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Best of Interior 2022

Fotos: © Callwey Verlag
Die Auszeichnung „Best of Interior 2022“ geht an das Projekt „Raum für Geschichte“ von Hannes Peer.
Fotos: © Callwey Verlag

Namhafte Interior-Designer und Innenarchitekten haben exklusive Wohnprojekte in einer nie dagewesenen Bandbreite aktueller Wohnstile für den jährlich stattfindenden Wettbewerb des Callwey Verlags eingereicht.

Bereits zum achten Mal hat der Callwey Verlag den Award „Best of Interior“ ausgelobt. Es ist der wichtigste Wohndesign-­Award für Innenarchitekten und Interior ­Designer. Herausragende private Einrich­tungs­konzepte wurden gesucht: harmonisch, wohnlich, zeitgemäß und persönlich. 

Raum für Geschichte
Aus den zahlreichen Einreichungen hat die Expertenjury die 50 besten Beiträge ausgewählt und gekürt. Der erste Preis wurde an Hannes Peer Architecture, Mailand, für das Projekt „Raum für Geschichte“ (Mailand) verliehen. In seinen Interieurs überlagern sich historische und zeitgenössische Einrichtungsstile, die den Projekten eine nos­talgische Magie verleihen. Der aus Südtirol stammende Architekt arbeitet gerne mit dem, was die vorgefundenen Räume an Zeitschichten zurückgelassen haben. In der Privatwohnung Casa Ortello im Mailänder Stadtteil Porta Romana hatte ein missglückter Umbau in den 1980er-Jahren jedoch in den Räumen keinerlei Spuren hinterlassen, die es zu bewahren gab. Nur das Gebäude selbst, das aus der Art-déco-Ära stammt, blieb als Referenz. Inspiriert von Domizilen der Modernisten Carlo Mollino, Georgia O‘Keeffe oder Robert Mallet-Stevens schuf Peer ein eklektisches Interieur, das mithilfe der neuen Raumaufteilung überzeugend inszeniert wurde. Gelungen ist dem Architekten zudem die Zusammenführung vergangener Stilepochen mit dem sehr praktischen Nutzungsszenario einer vierköpfigen Familie im 21. Jahrhundert. Hier wurden keine Möbelklassiker zu einer musealen Gesamtschau zusammengestellt, sondern mit Farben, Formen und Materialien sowie neu gestalteten und Vintage-Möbeln eine Atmosphäre zwischen behaglichem Rückzugsort und repräsentativer Mailänder Dolce Vita geschaffen. Der Kommentar der Bauherrenfamilie: „Wir haben Hannes anvertraut, unsere Wünsche in den Raum einzuschließen, den wichtigsten Ort unseres Lebens. Aufgabe sehr gut gelöst!“

Minimalismus
Eine Anerkennung ging an das Studio Oink für das Projekt „Ruhepol im Big Apple“ (New York City). Das Studio aus Leipzig hat bei diesem Projekt gezeigt, dass eine smarte Planung eine enge, dunkle, kleine Wohnfläche in einen hellen, großzügigen, leichten Wohnraum verwandeln kann. Die präzise Planung, die zarte Farbgebung und das Spiel zwischen Klarheit, Minimalismus und trotzdem Raum für Überraschendes sowie die Liebe zum Detail machen das Projekt in seiner Gesamtheit zu etwas Besonderem. Durch die vertikalen Öffnungen zwischen den Geschoßen und durch das Oberlicht wirkt die Wohnung luftig und freundlich. Helles Holz als Bodenbelag, für die Wandpaneele, Treppengeländer, Einbauschränke oder auch für die Küche vermittelt einen klaren, warmen Eindruck und ist ein starkes Gestaltungselement in diesem Projekt. Die Kombination mit dem grauen Betonboden in der Küche und der vollkommene Verzicht auf den Einsatz von Fliesen in den Bädern lässt alles noch schlichter und minimalistischer erscheinen. Durch den klaren, reduzierten Einsatz von Materialien und Farben sowie den cleveren, zeitgemäßen Grundriss wurde aus einer kleinen, engen Wohnung ein unaufgeregtes Zuhause für eine junge Familie. 

Über den Dächern
Eine weitere Anerkennung ging an Georg Kayser, Heilbronn, für die Arbeit „Dem Himmel so nah“. Über den Dächern von Barcelona befindet sich dieses Projekt, das die Jury mit der Wahrung des Bestandes und des authentischen spanischen Flairs überzeugt hat. Durch das eingebaute große Schiebefenster öffnet sich die Wohnung zu einem Freisitz, von dem aus man den Blick auf die Stadt genießen kann. Die Bestandsdecke wurde sensibel saniert und damit gleichzeitig inszeniert. Die Formensprache der Decke gibt die Struktur der liebevoll detaillierten Möblierung vor. Die Küche, gebaut mit Naturstein und Holz, die als Monolith in einen Essplatz übergeht, ist ein zentrales Element der Wohnung. 

Japanisch wohnen
Für das Projekt „Waldbaden in der Stadt“ (Berlin) erhielten Charlotte Wiessner, Carlo Berlin Architektur & Interior Design, Berlin, eine weitere Anerkennung. Sie verwandelten eine Wohnung mitten in Berlin in ein Zuhause japanischer Kultur. Um Traditionen, handwerkliche Besonderheiten und künstlerisches Pathos aber nicht bloß zu kopieren oder zu imitieren, galt es, die Komponenten des japanischen Alltags mit den architektonischen Vorgaben einer mehr oder weniger gewöhnlichen Wohnung typisch deutschen Zuschnitts zu vereinen. Dunkelrotbraunes Holz wurde zu maßgefertigten Einbauten in schnörkellos strenger Formensprache verarbeitet, wiederkehrende kreisrunde Elemente erinnern an das nationale Wahrzeichen der aufgehenden Sonne.
 

Alt und Neu
Elias Kronberger und Josef Eham vom Büro Eham in Hausham erhielten eine Anerkennung für das Projekt „Zurück auf Anfang“. In eine rund 250 Jahre alte Gebäudehülle in Oberbayern setzten sie ein modernes Holzhaus. Eine jahrhundertealte Zirben­stube findet hierin genauso Platz wie ein modernes Bad. Alt und Neu harmonieren gestalterisch, aber auch hinsichtlich des Komforts: Der Flachbildfernseher verschwindet hinter einem historischen Gemälde. Und während die per Smartphone steuerbare Fußbodenheizung unsichtbar für Wohlfühltemperatur sorgt, lockt in Winternächten ein Kachel­ofen aus dem Jahr 1780 zum Beisammensein. Von der Holzbauweise bis zur Dämmung mit Schafwolle – die Planer achteten bei jedem Detail auf Wohngesundheit und Kreislauffähigkeit. 

BEST OF INTERIOR 2022
Die 50 schönsten Wohnkonzepte
© 2022 Callwey GmbH

1. Auflage 2022 
336 Seiten
ca. 350 Fotos und Zeichnungen; 
23 x 30 cm
Gebunden

ISBN 978-3-7667-2585-1