Fenster seien die Augen eines Hauses, sagt man. Sie ermöglichen Blickkontakt aus dem Inneren eines Gebäudes mit der Außenwelt, ganz so wie es die Augen für das Gehirn tun. So wie Form und Farbe der Augen Ausdruck und Charakter des dazugehörenden Gesichts prägen, tun es die Fenster beim Haus. Es ist kein Zufall, dass das altgermanische Wort für Fenster „Windauge“ lautet, was sich zum englischen „Window“ weiterentwickelt hat. Denn neben dem Sichtkontakt ermöglicht ein Fenster auch Schutz vor der Witterung, ein nicht unwichtiger Faktor im nördlichen Europa, der Ursprungsregion der Germanen.
Klimatische Bedingungen haben die Gestaltung der Fensteröffnungen wesentlich mitbestimmt. Schmale Schlitze in den Außenmauern reichten in heißen Gegenden aus, um Licht ins Hausinnere zu bringen. Die Hitze wollte man draußen lassen, dazu wurden die Öffnungen mit Gittern, textilen Vorhängen, Pergament oder Tierhäuten verhängt. Die Römer setzten erstmals Glas ein, das zwar Licht durch die Fenster ließ, zugleich aber vor Wind und Wetter schützte. Das gesamte Mittelalter hindurch blieben verglaste Fenster dem Kirchenbau vorbehalten, erst ab dem Spätmittelalter fand Glas auch im Wohnbau Verwendung.