Dass dieses Projekt nur eine Anerkennung beim diesjährigen Balthasar Neumann Preis – benannt nach dem Würzburger Barockbaumeister – erhielt, verwundert. Immerhin konstatiert die Jury der von der Deutschen Bauzeitschrift und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure für herausragende baukulturelle und technische Leistungen verliehenen Auszeichnung, dass sich die neue Unternehmenszentrale der Drogeriemarktkette dm in Karlsruhe „mit Balthasar Neumanns Würzburger Residenz vergleichen“ lässt. Das „dialogicum“ des Stuttgarter Architekturbüros Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten ist, so die Jury, „ein großes, fortschrittliches und raffiniertes Gebäude“, das mit seiner „proto-barocken Wölbung der Eingangsfassade innerhalb des übergeordneten kompositionellen Systems präzise und eindeutig auf den Empfang hinzuweist.“ Die Architekten haben ein Bürohaus entworfen, das durch seine unaufdringliche Ästhetik, seine harmonischen Proportionen und eine mit Balkonen und Holzrahmenfenstern erzeugte wohnliche Ausstrahlung besticht.
100 Jahre alte Ziegel
Darüber hinaus ist das Firmengebäude aber vor allem ein Signal für nachhaltige Architektur und ein Bauwerk, das – im Sinne der Auslober – „beispielhafte, innovative und über technisch etablierte Standards hinausgehende“ Qualitäten beweist. Die 5700 Quadratmeter große Fassade wurde aus teilweise über 100 Jahre alten Ziegeln von Abbruchhäusern hergestellt. Die Stuttgarter Architekten verwenden solcherart wieder in den Bauprozess gebrachtes Baumaterial seit vielen Jahren, weil dafür weder bei der Herstellung noch für einen Recyclingprozess Energie benötigt wird.
Das Verwaltungsgebäude beruht auf einer wabenartigen Grundrissstruktur, die sich um acht Innenhöfe gruppiert. Es gibt 1800 Arbeitsplätze, Konferenzbereiche und ein Mitarbeiterrestaurant. Der Baukörper
ist oberirdisch vier- bzw. dreigeschoßig und eingeschoßig unterkellert. Vom Vorplatz aus betritt man das Gebäude über ein zweigeschoßiges Foyer und die daran angegliederte Haupterschließungsachse, die sich in Ost-West-Richtung durch das gesamte Gebäude zieht. An deren östlichem Ende befinden sich das Mitarbeiterrestaurant, der große Saal und ein zweiter Eingang, der eine Fußgängeranbindung an den nahe gelegenen Bahnhof gewährleistet. Die Haupterschließungsachse im Erdgeschoß bildet gleichzeitig den Foyer- und Pausenbereich für die Konferenzräume.