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Keego
Die Metallflasche Keego des gleichnamigen Start-ups ist faltbar.
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Faszinierender Metallglanz

Mayr
Nemanja Banika bietet mit seinem Start-up Nemi Kunden Metallfliesen an. Sie bestehen aus Edelstahl und sind eingefärbt.
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Ob Start-up oder Künstlerkollektiv, in der Nordbahnhalle im 2. Wiener Gemeidebezirk trafen wir auf junge Menschen, die vom Metallhandwerk fasziniert sind …

von: Cornelia Mayr

Die aus roten Ziegeln bestehende Nordbahnhalle ist der ideale Raum für Start-ups, für deren Büros, Ausstellungsflächen und Werkhallen. Noch ist das Areal von wilden, landschaftsgärtnerisch noch nicht umgestalteten Grünflächen umgeben. Der Abriss eines Teils wird wahrscheinlich nächstes Jahr vonstatten gehen, das Hauptgebäude und der denkmalgeschützte Wasserturm sollen bleiben. Einer der Neugründer, die hier einen Teil der Werkstatt gemietet haben, ist Schmied Benjamin Max Stejskal. Seine Einzelstücke bietet er Privatkunden an.

Arbeit im Künstlerkollektiv

Bereits als Zwölfjähriger wusste er, dass er in die Fußstapfen seines Großvaters, der eine Schlosserei besaß, treten wollte. Und schon mit 14 begann der geborene Wiener mit der Fachschule für Metalldesign in Steyr, OÖ. Nun erfüllte er sich seinen Traum der Selbstständigkeit mit seiner Firma Stahlraum: Seit einem Jahr fertigt er Küchenmesser und ist auch mit in einem Künstlerkollektiv für die Herstellung von modernen Stahlrohrmöbeln tätig. Auch mit Holz und Glas arbeitet er. „Ich mache alles selbst“, sagt Stejskal in blauer Arbeitskluft. Das Spannende am Handwerk liege für ihn darin, dass er am Abend sehe, was er untertags bearbeitet hätte.

Messer im Premiumsegment

Gerade kam Stejskal aus Kroatien, wo er selbst Olivenholz für die Griffe der Messer sammelte. In seinem Holzrepertoire sind auch Wasserbüffelhorn, Ebenholz oder andere zu finden. „Der Reiz für den Kunden besteht darin, dass er sich das Holz des Griffs selbst aussuchen kann“, sagt der Neogründer. Bereits jetzt fertigt er zehn Messer im Monat an. Das Schaustück (siehe Bild) mit einem Ebenholzgriff und einer interessant geschliffenen Schneide aus mehrlagigem Damaszener Stahl mutet in seiner gebogenen Form japanisch an. Der vielseitige Handwerker besuchte bereits einen japanischen Schwertschmiedekurs. Der Preis eines Messers kann zwischen 100 und 1800 Euro betragen. Vollzeit, eine neue Werkstätte und Mitarbeiter sind seine Ziele für 2019.

Gefärbte Metallfliese
Hochpreisig ist auch das Produkt von Nemanja Banika, der in der Nordbahnhalle Metalle zuschneidet und sie nach einem speziellen Beschichtungsverfahren als Metallfliesen, Spiegel oder Bodenleisten verkauft. 200 bis 300 Euro kostet der Quadratmeter Metallfliese. Die verschiedenen Produktvarianten bestehen aus Edelstahl, das dann je nach Kundenwunsch grobe, matte, polierte oder strukturierte Schliffe erhält und dann eingefärbt wird. „Aufgrund eines Titan-Nitrid-Verfahrens erhält die Metallfliese einen Messing-, Kupfer- oder Bronzecharakter“, erklärt Banika, der für seine Firma und sein Produkt seinen Spitznamen Nemi gewählt hat.

Auf Optik fokussiert
Seit Jänner 2018 ist Banika selbstständig, nächstes Jahr möchte er bereits Mitarbeiter einstellen, denn das Geschäft über die Akquise durch Innenarchitekten läuft gut. Selbst Umweltbedenken zerstreut der Neugründer, handle es sich doch um ein Produkt, das zu 100 Prozent abbaubar sei und eine längere Nutzungsdauer besitze. „Es geht mir nicht um Problemlösung, sondern um Optik“, erklärt Banika. Der faszinierende Metallglanz soll den Kunden bewegen, die Fliese zu kaufen. Zielgruppe sind primär Privatkunden, die Wert auf Individualität legen und ein Highlight in ihren vier Wänden setzen möchten. Banika: „Vor allem Kunden aus Russland und den Arabischen Emiraten sind dafür offen, jedoch ist der Trend zum exklusiven Metalldesign auch in Österreich spürbar.“ Weniger interessant ist für ihn der Großhandel, eher möchte er Kleinserien anbieten, um den hohen Kundenanforderungen gerecht zu werden.
Die Idee entstand, weil Banika seinem lang gehegten Wunsch nachging, in der Architektur Fuß zu fassen. Als gelernter Maschinenbauer suchte er nach einem Weg, diese beiden Tätigkeitsbereiche miteinander zu verbinden. Die zündende Idee hat ihm schließlich sein damaliges Macbook aus Aluminium verschafft, als ihm dieses auf den Boden fiel und er sich gefragt hat, wie wohl der ganze Boden in Metalloptik aussehen würde.

Quetschbare Metallflasche

Wie innovativ die junge österreichische Metallszene ist, zeigt auch die quetschbare Metallflasche für Sportlerinnen und Sportler aus elastischem Titan. Mit Keego – der Name des Produkts und des Start-ups – entwickelte Lukas Angst in Kooperation mit der Montanuniversität Leoben eine Alternative zur herkömmlichen Plastik- und auch Metallflasche. „Ich bin selber Sportler und habe mich immer gefragt, warum wir durchwegs High-endprodukte nutzen, aber unseren Durst aus billigem Plastik stillen“, sagt Angst.
Keego hat ein Füllvolumen von 0,7 Liter und ist 140 Gramm leicht. Produziert wird in Dänemark. Via Crowdfunding wird ein rascher Markteintritt verfolgt.

 

Weitere Infos unter: 

www.nemi.at

www.stahlraum.at

www.keego.at

 

Gründer-Services: www.awa.at , www.ams.at , www.sparkasse.at