In einem Zeitungsartikel sagen Sie: „Baut angemessen!“ Was ist mit dem „Unangemessenen“ gemeint?
Unangemessen ist es, wenn ein Konzept gebaut wird, welches nicht erhalten werden kann. Und es ist auch unangemessen, wenn es in der Nachbarschaft nicht verträglich ist. Zwei wesentliche Themen – Leistbar-
keit und Verträglichkeit mit Maßstäblichkeit und Erscheinungsbild. Die Selbstabsicherung gewinnt im Alter an Bedeutung, weil sich der Staat auch bei Sozialwohnungen die Förderung und Unterstützung kaum mehr in der bisherigen Art leisten kann und will. Die Angemessenheit beginnt beim Bauen mit der Materialwahl für die Situation. Die Reparaturen und Wartungen, der Unterhalt von Ausstattungen oder technischen Ausstattungen müssen leistbar bleiben. Ich bin auch selbst in dieser Situation. Stellen Sie sich vor, wie einfach es im Verhältnis ist, ein Haus nur zu kalken oder neu zu streichen. Im Gegensatz zu einer Demontage oder Neuerrichtung von Fassaden oder Fassadenteilen.
Viele Zielprogramme sprechen von Klimaneutralität. Es gibt das Passivhaus mit maximal gedämmter thermischer Hülle und mechanischer Lüftung mit Wärmerückgewinnung, es gibt Sonnenhäuser mit Nutzung der Sonnenenergie für Heizung und Warmwasser. Was halten Sie von diesen Konzepten?
Mit den Errichtungskosten muss ich vorrangig den Unterhalt bewerten. Zum Teil sind Konzepte auch Moden. Ich habe in meinem Haus angemessene Öffnungen geplant. Die Befensterung hat da nicht so großen klimatischen Einfluss wie bei den heute „modernen“ großen Glasflächen, die nicht notwendig sind. Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn jemand technisch bewandert ist und alltägliche Reparaturen in seinem Haus selbst erledigen kann. Wer aber technisch hoch ausgestattet und auf den Fachkräfteeinsatz von Firmen angewiesen ist, muss höchst vorsichtig sein. Es ist nicht sinnfällig nach 20 bis 30 Jahren ein Bürogebäude abzureißen. Viel liegt an der Übertechnisierung, die ein Problem für die Nachhaltigkeit ist.