„Den Verleger als Influencer sehen“
Den Auftrag für die Produktion der Steinelemente für das Hochhaus 35 Hudson Yards hat das Natursteinunternehmen Franken-Schotter ausgeführt, das Rohmaterial stammt aus dem eigenen Bruch im Altmühltal. Welche Anforderungen an Steinlieferanten gestellt werden, erläutert Jonah Wurzer-Kinsler von Franken-Schotter.
Welchen Stellenwert hat Naturstein aktuell als Werkstoff für Fassaden und Außenwandbekleidungen?
Derzeit ist viel Geld am Markt und Bauherren suchen Investitionsmöglichkeiten. Ebenso spüren wir den Trend zu nachhaltigerem Bauen. Somit ist die Auftragslage für Naturstein nicht nur im Hochbau sehr gut.
Naturstein versus Glas – wie steht das Rennen momentan?
Das hängt von der Nutzung des Gebäudes ab. Bei Bürogebäuden wird weniger, bei Wohngebäuden mehr Naturstein verwendet. Beim Büro ist mehr ein offenes, funktionales Design gefragt, ein Natursteingebäude vermittelt Exklusivität, besonders im Wohnbereich. Das mag auch damit zusammenhängen, dass man sich hinter einer klassischen Lochfassade weniger wie auf dem Präsentierteller fühlt als bei einer transparenten, vollflächigen Verglasung.
Aus welchen Gründen entscheiden sich Auftraggeber für Naturstein?
Die Entscheidung für das Bauen mit Naturstein ist eine Sache der Überzeugung seitens der Bauherren. Die Entscheidung für einen bestimmten Werkstoff wird getroffen, lange bevor Natursteinverarbeiter einbezogen werden. Wer auf uns zukommt, ist bereits von Naturstein überzeugt und will nichts anderes. Hier schwingt ein großes Maß an Emotion mit. Naturstein ist eines der ältesten Baumaterialien der Welt und hat das Image von Unvergänglichkeit und Natürlichkeit. Die Herausforderung ist, diese Überzeugung unter Planern und Gestaltern weiter zu verbreiten und generell früher in den Gestaltungsprozess eines Bauvorhabens eingebunden zu werden. Eine wichtige Rolle spielen hier auch die Montage- und Verlegebetriebe. In einem aktuellen Fall war ursprünglich ein Glasfaser-Verbundwerkstoff vorgesehen, wurde jedoch auf Initiative des Verlegers durch Naturstein ersetzt.
Was erwarten Architekten oder Planer von Fassadenproduzenten?
Die Anforderungen am Bau werden immer vielfältiger. Dem Bauherrn und Investor muss es gefallen, dem Architekten ebenfalls. Der ausführende Montagebetrieb, der eigentlich unser Kunde ist, will Genauigkeit, Liefersicherheit und einen vertretbaren Preis. Vor allem bei Großprojekten hat jeder unterschiedliche Erwartungen, und unsere Aufgabe als Steinlieferant ist es, allen gerecht zu werden. Eine Herausforderung ist auch die Homogenität, die manche Planer wünschen. Naturstein ist ein Naturprodukt und hat folglich gewisse Schwankungen in Farbe und Textur. Wer anhand eines Steinmusters erwartet, dass die gesamte Fassade exakt so aussehen wird, hat Naturstein noch zu wenig verstanden. Genauigkeit aus Sicht des Monteurs bedeutet beispielsweise, dass wir die Ankerlöcher kalibrieren, um eine reibungslose und zügige Montage zu ermöglichen. Bei 35 Hudson Yards reden wir von Toleranzen von maximal 0,7 Millimetern, obwohl diese Genauigkeit beim Bauen mit Naturstein nicht die Norm ist. Generell aber vereinfacht Präzision bei der Produktion und der Verpackung und Logistik anderen Gewerken den Umgang mit dem Baustoff Stein. Wenn wir dem Verleger die Arbeit erleichtern, wird er beim nächsten Auftrag mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder Naturstein empfehlen, als wenn er Stein als komplizierten Baustoff wahrnimmt.