Langfristig investieren
Der Duden definiert Konsum als die Inanspruchnahme von Gütern und Dienstleistungen zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung durch private oder öffentliche Haushalte. Worin genau dieses Bedürfnis besteht und wie es sich befriedigen lässt, hängt von den individuellen Vorlieben, Gewohnheiten und natürlich auch vom Budget ab. Beim Bauen und Wohnen hat dies zu einem unüberschaubaren Warenangebot in jeder Produktgruppe geführt – von Baumarkt bis Manufaktur ist alles dabei. Während die einen über den Preis verkaufen, setzen die anderen auf Exklusivität. Wer billig kauft, kauft doppelt, sagt der Volksmund. Das ist nicht nur teurer, als wenn man gleich das hochwertigere Produkt gewählt hätte, sondern auch schlechter für die Umwelt. Zweimal Verpackung und Versand, mehr Rohstoffverbrauch, mehr Restmüll. Die Rechnung ist eindeutig.
Beispiele einer Gegenbewegung zum kurzlebigen Konsum gibt es immer öfter. Spätestens seit Beginn der Coronakrise stellen wir fest, wie abhängig wir von Lieferungen aus Fernost sind, wie fragil Lieferketten sind. Der schon lange bestehende Trend zu regionalen Produkten und Herstellern gewinnt dadurch an Schwung. Vom steigenden Umweltbewusstsein profitieren vor allem die heimischen Anbieter, die auf eine nachhaltige Produktion achten. Regional ist aber nicht nur vorteilhaft für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel. Bleibt die Wertschöpfung in der Region, profitiert nicht nur der Arbeitsmarkt, sondern auch die fachliche Qualifikation der Mitarbeiter, denn heimische Produzenten und Verarbeiter binden wertvolles Know-how in der Region. Wenn die Europäische Union per Gesetz Hersteller zur Reparierbarkeit ihrer Produkte zwingt, kann das nur gut für unsere Umwelt sein.
Reparieren statt wegwerfen ist ein weithin bewährtes Prinzip. Ein kleiner Exkurs: Die auch jenseits der Grenzen Österreichs immer bekannteren Waldviertler Schuhe sind modisch nicht der Dernier Cri und preislich auf beachtlichem Niveau, doch das ficht die wachsende Fangemeinde nicht an. Sie schätzen vielmehr die handwerkliche Qualität, Dauerhaftigkeit, Nachvollziehbarkeit der Lieferkette und Reparierbarkeit der robusten Schuhe. Wer Waldviertler kauft, will und wird sie viele Jahre lang tragen.
Stein heißt Vielfalt
Damit kehren wir zurück zum eigentlichen Thema Naturstein. Auch der Rohstoff Naturstein und die Projekte daraus sind vom Wandel betroffen. Technisch, weil computergesteuerte Maschinen Werkstücke präziser und schneller aus den Rohplatten sägen, und global, weil Natursteine aus allen Teilen der Welt lieferbar sind. Das war nicht immer so. Bis weit ins 20. Jahrhundert war Naturstein ein überwiegend regionales Baumaterial, alleine schon wegen der Schwere der Rohblöcke, die bevorzugt in der Nähe der Baustelle gewonnen und verarbeitet wurden. Mit der Globalisierung kamen unzählige neue Sorten an die Fassaden, in die Bäder und in die Küchen. Besonders auffällig sind die farbenprächtigen sogenannten Exoten aus Südamerika, aus Nordafrika, aus Madagaskar und von vielen anderen Fundorten. Gewolkt, gezackt, gestreift, jede Textur und Farbe hält Mutter Natur bereit. Für Expressive, für Klassiker, für Puristen, Traditionalisten, für den Landhausstil ebenso wie für das urbane Loft. Regelmäßig werden bislang unbekannte Vorkommen von Steinscouts erschlossen und von Steinmetzen und Natursteinwerken in Küchenarbeitsplatten, Duschrückwände, Terrassen, Stiegen und vieles mehr verwandelt. Manche Vorkommen erstrecken sich über ein großes Areal und reichen für Generationen, von einzelnen Sorten sind nur wenige Rohblöcke an einer einzigen Abbaustelle verfügbar. Wie überall gilt auch hier, wer es ganz besonders exklusiv will, zahlt mehr. Sogenannte Superexoten unter den Steinen sind in erster Linie optisch außergewöhnlich. Über die technischen Eigenschaften eines Gesteins sagt die Verfügbarkeit wenig aus, im Gegenteil. Während die allermeisten Materialien aus Europa ohne zusätzliche Verstärkungen auf der Plattenrückseite auskommen, sind etliche exotische Steine rückseitig mit Glasfasermatten armiert und vorwiegend für dekorative Aufgaben oder statisch weniger beanspruchte Projekte wie Duschrückwände, Möbel, Küchen oder Theken geeignet. Wer vorwiegend auf Faktoren wie Robustheit und jahrzehntelange Nutzung im Außenbereich wert legt, greift immer öfter zu Steinen aus der näheren Umgebung, die zugleich eine Verbindung zum Ort schaffen.