Wohnen mit Weitwinkel

© Robert Niederl, robertniederl.com
Die Größe des Hauses ist von keinem Blickwinkel aus vollständig zu erkennen.
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Widescreen, Klosterneuburg / Architekt DI Zoran Bodrozic

Zwischen einem Wäldchen im Nordwesten und einer steilen Wiese im Süden mit freiem Blick über die Donau und auf das Stift Klosterneuburg entstand dieses Haus für eine Großfamilie. Jeder sollte hier seinen Platz finden – mit zwei Kaminen und nur einem kleinen Fernsehgerät sowie mit freiem Blick aus allen Zimmern des dreigeschoßigen Hauses. Der in Zagreb geborene Architekt Zoran Bodrozic, seit 2002 mit Büro in Wien, schuf ein Haus mit zwei völlig verschiedenen Längsseiten: die vollverglaste Südostfront mit eingeschnittener zwei­geschoßiger Loggia, bestehend aus überdachter Terrasse mit einem geschützten Balkon darüber, und die geschlossene zweigeschoßige Nordfassade, die in der mittleren Ebene an den West- und Ostkanten mit ihren geschützten Eckterrassen mittels Schiebetüren verbunden ist.

Eine diagonale Eingangsstiege führt zum Haupteingang in der mittleren Wohnebene. Dort befinden sich zwei durch einen Kamin getrennte Wohnbereiche, ein Fernsehraum, der mit einem Bad ausgestattet auch als Gästezimmer fungiert, sowie ein Büro und der Haupteingang mit der Garderobe. Beim Öffnen der Eingangstüre ist der weite Blick aufs Panorama besonders präsent. In den unteren zwei Ebenen sind Gemeinschaftsräume untergebracht: in der ersten Ebene eine Wohnküche mit einem zusätzlichen Essbereich und einem Kamin, einem Wellnessbereich mit Sauna, diverse Hobbyräume und im Zwischenbereich zu der unterirdischen Garage die technischen Bereiche und die große Garderobe, die über zwei Atrien belichtet werden. In der obersten Ebene befinden sich die Zimmer und Bäder, die den persönlichen Rückzugsbereich aus dem offenen Bereich des Hauses darstellen. In den unteren Haupträumen befinden sich fast keine Türen, auch wenn sie optional geplant sind.

Zink-Titan-Fassade
Bodrozic, der in seinen Projekten immer wieder gerne den kontrolliert rostenden Cortenstahl einsetzt, hat die Zufahrt von den Nordterrassen mithilfe einer Cortenwand getrennt. Auch die alle Ebenen miteinander verbindende repräsentative Stiege besteht aus Cortenstahl. Als Fassadenmaterial hat sich der Architekt für vorgehängte Zink-Titan-Platten entschieden, die der Fassade ein dunkles, im Tagesverlauf immer wieder anders erscheinendes Erscheinungsbild verleihen und das Haus unauf­fällig in die Natur einbetten. So wird die Größe des Hauses auf keiner Seite vollständig ablesbar – auch auf der tiefer gelegenen Straße im Süden bleibt die große Glasfassade zum Teil verdeckt.

Passiver Solargewinn
Die großen Glasflächen sind mit außen liegendem Sonnenschutz versehen und tragen somit, gemeinsam mit dem Glasdach über der Stiege, im Winter zum passiven solaren Gewinn bei. So wird das Gebäude zum Niedrigenergiehaus, das mittels einer Sole-Wärmepumpe, die auch mit einer kompletten Wohnraumlüftungsanlage gekop­pelt ist, über eine Fußboden­heizung beheizt und durch bauteilaktivierte ­Decken in den oberen beiden Ge­schoßen gekühlt wird.

Projekt
Widescreen Klosterneuburg, NÖ

Bauherr
privat

Planung
Architekt DI Zoran Bodrozic, Wien, azb.co.at

Landschaftsplanung
Kramer&Kramer, Zöfing bei Judenau, kramerundkramer.at

Statik
Dr. Wilhelm Pilgram, Wien

Projektdaten
Grundstücksfläche: 4200 m²
Bruttogeschoßfläche: 250 m², unterirdisch 584 m²
Nutzfläche: 758 m², Garage 203 m²
Planungsbeginn: 2015
Baubeginn: 2016
Fertigstellung: 2018

Baumaterialien
Fassade: ZInk-Titan-Platten
Dämmaterial: Mineralwolle
Außenwände: Stahlbeton
Innenwände: Gipskarton
Bodenbelag innen: Holzboden Eiche voll
Bodenbelag außen: Stein

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