Die Entwicklung von Wohnen und Arbeiten in Zusammenhang mit räumlichen Kontexten wird spannend. Das neue Drinnen findet draußen statt, der Paarlauf Kochen und Essen wird zum Trio mit dem Wohnbereich, Arbeit teilt sich mit Freizeit das, was man nun Lebensraum nennt. Hier setzt eine Dynamik ein, die jeder selbst bestimmen kann, ebenso der persönliche Aktionsradius, der große Kreise ziehen lässt, obwohl eigentlich alles auf ein paar Quadratmetern Platz hat. Und dennoch gibt es eine übergeordnete Kraft, die bei aller Freiheit die allgemeine Regie führt: das Licht. Mit der Multifunktionalität der Architektur – eine Hotellobby ist ein Café ist ein Büro ist ein Wohnzimmer – wachsen auch die Aufgaben an die Beleuchtung. Sie muss im Grunde alle Szenarien, die sich in einem Raum abspielen, begleiten können. Gerade im eigenen Zuhause wird die Präsenz hybrider Nutzung am deutlichsten: Das Wohnzimmer als Zentrum des Familienlebens versammelt morgens zum gemeinsamen Frühstück, wird tagsüber zum Home Office und parallel zum Spielzimmer, um sich abends in der richtigen Stimmung zu präsentieren, wenn Freunde zum Abendessen eingeladen sind. Zusätzlich ist da ja auch noch der Ausgleich zu fehlendem oder spärlichem Tageslicht. Es ergibt sich also ein Wechselbad zwischen warm und kalt, ein Spagat zwischen Ästhetik und Funktion. Alles wird miteinander vernetzt und verflochten, auch digital, wenn es sein muss.
Lichte Zukunft
Licht macht Räume. Und das noch intelligenter, spektakulärer, individueller, effizienter. So als gäbe es kein Limit. Gibt es vielleicht auch nicht. Denn es heißt: aufdrehen!
Leuchten, was das Zeug hält
Die neuen Leuchten machen fast alles mit, was von ihnen verlangt wird: Sie sind variantenreich und treten als modulare, schwenkbare, flexible Systeme auf. Oder aber als dekorative Pendel-, Wand-, Tisch- oder Stehleuchten, die technisch genauso viel auf dem Kasten haben wie ihre Strahler-, Wallwasher- und Fluterkollegen. Faszinierend wird es überhaupt dann, wenn das Design es schafft, alle Komponenten in eine Leuchte reinzupacken. Dabei spielen Materialien, Formen, Farben und Oberflächen eine entscheidende Rolle. Auf diese Weise kann die perfekte Arbeitsleuchte genauso gut über dem Esstisch hängen, was im Zeitalter des New Work gar nicht selten vorkommt. Umgekehrt werden dekorative Leuchten fit für den Einsatz von Lichtschienensystemen gemacht und können so in einem hohen Maß flexibel sein. Davon profitieren natürlich alle Lebenssituationen, etwa wenn im Office ganz schnell aus einem Team-Arbeitsplatz eine repräsentative Loungezone oder ein Shared Office Space für unterschiedliche Unternehmen werden muss. Lichtschienensysteme stehen dabei im Mittelpunkt der Entwicklungen: Sie lassen sich vielseitig montieren – direkt an Decken, Wänden oder abgehängt. Die Positionen einzelner Systemleuchten können spielend leicht entlang der Schieneninfrastruktur variiert und damit an sich verändernde Raumsituationen angepasst werden. Neu kommen entscheidende Weiterentwicklungen hinzu, etwa die gebogene Schienenform. Sie ermöglicht kreative Installationen und löst bisher eher starr lineare Schienenstrukturen auf. So stehen baukastenähnlich aufgebaute Komponenten zur Verfügung, die sich zu nie dagewesenen Formen zusammenfügen lassen. Elegante Lösungen für Übergänge von Wand zu Decke, frei durch den Raum, sind nun möglich.
Schein und Glamour
Auf der kommenden Light + Building 2020 kann man in die Spielarten des Lichts so richtig eintauchen. Dort werden Beleuchtungslösungen präsentiert, die in Hinblick auf moderne Variabilität und Anpassungsfähigkeit Statements setzen, sowohl auf gestalterischer als auch technischer Ebene. In sämtlichen Einsatzbereichen – von Fertigung über Büro bis hin zur Privatsphäre – rückt hiermit eine neue, funktionale Lichtästhetik auf den Plan. Immer beliebter wird eben auch die Idee des Baukastens, mit dem sich die raffinierten Leuchten perfekt zu einem orchestrierten Instrument verknüpfen lassen. Die Leuchten werden zu leistungsstarken digitalen Lichtinstrumenten, ausgestattet mit einer Vielzahl an Steuerelektronik. Dabei gleicht sich die hohe Qualität der Leuchtmittel immer mehr der des natürlichen Tageslichts an. Optional kommen Diffusoren, magnetische Vorsatzfilter, Linsen und digitale Filter hinzu. So lassen sich etwa Ausstrahlwinkel von engem zu flächigem oder komplett blendfreiem Licht nuancieren. Stufenloses Dimmen und Steuerung per Handy sind selbstredend.
Smarte Köpfe
Auf vielfältige Art und Weise lässt sich künftig das Licht ad hoc modulieren und adaptieren, um stets die passenden Lichtstimmungen zu kreieren. Die digitalen Lichtköpfe sind mittlerweile so smart, dass sie Informationen über den Energieverbrauch speichern und weitergeben und sich die Leuchten untereinander vernetzen lassen. Speziell programmierte Lichtszenen lassen sich mit ausgewählten Leuchtengruppen realisieren. So lässt sich die Hotellobby abends zur gemütlichen Cocktailbar umfunktionieren. Eine Kirche mutiert temporär zur Konzerthalle, das Museumsfoyer zum Vortragssaal mit Diskussionsbühne, der Fashion Store zum DJ-Hot-Spot oder der urbane Platz zur Outdoorgalerie. Bei aller Technik kommt jedoch schließlich die Poesie nicht zu kurz: Der Kronleuchter ist nicht ausgestorben, sogar beliebter denn je, die wohnlichen Aspekte werden – teilweise auch mit stromleitenden Materialien – in den Vordergrund gestellt. Die Leuchten zeigen große Präsenz, akzentuieren, betonen, bilden eigene Räume. Das Schöne ist: Man muss sich 2020 nicht zwischen Schönheit und Fortschritt entscheiden.
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- Bauträgerwettbewerb 02., Nordbahnhof III, Wien
- Lichtinszenierungen