Haus+Wohnen 2023 Haus + Wohnen

Auf den Kopf gestellt

Fotos: © Christa Engstler
Fotos: © Christa Engstler

Besondere Ausgangssituationen erfordern innovative Lösungen: Dies ist bei einem Einfamilienhaus in Feldkirch gelungen, wo heute in außergewöhnlichen Schichten gewohnt und gelebt wird.

von: Barbara Jahn

An einem Südwesthang im Ortsteil Levis der Vorarlberger Stadt Feldkirch im Rheintal liegt ein Grundstück, das von zwei schmalen Erschließungsstraßen umschlossen und begrenzt wird. Ringsum bestehen schon weitere Einfamilienhäuser und eine Wohnbebauung, ostseitig wird das Grundstück von einem bewaldeten Hangrücken begrenzt. Die topografische Situation verleiht der Grundstücklage eine besondere Charakteristik: Mit den umliegenden Hügeln und dem Ausblick auf die Bergwelt, hoch oben über dem Talboden bis tief hinein in das Rheintal in die Bergwelt der Schweiz, lässt sich tief durchatmen.
„In jungen Jahren haben wir einen Rohbau gekauft und das Haus fertiggestellt. Wir haben uns in diesem Haus sehr wohlgefühlt, aber wir mussten damals einige Kompromisse eingehen. Jetzt wollten wir ein Haus nach unseren aktuellen Bedürfnissen und Vorstellungen errichten. Über die Jahre haben sich diese naturgemäß ver­ändert“, erzählen die Hausbesitzer. „Der Architekt sollte unsere Vorstel­lungen aufs Papier bringen und dann umsetzen.“
Gemeinsam mit dem Architekturbüro mitiska wäger architekten entstand unter Ausnutzung der Hanglage eine architek­tonische Lösung mit drei übereinander­liegenden Geschoßen. An oberster Stelle befinden sich die Wohnräume, die so den größten Lichteinfall genießen können und vom Blick über die nachbarschaftliche Bebauung profitieren. Die Schlafräume hin­gegen befinden sich im Zwischengeschoß, während die Eingangsebene mit Garage und Nebenräumen auf Straßenniveau geplant wurde.
Eine Besonderheit ist die durchgängige Lichtfuge, die nicht nur viel Tageslicht tief ins Gebäude lässt, sondern auch Orientierung schafft. Hier erfolgt die Erschließung des Hauses über Stahltreppen. Auch dem Außenraum wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt: Das weit auskragende Terrassen­element ermöglicht einen gedeckten Freibereich mit Wetter- und Sonnenschutz auf der Wohnebene. Das Hausdach ist über eine eigene Treppenerschließung begehbar und dient als Terrasse und Sonnendeck mit eigener Außenküche. Vom Dach hat man schließlich einen Rundum-Panoramablick mit direkter Blickbeziehung zum historischen Ambergschlössle.

Genau für uns gebaut
„Beruflich hatten wir immer wieder mit dem Architekturbüro mitiska wäger zu tun. Durch die bisherige Zusammenarbeit waren wir uns sicher, dass dies der richtige Ansprechpartner für uns ist“, sagen die stolzen Bauherren, die ihr neues Haus in vollen Zügen genießen. „Uns war es sehr wichtig, dass ein Architekt mit uns in den Dialog geht, unsere Wünsche ernst nimmt und für Diskussionen offen ist. Es sollte nicht nur die Architektur im Vordergrund stehen, sondern vor allem unsere Vorstellungen und persönlichen Bedürfnisse. Uns war es ganz wichtig, dass das neue Haus für uns beide ein Wohlfühlort wird.“

 

Persönliche Bedürfnisliste
Da die Bauherren sich schon lange mit dem Thema beschäftigt hatten, gingen sie schon mit konkreten Vorstellungen in das erste Gespräch mit den Architekten. Der Architekt schlug vor, eine Liste mit persönlichen Bedürfnissen – „wie sie wohnen wollen“ – zu erstellen und weniger zu definieren, wie das Haus aussehen sollte. „Wir haben dann eine Liste pro Person und eine gemeinsame Liste erstellt und diese dem Architekten überreicht. Auf der Liste stand etwa behinderten- und altersgerechte Bauweise, Fahrradraum mit direktem Zugang, lichtdurchflutete, helle Räume, ein großer Esstisch. Der erste Entwurf begeisterte uns sofort und da war definitiv klar, dass wir dieses Projekt angehen.“
Es folgte ein intensiver Prozess in der Planung und während der Bauphase. Immer wieder wurden Details neu geplant, optimiert und diskutiert. „Letztendlich ist es heute ein Haus genau nach unseren Vorstellungen. Wir fühlen uns ausgesprochen wohl in unserem neuen Haus. In den täglichen Abläufen macht sich bemerkbar, dass das Haus genau für uns gebaut wurde. Die hellen lichtdurchfluteten Räume, die gute Zugänglichkeit unseres Sport-Equipments, den großen Esstisch für Gäste und die Dachterrasse mit dem tollen Ausblick genießen wir besonders.“ 

Projekt
Haus am Schlosshang, Amberggasse  29, Feldkirch

Bauherren
Barbara und Hubert Ganath

Architektur
mitiska wäger architekten zt, Bludenz

Statik
Büro HEBB + Partner

Projektdaten
Grundstücksfläche 660 m²
Bebaute Fläche 207 m²
Wohnnutzfläche 330 m²
Bruttogeschoßfläche 593 m²

Projektablauf
Planungsbeginn 11/2021
Baubeginn 04/2022
Fertigstellung 06/2023

Materialien
Bauweise: Stahlbeton
Fassade: Vollwärmeschutz Polystyrol, Rillenputz
Decken- und Wandoberfläche: Spachtelputz glatt, mineralisch gestrichen
Dach: Stahlbeton/Bitumen bekiest
Fenster/Türen: Alukonstruktion
Bodenbeläge: innen Parkett, außen Naturstein
Sanitärgegenstände: Catalano
Heizung: Erdwärme-Fußbodenheizung, Gyrofocus Kamin – frei hängend und um 360° drehbar
Kühlung: Erdwärme-Deckenkühlung
Aufzug: Schindler
Küche: PoliformAlufenster: JOBARID Metallbau GmbH, Röthis
Glaserarbeiten: Glas-Müller GmbH, Frastanz
Sonnenschutz: M. Berthold GmbH, Rankweil
Garagentor: ROTH Torsysteme
Natursteinmauer: Stein LAMPERT
Möbeltischler: HUGL KG Tischlerei, Feldkirch
Küche: DESIGNKUECHE, Muther Manuel, DolceVita MöbelhandelsgmbH

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