Höhengestaffelte Baukörper
Die Kleingliedrigkeit der Gesamtstruktur erlaubt eine höhenmäßig differenzierte Anordnung der einzelnen Reihen, aber auch der Einheiten innerhalb der Reihe. Gegenüber den Nachbargebäuden ergeben sich optimierte Ausblicke aus den in den Obergeschoßen gelegenen Schlafräumen sowie geschützte private Frei- und Gartenbereiche auf den unteren Ebenen. Durch die Auffächerung der Einheiten entstehen an der südlich gelegenen Gartenseite sich voneinander wegdrehende, private, individuelle Freibereiche, deren Einsichtigkeit vom Nachbargrundstück her minimiert wird. Durch das Verschieben des Obergeschoßes gegenüber dem Erdgeschoß werden überdachte Bereiche und ein natürlicher Sonnenschutz für die Südwest- bzw. Nordostterrassen geschaffen. Die Stirnseiten des Obergeschoßes zeigen Sonnenschutzelemente in Form von semitransparenten Lochblechfassaden, die – in Segmente geteilt – mittels einer einfachen Konstruktion verschiebbar sind, um Sonnenschutz und Einblick je nach individuellem Bedürfnis steuern zu können.
Auch der Wohnbau staffelt sich dem Geländeverlauf folgend von Westen nach Osten ab. Die Wohneinheiten sind in einem höhenversetzten zweigeschoßigen Baukörper untergebracht. Die Anlage wird durch einen zentralen Eingangsbereich gegliedert, der als barrierefreie Erschließung für das gesamte Bauwerk dient. Der Haupteingang wird von einem Aufenthaltsraum flankiert, der direkt in Verbindung mit einer nordwestseitigen Terrasse und einem Kinderspielplatz steht, um das Zusammentreffen zwischen Alt und Jung, zwischen Besuchern und Betreuten an einem zentralen Punkt möglich zu machen. Die interne Erschließung wird über ein zentrales Stiegenhaus mit Aufzug barrierefrei ermöglicht. Sämtliche Wohnungen sind mit Terrassen und Balkonen ausgestattet, die mit Vordächern und verschiebbaren semitransparenten Sonnenschutzelementen ausgestattet sind. Erdgeschoßwohnungen erhalten einen Eigengartenanteil. Der bestehende Grüngürtel wird im Süden des Gebiets fortgeführt und stellt eine Lärmschutzbarriere zur dahinter liegenden Landesstraße dar. Auch in Richtung der ostseitig gelegenen landwirtschaftlichen Nutzung entsteht ein Grüngürtel.
Heizen und kühlen mit Beton
Das vom Land Niederösterreich, der Bundesinnung Bau, der Plattform BauMassiv, Betonmarketing Österreich und der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) geförderte Projekt setzt ein innovatives Gebäudetechniksystem ein: Heizen und kühlen mit Beton. Sämtliche Wohneinheiten werden mit betonkernaktivierten Geschoßdecken ausgestattet, die mithilfe der Thermischen Bauteilaktivierung zum Heizen und passiven Kühlen dienen. Den Strom für die Sole-Wasser-Wärmepumpen mit Erdwärme-Tiefensonden liefert der Energieversorger EVN aus dem benachbarten Windpark. Bei Windkraftüberschuss wird ein Signal an eine Steuereinheit gesendet, die der Wärmepumpe eine Freigabe für die Wärmeerzeugung gibt.
Massive Gebäudestrukturen, insbesondere Geschoßdecken aus Beton sowie massive Wände aus Ziegelmauerwerk, besitzen eine hohe thermische Speicherkapazität und eignen sich daher hervorragend als thermische Energiespeicher. Damit lassen sich Umweltenergien wie Wind, Sonne und Erdwärme gut nutzen. Um die Wirkungsweise der Bauteilaktivierung über thermischen Komfort und Energieverbrauch messbar darstellen zu können, wird bei diesem Projekt eine Vielzahl an Sensoren verbaut, die Betriebsdaten in der Nutzung liefern. Das Pilotprojekt in Sommerein wird über ein Monitoring dazu beitragen, fortführendes Know-how zu gewinnen.
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