An die IG Architektur, 1060 Wien.
Für den Planlos-Award 2011 wurden 46 Projekte vorgeschlagenen, über die in der IG-Architektur allgemein online abgestimmt wurde. Anschließend wurden von einer, von der IG-Architektur eingesetzten und unabhängig entscheidenden Jury drei Projekte nominiert. Aus diesen wurde die Gewinnerin ausgewählt und im Rahmen der 10-Jahres-Gala bekanntgegeben.
Eines der drei nominierten Projekte ist der als Katastrophen-Wettbewerb bekannt gewordene Wettbewerb für den neuen Kindergarten im Stadtpark. Was war bei diesem Wettbewerb geschehen? Er wurde den Regeln des Bundesvergabegesetzes und der Wettbewerbsordnung entsprechend organisiert und vorbereitet. Es wurde eine kompetente Jury ausgewählt. Juroren waren praktizierende und wettbewerbserfahrene Architekten. Zur Vorsitzenden wurde Architektin Prochazka gewählt.
Lt. Protokoll verlief die Jurierung in wettbewerbsüblicher Weise, wobei nach zwei Durchgängen festgestellt wurde: „In der anschließenden Diskussion halten die Preisgerichtsmitglieder einstimmig fest, dass sich aus den 100 Projekten kein Siegerprojekt aufdrängt. Die hohen Anforderungen … werden in Teilbereichen von einzelnen Projekten ausgezeichnet erfüllt. Im Zusammenspiel zeigen die Projekte aber unterschiedlich signifikante Defizite.“
In der Folge kam es zur Entscheidung keinen ersten Preis zu vergeben. Es wurde ein Projekt mit dem zweiten Preis bedacht, das schwerste funktionelle Mängel aufweist, mehrere zwingende Anforderungen der Auslobung nicht erfüllt und die Nutzung gemäß den zeitgemäßen kindergartenpädagogischen Grundsätzen nicht erlaubt. Es wurden unzählige tief in Kernbereiche des Projekts eingreifende Verbesserungen in der Weiterbearbeitung vorgeschlagenen. In der Schlussphase kam es lt. Protokoll offenkundig zu einer extremen Polarisierung innerhalb der Jury. Insbesondere erstaunt, dass die Vorsitzende der Jury eine derartige gruppendynamische Zuspitzung durch eine geeignete Juryführung nicht vermieden hat.
Dies war ein ganz schwerer Fehler, der die eigentliche Ursache für die Entwicklung zur Katastrophe war. Dieses für eine vergaberechtskonforme Beauftragung an einen Sieger untaugliche Ergebnis wurde der Ausloberin, der MA 19 übergeben. Die MA 19 hat erkannt, dass die vorgeschlagene Vergabe an den 2. Preisträger aus vergaberechtlichen Gründen nicht möglich gewesen ist und dass die von der Jury vorgeschlagene Überarbeitungfaktisch zwingend zu einem völlig neuen Projekt geführt hätte. Völlig vergaberechtskonform wurde daher erkannt, dass es mangels eines ersten Preises und angesichts der gravierenden Mängel des Projekts auch keine Beauftragung geben kann.
Obwohl das Ergebnis für die Jury blamabel und für die teilnehmenden Architekten eine Katastrophe war und auch zu Diskussionen führte, die den Wettbewerb als Auswahlmethode grundsätzlich in Frage stellten, wurde seitens der MA 19 ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben, der zu einem umsetzbaren Ergebnis führte – vergaberechtlich zwingend war dieses Vorgehen nicht. Nun also wurde dieses Verfahren für den Planlos-Award 2011 nominiert und der Leiter der MA 19, DI Kobermaier vor den Vorhang gebeten.
Es wurde nicht die Jury, die durch ihre Entscheidung diese Katastrophe herbeigeführt hat, für den Preis nominiert. Es wurde nicht die Juryvorsitzende Prof. Mag. arch. Prochazka zur Entgegennahme aufgefordert! Nein! Es wurde genau diejenige Ausloberin, die MA 19, die sich in der Vergangenheit massiv für die Durchführung von Architekturwettbewerben eingesetzt hat, für den Preis nominiert. Es wurde deren Leiter, der sich stets für gute Architektur und die Auswahl durch Wettbewerbe eingesetzt hat und der sich nach der katastrophalen Juryentscheidung beim damals zuständigen Stadtrat Schicker massiv und erfolgreich für die weitere Abhaltung von Wettbewerben eingesetzt hat, absolut ungerechtfertigt an den Pranger gestellt und für die schweren Fehler der Jury verantwortlich gemacht.
Diese Planlos-Nominierung ist völlig sachwidrig und in keiner Weise gerechtfertigt! Sie ist außerordentlich unanständig! Sie ist architekturpolitisch für die Sache des Wettbewerbs an sich schwer schädigend! Sie ist schamlos, dumm und feige! Ich fordere die IG-Architektur und die von ihr eingesetzte Planlos- Jury auf, diese Nominierung zu bedauern und zurückzuziehen und sich bei der MA 19 und deren Leiter, Dipl. Ing. Kobermaier zu entschuldigen, der für eine rechtlich einwandfreie Vorgehensweise auch in diesem Verfahren im Sinne des Vergeberechts und der Auslobungsunterlagen ebenso wie im Sinne des Baurechts gesorgt hat.
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