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Kletternde Landschaft

Alle Fotos: © Ossip van Duivenbode
Alle Fotos: © Ossip van Duivenbode

Das Architekturbüro MVRDV hat in der französischen Stadt Rennes ein von geologischen Formationen inspiriertes Gebäudeensemble geschaffen. Die Keramikfassade in fünf Grautönen neutralisiert mit einer speziellen Technologie Luftschadstoffe und reinigt sich selbst.

Im Übergangsbereich zwischen dem Zentrum von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne in Nordwestfrankreich, und seinen Außenbezirken steht seit Kurzem der zwölfstöckige, 10.550 Quadratmeter große Wohnkomplex Ascension Paysagère. Nach einem Entwurf des niederländischen Architekturbüros MVRDV, der von geologischen Formationen inspiriert wurde, sind in ­Arbeitsgemeinschaft mit dem Architekturbüro ALL aus Rennes zwei geschwungene Gebäude entstanden, die sich zur den beiden Flüssen Îlle und Vilaine hin öffnen. Die Gebäude beherbergen 138 Wohnungen in verschiedenen Größen und Preisklassen – darunter 37 Einheiten Sozialwohnungen – sowie Gewerbeflächen und attraktive neue öffentliche Räume in einer grünen Umgebung am Wasser. Große und kleinere Sozialwohnungen und Eigentumswohnungen mit zwei- und dreifach orientierten Ausrichtungen sind konsequent durchmischt. Eine Besonderheit stellt der öffentliche Platz dar, den MVRDV schafft, indem es das Gebäude vom Flussufer zurückversetzt errichtet. Das Herzstück des Quartiers ist über Stufen ans lang gestreckte Ufer angebunden und erlaubt den Blick auf den angrenzenden schwimmenden Garten, den Jardin de Confluence. Das Ensemble steht im Dialog mit den Bestandsgebäuden, dem Theatercafé Le Bacchus und den Pavillons de l‘Octroi, die den Eingang zur Stadt markieren.

Tausende Keramikplatten
Die gewölbten Außenfassaden verstärken die gedankliche Verbindung zu geologischen Formen. Die Innenfassaden sind so geschnitten, dass sie Terrassen bilden. Winter­gärten, Loggien, Balkone und großzügige Terrassen tragen auch funktional zur Beschattung, als Sichtschutz, Lärmschutz und Windschutz bei. Ihr Öffnungsgrad passt sich je nach Sonneneinstrahlung und Himmelsrichtung graduell an.
Verkleidet sind die Fassaden mit Schichten von Tausenden keramischen Platten in fünf verschiedenen matten und glänzenden Grautönen, von dunkel und matt unten bis hell und glänzend oben. So soll sich die Identität der Architektur in die umgebende Landschaft einfügen. Die Robustheit, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit der Keramikfassaden wird noch durch eine Oberflächenveredelung verstärkt. Der Hersteller der Keramik, das Schweizer Unternehmen Agrob Buchtal, setzt dafür die Hytect-­Technologie ein. Diese Veredelung bewirkt, dass Licht, das auf die Oberfläche trifft, eine Reaktion mit Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit auslöst. Mikroorganismen, Algen, Pilze und Moose werden zersetzt, Luftschadstoffe, wie zum Beispiel Stickoxide, reduziert. Die Keramikoberfläche verbessert damit die Umgebungsluft des Gebäudes. Ihre hydrophile Eigenschaft hat die Fähigkeit, Schmutz zu unterspülen und sich durch Regen selbst zu reinigen. 

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