Auch in der thermischen Sanierung können vorgefertigte Modulelemente interessante, kostengünstige und ökologische Alternativen zum Vollwärmeschutz darstellen. Gleichzeitig müssen Sanierungsoffensiven reibungslos laufen, denn rund 80 Prozent der Baumaßnahmen im Bildungsbau betreffen Bestandsgebäude. Sowohl im Neubau als auch bei Sanierungen werden nachhaltige, ressourcen- und klimaschonende Technologien und eine hohe Energieeffizienz immer wichtiger.
Armin Knotzer vom Institut für nachhaltige Technologie betrachtete in diesem Zusammenhang das Thema Partizipation aus einer völlig neuen Sicht: Die Einbindung von Schülern in die energetische Sanierung biete die Chance, sie am konkreten Projekt für Themenbereiche wie Dekarbonisierung, Klimawandel, Lüftungsbewusstsein etc. zu sensibilisieren und an der Entwicklung von Konzepten aktiv mitwirken zu lassen.
Digitale Transformation
Rasch schreitet die Digitalisierung voran und die Geschwindigkeit dieser Transformation lässt den Bedarf an Ausstattung einer Bildungseinrichtung nur schwer voraussehen, die gerade am Beginn der Planung steht. Die Veränderungen betreffen dabei keineswegs nur die technischen Installationen, sondern bedeuten durch den veränderten Wissenserwerb auch einen Wandel für Raumkonzepte und Möblierung. Christian Kühn/TU Wien thematisierte die Zusammenhänge zwischen Bildungsbau und Bürobau, wo neue Arbeitswelten bereits vielerorts in die Raumkonzepte Einzug gehalten haben. Die Nachrüstung bestehender Standorte sei ein großes Aufgabengebiet der Digitalisierung.
Partizipation
Auch dem Thema Nutzerbeteiligung wurden zahlreiche Vorträge gewidmet. Karin Doberer, Geschäftsführerin der Firma Lernlandschaft in Franken/D, erzählte, dass in ihren Projekten – in Österreich z. B. die NMS Schwanenstadt – Ausstattung und Möblierung einen hohen Stellenwert einnehmen. Ihr ist es wichtig, eine Grundordnung zu schaffen, ohne die keine Flexibilität gelingt. Auch Michael Zinner/Kunstuniversität Linz würde sich wünschen, dass Bildungseinrichtungen einen Teil des Möbelbudgets zurückhalten und erst in den ersten Jahren nach der Besiedlung bewusst und gezielt einsetzen könnten.
Man war sich einig, dass Beteiligung nicht mit dem Architekturwettbewerb enden darf, sondern sich über den gesamten Planungsprozess bis hin zur Besiedelungsbegleitung – von Doberer auch als „Gebrauchsanweisung für Neues“ bezeichnet – erstrecken sollte. Um die Finanzierung und den erforderlichen Zeitrahmen für eine partizipative Projektbegleitung nachhaltig sicherzustellen, müsste diese als selbstverständliche Phase der Projektentwicklung angesehen werden. Denn nicht selten scheitert die Beauftragung von Beteiligungsprozessen an diesen beiden Faktoren.
Schule als lokales Zentrum
Ein weiterer Themenbereich betraf die Stadtteilfunktion von Bildungseinrichtungen. Als lokale Zentren mit Mehrfachnutzung können sie in ländlichen Regionen dem sogenannten „Donut-Effekt“ entgegenwirken, dem Aussterben der Ortskerne durch Abwanderung von Wohnen und Handel an die Peripherie. Das Zusammenwirken von mehreren Bildungseinrichtungen im Sinne von Bildungsclustern oder Bildungszentren stellt durch Synergienutzung einen Mehrwert für alle dar. Michael Zinner regte darüber hinaus die Fantasie an, auch andere Lernorte – „sinnliche Räume“ – zu finden und zu aktivieren. Orte außerhalb der Schule, die einen „bodenständigen“ Kontrast zur zunehmend digitalen Lern- und Lebenswelt der Kinder darstellen. So hat beispielsweise eine Südtiroler Gemeinde einen Bauernhof erworben, der nun als attraktiver Lernort mitgenutzt wird. Nicht nur eine interessante Erfahrung für die Kinder, sondern auch eine effektive Maßnahme gegen den ländlichen Leerstand und eine kostengünstige Lernraumbeschaffung.
Breiter Bogen
Karin Schwarz-Viechtbauer, Direktorin des ÖISS (Österreichisches Institut für Schul- und Sportstättenbau) als Kooperationspartner der Konferenz, referierte zum Thema „Entwicklungen im Bildungsbau“, wo sie Zukunftsfragen des Bildungsbaus aus Sicht des ÖISS beleuchtete – beispielsweise die Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen im Bildungsalltag oder die Herausforderungen, die in Zusammenhang mit dem Klimawandel auf die Planung zukommen (Raumklima, Vermeidung von Überwärmung etc.).