369 Wettbewerbe
© Tritthart + Herbst ZT GmbH
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Sportmittelschule Graz

2025 übersiedelt die MS Algersdorf an den neuen Standort Smart City Graz. Das frei werdende Schulgebäude in der Algersdorfer Straße 11 soll zukünftig die Sportmittelschule beherbergen und mit dem geplanten Umbau bzw. der Erweiterung des Bestandsgebäudes adäquate Räumlichkeiten für eine Wissensvermittlung entsprechend neuer Lernformen/Lernsettings ermöglichen.

von: Redaktion

Der neue Standort mit seiner unmittelbaren räumlichen Nähe zum Sportbad Auster und den Trainingsstätten des Sportvereins ASKÖ eröffnet Kooperations­ und Trainingsmöglichkeiten in Ergänzung zu den Sportstätten der Schule.

Die Sportmittelschule wird derzeit und zukünftig zwölfklassig, mit je einer Fußball­, einer AHS­Sport­ und einer allgemeinen Sportklasse pro Altersstufe geführt und bietet allen sportbegeisterten Schülern eine umfassende polysportive Ausbildung. Diese dreizügige Organisationsform soll zukünftig durch die Etablierung von drei Clustern auch räumlich abgebildet werden.

Ausloberin
Stadt Graz – Stadtbaudirektion/Referat Hochbau
Europaplatz 20, 8011 Graz

Auftraggeberin im Realisierungsfall
Abteilung für Bildung und Integration
Keesgasse 6, 8010 Graz

Vorprüfung Architektur/ Verfahrensbetreuung
grabner | konrad architektinnen
Elisabethstraße 3, 8010 Graz

Art des Verfahrens
EU­weit offener, anonymer, einstufiger Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren gemäß § 32 Abs. 5 Bundesvergabegesetz (BVergG)

Gegenstand des Wettbewerbs
Erlangen von Vorentwurfskonzepten für den Zu­ und Umbau zur neuen Sport­MS Graz in 8020 Graz

Beurteilungskriterien
Konfiguration Baukörper und Außenräume; funktionale und gestalterische Einbindung in Bestand und Umgebung; Architektonische Qualität im Erscheinungsbild, Beitrag zur zeitgenössischen Baukultur, innovative Potenziale; Erfüllung des Raum­ und Funktionsprogramms, Umsetzbarkeit des pädagogischen Konzepts, Übereinstimmung mit den Zielen der Auftraggeberin, natürliche Belichtung der Aufenthalts­, Barrierefreiheit, Orientierbarkeit, Nutzbarkeit der Außenräume; Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung – Einhaltung des Kostenrahmens, Energieeffizienz, Klimaschutz, Umweltverträglichkeit

Preisgericht (ohne Titel)
Fachpreisrichter ZT­Kammer:
Andreas Bremhorst
Marion Gruber

Fachpreisrichter Fachbeirat für Baukultur:
Much Untertrifaller

Fachpreisrichter Stadtbaudirektion:
Bertram Werle
Martin Bukovski

Sachpreisrichter Abteilung für Bildung und Integration:
Günter Fürntratt
Winfried Ranz

Sachpreisrichter GBG:
Wolfgang Frischenschlager

Preisgerichtssitzungen
23. und 24.05.2023

Spiel, Satz und Sieg für neue Sportmittelschule

In den Westen der Stadt Graz kommt Bewegung rein. Das Grazer Architekturbüro Tritthart + Herbst lieferte in einem EU-weiten Wettbewerb den Siegerentwurf für die neue Sportmittelschule in Graz Eggenberg ab.

Insgesamt 52 Architekturbüros gingen beim EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerb der Stadtbaudirektion an den Start, und es waren einige, die die Herausforderungen mit Bravour meisterten. Dennoch konnte nur ­einer den Sieg für sich erringen: Das Grazer Büro Tritthart + Herbst Architekten bestach mit seinem Projekt, das in mehrfacher Hinsicht bewegt.

Neues Heimstadion

Gleich neben dem Sportbad Auster und nahe der ASKÖ-Sportstätte ist für junge, ­talentierte Menschen somit ein neues „Heimstadion“ geplant, das alle Stückerln spielen soll. Am Standort der einstigen MS Algersdorf und neben der bestehenden VS Algersdorf wird die neue Sportmittelschule Graz-Eggenberg einziehen. Sie wird nach den Planungen im Neubau mit einem Turnsaal im ersten Stock und einer Zuschauertribüne sowie einem möglichen Streetsoccer-Platz im Halbstock darüber bestechen und öffnet sich dank transparenter Verbindung zum bestehenden Schulbau bereits im Erdgeschoß zu weiteren Bewegungs- und Sportflächen im Freibereich. 

Zu den ca. 3150 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche im Bestand kommen 2700 Quadratmeter für den Neubau hinzu. Das gesamte Areal mit MS und VS ist 11.600 Quadratmeter groß. Mit der neuen Sportmittelschule und ihrer Anbindung an die bestehende Volksschule entsteht in ­Eggenberg ein klug durchdachter Schulcampus, der mit dem neuen Fuß- und Radweg sicher zu erreichen ist. Schüler:innen und Lehrer:innen profitieren von den großzügigen Sport- und Freiflächen mit Bäumen und Blühwiesen. Mit einer natürlich belüfteten Hallenkonstruktion aus Holz und einer PV-Anlage auf dem Dach setzen die Architekten ein Zeichen beim Klimaschutz. Mit diesem Projekt bekommt nun auch die Sportmittelschule, die derzeit noch in der Bruck­ner­straße angesiedelt ist, eine neue Heimat.

Sport am Podest

Dieses Wettbewerbsergebnis zeigt in besonderem Maß, wie Baukultur und Bau­qualitäten die Lebens- und Lernwelten von jungen Grazerinnen und Grazern positiv beeinflussen können. Das siegreiche Grazer Architektenteam stellt mit dem Turnsaal in der „Beletage“ des Schulneubaus den Sport auch architektonisch aufs Podest und nimmt gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Kinder in den Klassen, Lern- sowie Freizeitbereichen Bedacht. 

Die Sportanlagen im Inneren und Äußeren des Campus sind mit offenen Lernlandschaften verbunden, die dem Prinzip des Future Classroom Labs folgen. Dadurch entstehen verschiedene Lehr- und Lernszenarien. Räume zur Wissensvermittlung, für kooperatives Arbeiten, zum Forschen, zur Bewegung und zur Regeneration sind hier Räume des produktiven Miteinanders und haben eine hohe Aufenthaltsqualität für den ganzen Tag – ein gelungener Lebensraum Schule! 

Städtebaulich vervollständigt der Entwurf der neuen Sportmittelschule den Schul­cluster mit der Volksschule Algersdorf um den gemeinsamen, mit Bäumen begrünten und vom Straßenverkehr geschützten Schulvorplatz. In seinem Volumen und in den Fluchten nimmt das Gebäude Bezug auf einen bereits vorhandenen Nachbarn. Es ist dem Architektenteam ein besonderes Anliegen, keine Kinder in einen Keller hinunterzuschicken. Aus diesem Grund, und auch um seine Bedeutung als Herzstück der Sportmittelschule zu betonen, nimmt der Turnsaal eine erhöhte Position ein.  

Die nächsten Schritte

Der Planungsbeschluss soll im Herbst 2023 erfolgen, der Vorhabenbeschluss Ende 2024. Der Baubeginn wäre dann im Herbst 2026 möglich, die Inbetriebnahme im Herbst 2028.

1. Rang
Projekt 10

Tritthart + Herbst Architekten ZT-GmbH  

Graz
Gegründet 2016
herbst.tritthart.at

 

Projektbeurteilung (Juryprotokoll)

Städtebau 

Ein klarer Baukörper im Nordwesten des Bestandes rückt von diesem leicht gedreht ab und bildet so eine eindeutige und überdachte Eingangssituation. Durch das Zurücksetzen des dem Sport gewidmeten ­Zubaus entsteht eine gut proportionierte Platzerweiterung zwischen Volksschule und Sportmittelschule. Zur Algersdorfer Straße hin bleibt der Bestand bestimmend. 

Architektur und Funktion 

Der Sport als zentrales Element ist im gesamten Erweiterungsbau spürbar. Durch die Idee, die Sporthalle mitsamt den Umkleiden ins 1. Obergeschoß zu verlegen, entsteht im Erdgeschoß Platz für einen fließenden Bewegungsraum, der den neuen Haupteingang, eine großzügige Aula, den mit dem Freiraum verknüpften Ganztagesbereich und die im Bestand untergebrachten Cluster auf angenehme Weise verknüpft. Die Aula öffnet sich über drei Geschoße nach oben und eröffnet so Durchblicke in alle Bereiche. Hervorzuheben ist die gelungene Erschließung der einzelnen Cluster durch das bestehende – im Sinne der Nachhaltigkeit zu erhaltende – Stiegenhaus. Die direkt an der Aula liegenden Schmutzschleusen lassen die durch die Nutzer gewünschte schnelle Verbindung der einzelnen Cluster zu den Freisportanlagen zu. 

Alle Cluster sind gleichwertig im Bestand übereinandergestapelt. Vier Klassen sind in den Eckräumen untergebracht. Dazwischen bildet sich – mit wenigen geschickten Eingriffen im Bestand – die Lernlandschaft aus. Durch gut verortete Öffnungen der Cluster in den dreigeschoßigen Aulabereich ist der Bezug zum Mittelpunkt der Schule – dem Sport – in jedem Geschoß spürbar. Der Turnsaal mit der vorgelagerten Tartanbahn liegt im 1. Obergeschoß und ist so für alle Schüler gleichermaßen gut erreichbar im Mittelpunkt der Schule angeordnet.

Im 2. Obergeschoß befindet sich ebenso im Zentrum der Schule die Zuschauertribüne. Über die in diesem Bereich situierte Treppe werden die Freisportanlagen auf kurzem Weg erreicht. Diese klare Aufteilung von Funktionen im Gebäude, die eine gute Orientierung erwarten lässt, wird seitens Jury als sehr gelungen angesehen. Die Verortung der Verwaltung neben dem Eingang wird ebenso positiv bewertet wie die Unterbringung der Sonderunterrichtsräume im Dach. Das Kellergeschoß wird nicht mit Raumfunktionen belegt. Die Unterbringung aller Räume in den Obergeschoßen lässt ein sehr wirtschaftliches und qualitativ hochwertiges Projekt erwarten. 

Nachhaltigkeit und Klimaschutz 

Die Wahl der konstruktiven Durchbildung sowie die beschriebene Ausdifferenzierung der Materialwahl werden im Sinne der konstruktiven Nachhaltigkeitsaspekte besonders gewürdigt. Im Hinblick auf die Reduktion der grauen Treibhausgasemissionen ist u. a. die Einsparung an CO2-Emissionen durch Verzicht auf das Kellergeschoß hervorzuheben. Aus der „Nichtüberbauung“ der Sporthalle ergibt sich eine sehr wirtschaftliche Tragstruktur der Dachkonstruktion. 

Energieeffizienz 

Es handelt sich um einen sehr kompakten Baukörper mit einem sehr guten AV-Verhältnis. Die Anforderungen lt. klimaaktiv an den Heizwärmebedarf werden deutlich unterschritten. Bei der Bewertung des Kühlbedarfs des Gesamtgebäudes können die Mindestanforderungen lt. klimaaktiv deutlich unterschritten werden. Die PV-Anlage ist auf den Sheddächern geplant. 

Empfehlungen der Jury: 

Die Abstände zur nordwestlich gelegenen Grundgrenze sind zu prüfen und ggf. anzupassen. Die Anzahl der barrierefreien WCs je Geschoß ist unterzubringen. Das Projekt bzw. die gestaltungsrelevanten Details (z. B. Materialwahl) sollen im Zuge der weiterführenden Planung dem Fachbeirat für Baukultur vorgestellt werden.  

Tritthart + Herbst Architekten

Tritthart + Herbst Architekten wurde 2016 gegründet. Die beiden Architekten Hermann Herbst und Gregor Tritthart verschmelzen ein junges Team mit der Erfahrung eines Architekturbüros, das bereits seit 1977 durchgängig tätig ist.  

Wir interessieren uns ...
... wenig für modische Strömungen, sondern beschäftigen uns intensiv mit den städtebaulichen, funktionellen und technischen Anforderungen. Inspiriert durch eine Hypothese, die jedem Entwurf zugrunde gelegt wird, entsteht unsere Architektur. Wir arbeiten intensiv an der Reduktion auf das Wesentliche und uns interessieren Projekte in einem komplexen Bestandsumfeld am meisten dann, wenn durch Nachverdichtung spannende neue Räume geschaffen werden können. 

Wir brennen ...
… für den Architekturwettbewerb. Er gibt uns die Chance, uns auf das Wesentliche, den Entwurf, zu konzentrieren und die ideale Lösung zu finden. Warum so viele Auftraggeber dieses Werkzeug scheuen und auf so viel Einsatz und Ideen verzichten, ist uns unverständlich.

Wettbewerbsgewinne (Auszug):
Wohnbau Karlauerstraße, Graz (2020)
Bebauung Rankengasse/Karlauerstraße, Graz (2019)
Sanierung und Erweiterung Kunstuniver­sität, Graz (2018)

Tritthart + Herbst Architekten
Graz
herbst.tritthart.at