368 Wettbewerbe
© Franz und Sue ZT GmbH
Schaubild Pausenhof mit Wandelgang und Freiklasse
© Franz und Sue ZT GmbH

Bildungs­zentrum Fröbel­gasse, Leoben, Stmk

Die beiden Volksschulen Leitendorf und Göss sind jeweils für deutlich mehr Schüler ausgelegt als derzeit an den Standorten unterrichtet werden – in beiden Objekten gibt es leerstehende Räume. Aufgrund des anstehenden Sanierungsbedarfs sowie anderer Herausforderungen in bautechnischer und barrierefreier Hinsicht wurde seitens des Gemeinderats der Stadtgemeinde Leoben der Beschluss gefasst, die beiden Schul­standorte auf einen zu konzentrieren.

von: Redaktion

Der Standort des Bildungszentrums Fröbelgasse wird die derzeitige VS Leitendorf sein. Die VS Göss dient während der Sanierung von 2024 bis 2026 als Ausweichstandort für die VS Leitendorf. Das neue Bildungszentrum soll nach der Zusammenlegung der beiden Standorte als eine 16-klassige Volksschule in Form einer Ganztagesschule mit Frühbetreuung geführt werden.

Da die VS Leitendorf unter Denkmalschutz steht und die Bestandsbaukörper zu erhalten sind, handelt es sich um eine Generalsanierung mit additiven Neubauten als Ergänzung (Turnsäle, Zentralgarderobe, Aufzug zur Schaffung einer barrierefreien Erschließung).

Auftraggeber (Auslober)
Stadtgemeinde Leoben
Erzherzog Johann-Straße 2, 8700 Leoben

Verfahrensbetreuung/Vorprüfung
Kampus Raumplanungs- und Stadtentwicklungs GmbH
Joanneumring 3/2, 8010 Graz

Gegenstand des Wettbewerbs
Gegenstand des Wettbewerbs ist die Erlangung von Bebauungsvorschlägen für die Generalsanierung der VS Leitendorf mit additivem Neubau als Ergänzung. 

Art des Wettbewerbs
EU-weiter, nicht offener, einstufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren und anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Architekturplanungsleistungen gem. BVergG

Preisgerichtssitzung
02.02.2023

Preisgericht
Fachpreisrichter: 
Arch. DI Dietger Wissounig (Vorsitz)
DI Fioretta Pliem-Schwarzkogler (Stv.) 
Arch. DI Thomas Heil, Graz
Sachpreisrichter:
Bürgermeister Kurt Wallner 
Bernhard Wolfahrt Bed BA

Preisgelder
1. Preis: € 6000,– zuzüglich 20% USt.
2. Preis: € 4000,– zuzüglich 20% USt.
3. Preis: € 2000,– zuzüglich 20% USt.

Leoben erfindet sich neu

Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren als grünes Zentrum der Obersteiermark neu positioniert und diverse zukunftsweisende Projekte auf Schiene gebracht.

Leobens Metamorphose von der reinen Industriestadt hin zur florierenden Großstadt im Kleinformat, in der Wirtschaftskraft und Lebensqualität, Tradition und Innovation eine stimmige Symbiose bilden, hat in den letzten Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Eines unserer Erfolgsgeheimisse ist sicherlich die gute Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie. Auch die ortsansässigen Global Player wie AT&S, Knapp, Mayr Melnhof, voestalpine oder RHI haben dieses Potenzial erkannt und investieren Millionenbeträge in den Ausbau des Wirtschaftsstandortes. Das Angebot an Arbeitsplätzen wächst rasant. 

Unser Auftrag ist daher klar: Rahmenbedingungen für urbanes Leben mitten in der Natur zu schaffen, damit die Menschen gut und gerne in Leoben leben und arbeiten. Moderner Wohnraum, ein gut ausgebautes Radwegenetz, Naherholungsräume entlang der Mur, ein ansprechendes kulturelles Angebot und qualitativ hochwertige Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur universitären Ausbildung. Bildung ist der Grundstein für ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Leben, aber auch ein Schlüssel für den Erfolg unserer Stadt. Es ist mir daher ein großes Anliegen, bestmögliche schulische Rahmenbedingungen für unseren Nachwuchs zu schaffen und den Bildungsstandort Leoben mit modernen Schulzentren zu stärken.

In den letzten Jahren sind daher große Summen in den Bildungssektor geflossen, um vorhandene Bausubstanz durch neue pädagogische und architektonische Konzepte aufzuwerten, was sowohl beim 2016 eröffneten Bildungszentrum Pestalozzi (Investition: 14 Millionen Euro) als auch beim Bildungszentrum Innenstadt (Investition: 17 Millionen Euro), das seit Beginn des Schuljahres 2019/20 in Betrieb ist, hervorragend gelungen ist. Großen Wert haben wir dabei stets auf die frühzeitige Einbindung aller Interessensgruppen gelegt. Durch diese Beteiligungsprozesse konnten alle Wettbewerbsbeiträge bestens auf die Anforderungen der zukünftigen Nutzer abgestimmt und somit Akzeptanz und Nachhaltigkeit in der Bevölkerung erreicht werden.

Bedürfnisse erarbeitet

In den kommenden Jahren wird mit dem Bildungszentrum Fröbelgasse im Stadtteil Leoben-Leitdendorf ein weiteres modernes Bildungszentrum entstehen. Das diesbezügliche Wettbewerbsverfahren, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligt haben, ist abgeschlossen. Auch im Zuge dieses Projektes wurden die Bedürfnisse der Schulgemeinschaft in einer vorgelagerten Ideenwerkstatt, durchgeführt vom Architekturbüro nonconform, erarbeitet. Im Rahmen einer Jurysitzung Anfang Februar wurde aus den anonym eingereichten Beiträgen das Siegerprojekt ermittelt. Durchsetzen konnte sich der Entwurf des Wiener Architekturbüros Franz&Sue, der allen Ansprüchen an eine moderne Schule mit unterschiedlichsten Lern- und Betreuungssituationen gerecht wird und die Balance zwischen der Erhaltung bestehender Strukturen und zeitgemäßer Pädagogik in unseren Augen bestmöglich meistert.

Das Bestandsgebäude, das in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts vom Leobener Architekten Emmerich Donau geplant wurde, gilt als besonders gelungenes und authentisches Beispiel für den Funktionalismus dieser Zeit und steht als klassischer Typ einer Gangschule der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz. Beinahe sämtliche Ausstattungselemente wie die originalen Terrazzoböden, Mosaike, Umkleideschränke im Gangbereich sowie Türen und Holzfenster inklusive der Beschläge sind originalgetreu erhalten geblieben und sollen nun mit gezielten Maßnahmen qualitätsvoll weiterentwickelt werden. Der weitere zeitliche Rahmen sieht für 2023 die Fortsetzung des kooperativen Prozesses mit der Schulgemeinschaft sowie die Vergabe von Planungsleistungen vor, im kommenden Jahr erfolgen die Einreichungen bei der Baubehörde.

Geplanter Baubeginn ist 2025 und mit Beginn des Schuljahres 2026/27 soll das neue Bildungszentrum in Betrieb gehen. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 16 Millionen Euro.

1. Preis
Projekt 03

Franz und Sue ZT GmbH 

Wien
gegründet 2017
franzundsue.at

Verfasser
DI Harald Höller, Alexandra Lea Zöldhegyi, Claude Probst, Jan Schöpf, Maximilian Ebner

Projektbeurteilung (Auszug Juryprotokoll)

Typologisch verbindet das Projekt die denkmalgeschützten Baukörper (den dreigeschoßigen Schulbaukörper, den Verbindungstrakt und den ursprünglichen Turnsaal) mittels Verbindungsgängen mit den Umkleiden und dem neuen Turnsaal zu einem Hof-Typus. Diesem gelingt es wie nebenbei, drei klare, gute proportionierte Außenräume entstehen zu lassen: einen Vorplatz, einen intimeren Pausenhof und den direkt an den Umkleiden liegenden Turnplatz. Der Turnsaal erhält ein leicht geneigtes Satteldach in derselben Neigung wie es die Bestandsbaukörper haben. Eine filigrane Holzkonstruktion mit flächenbündigem PV-Dach bildet den räumlichen Abschluss.

Organisatorisch besticht die Lage der Zentralgarderobe und die Vielfalt und Einfachheit der Erschließungsmöglichkeiten.

Nicht zuletzt überzeugt das Projekt aus denkmalpflegerischer Sicht. Im Großen schließen einfache niedrige Dächer der Verbindungsbaukörper an das Ensemble an und im Detail wird der zu erwartende Umgang mit dem hochwertigen Bestand durch den Umgang mit den raffinierten Garderobeschränken dargestellt. Diese bleiben vom Gangbereich im geschlossenen Zustand in ihrem Charakter, wie sie heute erscheinen, aber durch Öffnen dieser entsteht eine setzkasten-ähnliche Verbindung zwischen Klasse und Gangfläche.

Alles in allem auf vielen Ebenen ein überzeugendes Projekt, das auch durch die Einfachheit der Eingriffe eine ökonomische Umsetzung erwarten lassen kann.

Die Urheberrechte für die Pläne und Renderings liegen – wenn nicht anders angegeben – bei den Verfassern.

Franz&Sue

Das Architekturbüro Franz&Sue ist 2017 aus dem Zusammenschluss zweier Büros in Wien entstanden und ist mit rund hundert Mitarbeitern aus 18 Nationen im gesamten deutschsprachigen Raum tätig und als Wettbewerbsbüro vor allem auf öffentliche Aufträge spezialisiert. 

Wir glauben an ...
... Relevanz abseits von Mode. Deshalb ist unsere Architektur klar, radikal und nachhaltig. Und von Menschen für Menschen gemacht, nicht für Prestige oder Trends. Der Dialog auf Augenhöhe ist uns ein wichtiges Anliegen. 

Wir sind ...
… Generalplaner, die in großen interdisziplinären Teams arbeiten. Dabei haben wir gelernt, genau zuzuhören und der besten Idee mehr Raum zu geben als hierarchischen Strukturen. Wir sind davon überzeugt, dass Architektur dann wirklich gut werden kann, wenn ein „Gemeinsam“ entsteht und jeder seine Eitelkeit ab und zu begräbt. 

Wir legen großen Wert ...
… auf Qualität. Deshalb investieren wir genauso viel Zeit, Energie und Hingabe am Ende eines Projektes wie am Anfang. Wir glauben, dass sich gute Architektur dadurch auszeichnet, dass sie Veränderung aushalten und Adaptionsfähigkeit zeigen muss, unabhängig davon, wie sie benutzt wird. 

Gut organisierte Wettbewerbe ...
... leisten einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Baukultur. Oft bieten sie auch jungen Büros die Chance, interessante öffentliche Bauaufgaben zu bearbeiten. 

Wettbewerbsgewinne (Auszug):
Bildungszentrum Fröbelgasse, Leoben
Berliner Stadtreinigungsbetriebe, mit Schenker Salvi Weber – wettbewerbe.cc
Bauträgerwett­bewerb Village im Dritten, 1030 Wien, Bauplatz 12A – Ausgabe 3/2021 (356) 
Schule, Kindertagesstätte, Sporthalle und Parkplatz, Rodingen, Luxemburg, ARGE mit AM – Schemel Wirtz ­Architectes (Luxemburg)– Ausgabe 1/2021 (354)

Franz und Sue ZT GmbH
Wien
gegründet 2017
franzundsue.at