Das Museum of Contemporary Art in Los Angeles, das olympische Stadion in Barcelona, die Shanghai Symphony Hall in China, der Allianz-Turm in Mailand und die Daimler-Benz-Hochhäuser in Berlin – sie und viele andere Bauten von internationalem Rang gehen auf das Konto des diesjährigen Trägers des Pritzker-Preises Arata Isozaki. Er ist einer derjenigen, die den Spieß einmal umdrehten: Statt West goes East brachte er den Osten in den Westen.
1931 im japanischen Ōita geboren,
studierte Isozaki an der Universität in Tokio und besuchte die Meisterklasse von Kenzo Tange, bei dem er nach dem Studium noch einige Jahre arbeitete. Schon bald machte er sich auch einen Namen mit seinen Vorlesungen in Tokio, aber auch in Havard oder Yale. Während sich seine heutigen Werke eher als pittoreske Kunst einordnen lassen, begleiteten viele Einflüsse sein architektonisches Schaffen: Die Faszination von Claude-Nicolas Ledoux und Karl Friedrich Schinkel lässt er ebenso immer wieder durchblitzen wie die Begeisterung für die Wiener Secession und die Postmoderne. Auch die Kunst von Man Ray und Friedrich Kiesler, deren Bekanntschaft er durch seine dritte Frau, die selbst Künstlerin war, machte, schlugen sich in seinem Werk nieder.
Architektur des Zwischenraums
Aufgewachsen mit Blick auf die Wüste, die der Atombombenabwurf 1945 hinterlassen hatte, war der Zwischenraum zwischen Bruchteilen von Häusern die erste Architektur, die sich in seinem Kopf abspielte. Er war damals 14 Jahre alt. Heute, mit 87, trägt er immer noch den Gedanken des Zwischenraumes mit sich. Den könne man schließlich nicht außer Acht lassen, und eine gewisse Leere ist in all seinen Projekten zu spüren. Isozakis avantgardistische Herangehensweise ist fließend und passt sich den Bedürfnissen und Einflüssen jeder Umgebung durch ein Konzept der miteinander verknüpften Zeit und Form an, das als „Ma“ bezeichnet wird. Eine durchdachte Verbindung zwischen globaler Universalität und lokaler Identität wird durch sein umfassendes kulturelles Denken deutlich. Interdisziplinäre Lösungen spiegeln eine tiefe Sensibilität für spezifische kontextuelle, ökologische und gesellschaftliche Bedürfnisse wider.
Wir haben das „Ma“
„Extravaganz ist für mich die völlige Stille. Wie macht man einen Film? Man hat eine Idee und man packt die Kamera aus, schon die Geschichte im Hinterkopf. Aber wenn man sich an die Ausführung macht, kommen vielleicht weitere Ideen hinzu und bringen alles wieder durcheinander oder es entwickelt sich etwas ganz anderes. Dieser besondere Moment ist für Künstler und Kreative wohl der wichtigste. Kein Raum, keine Zeit, aber wir haben das ,Ma‘, das zwischen Objekt und Objekt existiert, der Zwischenraum, Ton und Ton, dazwischen Stille und Pausen. Raum ist wichtig, der Zwischenraum ist es aber noch mehr.“
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