Dass sich moderne Architektur nicht zwangsläufig in weiß verputzten Fassaden oder in grauem Sichtbeton manifestieren muss, hat Architekt Thomas Moosmann mit diesem Einfamilienhaus in Wien eindrücklich bewiesen. In der Lobau in Wien entstand im Jahr 2018 ein Wohnhaus für zwei Personen, dessen Fassade aus horizontal angeordneten Holzlatten in Kombination mit über Eck gezogenen Fensterbändern und raumhohen Glasfronten ein stimmiges Bild abgibt, das in seiner Formensprache ganz in der Tradition der klassischen Moderne steht: indem sich die inneren Funktionen des Gebäudes in dessen äußerer Erscheinungsform abzeichnen und die Gestaltung auf das Wesentliche reduziert ist.
Das direkt am Mühlwasser gelegene, bestehende Einfamilienhaus wurde abgerissen, das neue Gebäude hat einen Grundriss in Form eines Winkels, dessen Schenkel sich nach Süden und zum Garten hin öffnen. Konsequenterweise sind dort die offenen Glasfassaden angeordnet und schaffen fließende Übergänge vom Innen- zum Außenraum, während die dem Vorplatz zugewandten Fassaden vornehm zurückhaltend in Holz verkleidet sind und kaum Einblicke gewähren.
Weniger ist mehr
Das Haus besitzt zwei Hauptgeschoße, jedoch kein Dachgeschoß und auch keinen Keller. Erker und Balkone sind nur an den Gartenseiten angeordnet. Damit ist es gelungen, den bestmöglichen Ausblick auf die Wasserflächen der Au zu schaffen. Aus demselben Grund haben die Architekten auch den Wohnbereich mit offener Wohnküche und einem Gäste-WC im Obergeschoß und Hochbeete auf dem Flachdach situiert. Im Erdgeschoß befinden sich ein weiterer Wohnraum mit kleinem Küchenblock, zwei Badezimmer sowie das Schlafzimmer.
„Weniger ist mehr“, eines der Prinzipien der klassischen Moderne, wurde auch in der Einrichtung eingehalten. Nur wenige Möbel, weiße Wände ohne Bilder prägen das spartanische Erscheinungsbild der Wohnräume. Dennoch wirkt das gesamte Erscheinungsbild dieses Einfamilienhauses einladend. Das liegt nicht zuletzt am Baustoff Holz, der nicht nur an den Fassaden, sondern auch beim Terrassenpodest, der Zwischendecke und dem Vordach dominiert. Auch die konstruktiven Elemente bestehen zum Großteil aus Holz wie die Außen- und Innenwände aus Brettsperrholz und die Brettsperrholzplatten zwischen Stahlträgern der Balkone und Decken.
Geheizt wird mit einer Fußbodenheizung, die ebenso wie das Warmwasser aus einer zentralen Wärmepumpe gespeist wird. Das entsprechende Außengerät ist auf dem Flachdach aufgestellt und schalldämmend in einem schwarzen Kubus eingehüllt. •
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