Haus und Wohnen 2020 Haus + Wohnen Thema

Das Haus nach Maß

© Christa Engstler Bludenz
Gemeinsam mit den Bauherren werden genau angepasste Dimensionen entwickelt.
© Christa Engstler Bludenz

Welche Vor- und Nachteile hat die Beauftragung eines Architekten bei Planung und Bau eines Einfamilienhauses? Eine Vielzahl objektiver Kriterien untermauert die Argumente, die für das Hinzuziehen von Architekten sprechen. Einige Einwände, wie das Vorurteil, Architekten seien so teuer, erscheinen bei genauerer Betrachtung in einem anderen Licht.

von: Susanne Karr

Um Klarheit zu schaffen, ist es vielleicht nützlich, absolute Ausschlussgründe für die Beauftragung eines Architekten zu erkennen. Da wäre etwa ein überdimensionales Ego des Architekten zu nennen, was in diesem Zusammenhang bedeuten würde, dass die Wünsche der zukünftigen Bewohner hinter der Vision des Planers zurückstehen müssen. Wenn man an jemanden gerät, der präzise Vorstellungen hat, wie ein Haus auszusehen hat, bleibt dem Auftraggeber wenig Mitspracherecht. 

Auch wenn das absurd anmutet: Es passiert gar nicht so selten, und man hat dann als Bauherr erstaunlich wenige Chancen, seine eigenen Wünsche einzubringen. Man bekommt ein Haus, wie der Architekt es sich idealerweise vorstellt. Ein historisches Beispiel dafür ist etwa die Villa Tugendhat in Brünn: Da durfte man keine Bilder aufhängen, weil Mies van der Rohe verkündete, das Haus sei fertig und perfekt, so wie es war. Nun kann man vielleicht in diesem Fall noch von Glück reden, dass das Endergebnis doch einige ästhetische Pluspunkte für sich hat – dennoch befremdet ein solch autoritäres Statement, wenn man Architektur auch als praktische Ausführung persönlicher Vorstellungen der Auftraggeber versteht.

Planungsleistung ist abstrakt

Häufig steckt hinter der Entscheidung, warum man keinen Architekten hinzuziehen möchte, ein psychologischer Moment, der die finanzielle Abwicklung betrifft. Die Crux hierbei: Die Hauptleistung der Architekten liegt im Vorfeld des Bauens. Und das Empfinden der Bauherren ist dann oft: „Da habe ich noch nichts dafür gekriegt.“ Denn wenn die Planung auf dem Papier durchgeführt und erarbeitet ist, sieht man vom konkreten Bau noch nichts. Das ist ein Augenblick, in dem Bauherren häufig nicht einsehen, warum sie schon bezahlen sollen. Die Planungsleistung ist zu abstrakt, um sie als Arbeit anzuerkennen. So lange „nichts zu sehen ist“, will man noch kein Geld ausgeben. Wenn es vonseiten der Architekten dann eine Kostenschätzung gibt, wird hinunterverhandelt. An diesem Punkt will man noch kein Honorar zahlen. In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass durch das Hinzuziehen von Architekten das Gesamtprojekt nicht teurer wird.