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Schutz vor Überwärmung

© Kurt Hoerbst
Saniertes Wohnhaus mit außen liegendem Sonnenschutz (Mariahilfer Straße 182, Wien, trimmel wall architekten)
© Kurt Hoerbst

Außen liegender Sonnenschutz ist eine sinnvolle Maßnahme im Wohnbau.

Wenn die Prognose der ETH Zürich vom Juli 2019 stimmt, dann wandert Wien bis zum Jahr 2050 in die Klimazonen von Skopje (+2 °C) und wird dann beispielsweise im heißesten Monat mit Temperaturen zu kämpfen haben, die um bis zu 7,6 °C wärmer sein werden als 1850.
Daher wird die Sommertauglichkeit von Wohngebäuden von vielen Experten als die wichtigste Herausforderung gesehen. Diese kann jedoch unter den aktuellen und prognostizierten Klimata und Hitzeperioden, aber auch infolge der für Heizwärme minimierten Bauweisen (Passivhaus, Minergie, Niedrigstenergie usw.) nicht mehr gewährleistet werden. Analog den passiven Maßnahmen beim Heizen wie dichte Gebäudehüllen und Wärmedämmung sind temporäres Beschatten der Fensterflächen und Nachtauskühlung die notwendigen passiven Maßnahmen für den Hitzeschutz in der warmen Jahreszeit. Andererseits dürfen Maßnahmen gegen Überwärmung nicht den Energieverbrauch fürs Heizen durch weniger solare Gewinne oder weniger Tageslicht erhöhen. Zudem verlangt die EU-Gebäuderichtlinie, dass Energieeffizienzmaßnahmen nicht zulasten des Komforts gehen dürfen.
Eine Verschattung sollte daher nicht dazu führen, fehlendes Tageslicht durch Kunstlicht zu ersetzen, welches keine biologische Wirkung hat, sondern nur der visuellen Wahrnehmung dient. Die bewusste Nutzung von Tageslicht steigert die Raumqualität, die persönliche Stimmung und die Leistungsfähigkeit. Starre Verschattungen können aber die ­Tageslichtnutzung stark beeinträchtigen und somit die Zuschaltung von elektrischer Beleuchtung erforderlich machen, ganz besonders an Tagrandzeiten und in der dunkleren Jahreshälfte. Permanenter Sonnenschutz wie Sonnenschutzglas, starre Lamellen oder sonstige nicht wegfahrbare Beschattungen führen zu einer schlechten Energiebilanz transparenter Bauteile. Sie minimieren infolge einer permanenten Verschattung die solaren Gewinne. Eine effiziente Beschattung von besonnten Fenstern ist an ca. 10 bis 20 Prozent der Tagstunden erforderlich, damit ein Vielfaches davon an Überwärmungsstunden, die bis tief in die Nacht reichen können, vermieden werden. Auch die Bauteilaktivierung kann eine Überwärmung des Raumes ohne Beschattung nicht verhindern. Nur zusammen mit Beschattungsmaßnahmen kann diese Technologie einer Überwärmung entgegenwirken. Markisen, Rollläden und Raffstore sind hier die ökologisch sinnvollste und gesündeste Wahl. 

Informationen
bvst.at