Sind Architekten die besseren Designer? Eine Frage, die man sich berechtigt stellen kann. Das Gefühl für Proportion und Räumlichkeit wird spätestens – wenn es nicht schon im Blut liegt – mit dem Studium aufgesaugt. Was gibt es schließlich Schöneres, als ein Projekt von oben bis unten komplett durchzukomponieren, um es schließlich wie aus einem Guss aussehen zu lassen und mit der eigenen, unverkennbaren Handschrift zu versehen? In den Genuss solcher in der Maßstäblichkeit grenzüberschreitender Projekte kamen die Architekturgrößen aus der neuen Moderne. Bei den Grand Seigneurs der Architektur funktionierte das Prinzip „Gesamtkunstwerk“ wunderbar: Gerrit T. Rietveld, Charles Rennie Mackintosh, Josef Hoffmann beispielsweise mit dem Palais Stoclet in Brüssel oder Arne Jacobsen beim SAS Hotel in Kopenhagen haben die Brücke von der Architektur zum Möbel geschlagen. Da wurde über die Einteilung der Fassade ebenso viel nachgedacht wie über das Teelöffelchen zum Service oder den Ohrensessel samt Holzwiege vorm Kamin.
Die Triebfeder bei solchen Aufträgen ist selbstverständlich eine andere. Die Motivation aber, die architektonische Formensprache auf den Innenraum samt seiner Ausstattung übergehen zu lassen, ist für alle Architekten gleich. Oft liegt es daran, dass die Dinge aus dem Zusammenhang gerissen sind – und die Angst, das Werk könnte durch die Eigenmacht des künftigen Bewohners zerstört werden, lässt sich nicht einfach ausradieren. Architekten sind zwar gewohnt, mit der Anonymität der Nutzer umzugehen. Trotzdem arbeiten manche an den Ansprüchen – sei es intellektueller oder praktischer Natur – vorbei. Es ist ja kein Geheimnis, dass jeder Architekt die Projekte, die er erschaffen hat, am liebsten auch einrichten würde, weil derjenige, der dann darin wohnt, das Werk im Sinne des Architekten oft „zerstört“.