Das Besondere am Linzer Dom im neugotischen Kirchenbaustil des 19. Jahrhunderts ist die räumliche Gleichwertigkeit des Kreuzungspunktes von Längs- und Querschiff. Der Bauherr, die Bischof Rudigier Stiftung, entschied sich dazu, den Altarraum in Richtung Domquerschiff vorzurücken. Dies ermöglichte es, den Communio-Raum in diesem Grundrissquadrat der Kreuzung zu positionieren. 2015 wurden sieben Architektur- und Kunstteams aus dem In- und Ausland zu einem Gestaltungswettbewerb geladen. Die hochkarätig besetzte Jury (u. a. Universitätsprofessor Hans Puchhammer und Museumsdirektor Dieter Bogner) entschied sich für das Projekt der Berliner Architekten Kuehn Malvezzi. Ihr Projekt überzeugte durch eine Lösung, die im Raum einen Mehrwert durch Reduktion schafft. Das Mittelstück der Insel hebt sich als massives Element aus dem Boden und bildet das Zentrum des liturgischen Raums. Im Alltag wird es zum Bestandteil des Bodens. Die Objekte bleiben bestehen und kennzeichnen durch ihre Spannung den sakralen Raum. Durch eine Mittelachse getrennt, sind im Langschiff je zwei Blöcke entstanden, zwischen denen der Prozessionsweg in die Vierung führt. Im Querschiff verläuft er zwischen einem kompakten Block direkt am Vierungspfeiler vorbei in die Vierung. Von der Sakristei ausgehend geht der Weg auf beiden Seiten um die Altarinsel herum und verbindet sich mit dem Haupteingang im Mittelschiff. Altar und Ambo, massive Objekte mit gesägter Oberfläche, spannen gemeinsam das Zentrum auf und lassen es zugleich frei. Die Elemente aus Jura-Kalkstein entsprechen farblich dem Bestandsboden.
Wettbewerbe realisiert
Projekte
Mehrwert durch Reduktion
Altarraum Mariendom Linz / Kuehn Malvezzi Architekten
Projekt
Altarraum Mariendom Linz, Herrenstraße 26, 4020 Linz
Bauherr
Bischof Rudigier Stiftung zur Erhaltung des Mariä-Empfängnis-Domes in Linz
Architektur
Kuehn Malvezzi Associates GmbH, Berlin, kuehnmalvezzi.com
Projektleiterin Wettbewerb: Karin Fendt Projektleiter Realisierung: Thomas Güthler
Künstler
Heimo Zobernig, Wien, heimozobernig.com
Statik
DI Johann Weilhartner, Ried
Steinmetzarbeiten
Steinmetzmeister Gerhard Fraundorfer, St. Martin i. M.
Projektablauf
Wettbewerb: 11/2015
Baubeginn: 05/2017
Fertigstellung: 12/2017
Wettbewerbsdokumentation
ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 4/2016 (327)
Der Artikel als PDF
- Gute Gründe für echten Stein
- Moderner Baustoff