Finanzielle Darstellung unübersichtlich
Durch den beiderseits angenommenen Vergleich werden die Begründungen einer „Kostenexplosion“, die zum Baustopp geführt hat, jetzt nicht weiter untersucht. Sie wäre vermutlich auch politisch schwer zu argumentieren. Die finanzielle Darstellung ist jedenfalls unübersichtlich. Bei der nun angekündigten neuerlichen Ausschreibung als Totalunternehmerverfahren wird, wie bereits zuvor, wiederum eine Summe von 130 Millionen Euro genannt.
Ein interessantes Detail des Vergleichs besteht darin, dass dem Land Tirol die Berechtigung abgesprochen wird, den Entwurf 1:1 zu verwenden. Wohl wurde aber zugesichert, dass die Erkenntnisse des Architekturbüros und der Partner, etwa bezüglich der Lösung in der kniffeligen Frage von Busparkplatz, Erdgeschoßzonen und Garagen des benachbarten Landestheaters, umgesetzt werden dürfen. Die Teilung des Grundstücks mit Busgarage gilt als wesentlicher Hebel in einem konstruktiven Umgang mit den örtlichen Voraussetzungen. Den Architekten wiederum wird gestattet, ihr geistiges Eigentum weiterhin zu nutzen. Das dürfte jedoch nicht ganz einfach werden. Schließlich geht der gesamte Entwurf auf den speziellen Ort und die spezielle Nutzung ein. Zudem wartet vermutlich nicht an der nächsten Ecke jemand, der einen solchen großen öffentlichen Auftrag vergibt.
Schritt zum Totalunternehmerverfahren
Es gibt Befürchtungen, dass das gesamte Procedere einen Schritt weiter in die Richtung Totalunternehmerverfahren steuert. Auf Gemeindeebene werden in Tirol Aufträge zunehmend in dieser Art vergeben. Dadurch unterliegt die Beauftragung der Subunternehmer nicht mehr dem öffentlichen Vergaberecht. Die Privatwirtschaft hat dadurch mehr Macht als die öffentliche Hand. Auch die sogenannten „wettbewerblichen Dialogverfahren“ sichern stärkere Einflussnahme von Verfahrensorganisatoren anstelle unabhängiger Fachjuroren, was für die Baukultur nicht unbedingt Gutes bedeutet. Bauträger haben mitunter auch eigene Planer. Die Vermutung liegt nahe, dass das Land Tirol durch Totalunternehmerverfahren politisch mehr Einfluss auf Ausführung und Planung nehmen will.
Noch vor einigen Jahren war das Thema Baukultur ein wesentliches Identifikationsmerkmal für Tirol. Aus dieser Zeit stammt auch die Auflage, einen Wettbewerb für die Errichtung des MCI durchzuführen, der die Grundlage der ersten Ausschreibung war. Diesbezüglich hat es, so scheint es, im Laufe des Projekts einen Stimmungsumschwung gegeben.