfalls viel Energie in der Herstellung, aber auch im Recycling.

Tipp 1: Wassersparende Armaturen
Die Idee zu wassersparenden Armaturen ist nicht neu. Dementsprechend ist die Technik schon ausgereift. Sowohl für den gesamten Bad- und Duschbereich als auch für die Küche gibt es mehrere Möglichkeiten, den Wasserverbrauch deutlich zu reduzieren – und das ganz ohne fühlbare Einbußen. Wie das geht? Eigentlich ganz einfach: Durch die Beimischung von Luft wird das Volumen des Wasserstrahls beibehalten, der Strahl fühlt sich sogar samtig und weich an. Dennoch reicht die Wassermenge völlig aus, um Sauberkeit zu erreichen. So kann der Wasserverbrauch beispielsweise mit der EcoSmart-Technologie von Hansgrohe enorm gesenkt werden. Die Wasserdurchflussmenge wird reduziert, gleichzeitig wird mit abgestimmten Strahldüsen bis zu 60 Prozent Wasser eingespart. Die CoolStart-Technologie senkt automatisch die Energiekosten, denn es fließt nur dann Warmwasser, wenn es wirklich benötigt wird. Über die Strahlscheibe der Brause wird großflächig Luft angesaugt. Sie mischt das Wasser in der Brause auf, es wird mit Luft angereichert. Wasser zu sparen ist aber nicht alles, was moderne Armaturen leisten können. Auch Energiesparen ist ein Thema, beispielsweise wenn das Wasser schon kochend heiß aus der Armatur kommt.

Tipp 2: Grauwassersystem
Jedes einzelne Gebäude nachträglich mit einem Grauwassersystem umzurüsten, also mit einem zweiten wasser­führenden System, in dem das Abwasser von Geschirrspülmaschinen, Waschmaschinen, Waschbecken gesammelt, gefiltert und schließlich noch einmal verwendet wird, bedeutet auch einen finanziellen Kraftakt. Wichtiger wäre es, wenigstens kleine Schritte in diese Richtung zu machen. Entweder man sammelt – wie schon Jahrhunderte zuvor auch – das Regenwasser, oder man macht sich die Mühe und hebt Wasser auf, um es bei Gelegenheit wiederzuverwenden. Aber es geht auch anders, und zwar ganz schön schön: Für den spanischen Sanitärkeramikproduzent Roca ent­wickelten die Designer Gabriele und Oscar Buratti eine Kombination aus Waschbecken und Toilette namens W+W. Das All-in-one-Möbel ist wandhängend und so konzipiert, dass das Wasser, das zuvor schon beim Hände­waschen verwendet wurde, im Spülkasten für den nächsten Spülgang gesammelt wird. Diese nachhaltige, innovative und vom Prinzip sehr einfache Technologie ist nicht nur sehr effizient, sondern lässt sich in ein Badezimmer oder in eine separate Toilette integrieren. Denn platzsparend ist sie obendrein.

Tipp 3: Wasserloses Spülen
Gerade bei Urinalen ist es möglich, ganz ohne Wasser auszukommen, denn bei herkömmlichen Anlagen werden pro Spülung gleich mindestens drei Liter Wasser verwendet. Durch eine besonders glatte Oberfläche bleiben keine Tropfen haften, wodurch alles rückstandsfrei abrinnt. Ein Geruchsverschluss sorgt zudem für gute Luft. Diese moderne Variante, die in Sachen Hygiene der Wasserversion um nichts nachsteht, ist gar nicht so neu, wie man vielleicht vermuten möchte: Bereits im 19. Jahrhundert gab es diese Form des Urinals, den Durchbruch schaffte es jedoch erst jetzt. Die Hersteller Geberit und Keramag bieten dazu Lösungen an, die nicht nur effizient sind, sondern auch den attraktiven Designgesichtspunkt nicht außer Acht lassen. Zu Hause, vor allem aber in öffentlichen Sanitäranlagen oder im Objektbereich macht sich diese Lösung gut, denn da wird wohl am häufigsten gespült.

Tipp 4: Smarte Bäder
Technik und Tools, die wir auch im Alltag gerne gebrauchen, können auch für das Wasser- und Energiesparen eingesetzt werden. Viele Toiletten, aber auch Duschen funktionieren mit smarter Technologie, die einen sehr hohen Individualisierungsgrad ermög­lichen – das geht beim WC vom Sitzvorwärmen über die Beleuchtung bis hin zur Strahlart und -intensität oder der WC-Dusche. Zum anderen achten sie auch auf die Wassertemperatur und -menge. Meist ganz elegant als Wandpaneel direkt am Geschehen montiert, selbsterklärend und attraktiv gestaltet, kann man von hier aus alles steuern und selbst programmieren. Bei vielen Produkten gibt es auch eine eigene Handy-App oder eine Fernbedienung. Eine Vorreiterrolle übernimmt dabei sicherlich Dornbracht, jener Hersteller, der sich schon länger mit Wasserchoreografien und der kostbaren Ressource Wasser auseinandersetzt als manch anderer.

Visionen
Visionäre Konzepte können es auch ins Museum und zu hohen Auszeichnungen wie dem Wallpaper Design Award oder dem Black Bee Award der Mailänder Triennale schaffen, wie das Toilettenkonzept „save!“, eine innovative Stofftrennungstoilette, die in jahrelanger Arbeit des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag für die Bill & Melinda Gates Foundation entwickelt wurde. Oder die Urine Trap, für dessen Design und Entwicklung das Wiener Designertrio EOOS verantwortlich zeichnet. Die Urinseparationstoilette ermöglicht eine unauffällige Abtrennung von Urin in einen eigenen Abwasserstrom, um daraus Dünger herzustellen. Was zuerst nur eine Revolution war, ist jetzt bereits bei Laufen in Serienproduktion und bekam einen Platz im Wiener Museum für angewandte Kunst.

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