Die Entwicklung des adidas Campus World of Sports in Herzogenaurach beginnt 1999 und basiert auf einem Masterplan für ein ca. 59 Hektar großes Gelände der ehemals von der US-Armee genutzten Militärbasis. 2014 lobte der Sportartikelhersteller einen beschränkten Wettbewerb für einen neuen Firmencampus aus, für den sich 200 internationale Büros beworben hatten. Österreichische Architekten scheinen ein gutes Händchen für den in den 1920er-Jahren gegründeten Konzern zu haben: 2006 plante das Wiener Architekturbüro querkraft das Adi-Dassler-Brand-Center, das Mitarbeitergebäude 2011 stammt vom Grazer, in Deutschland tätigen Architekten Klaus Kada. Auch beim Wettbewerb für den Campus rangierten Österreicher vorne: Die Planung für den Bauteil West wurde den zweitplatzierten Caramel Architekten aus Wien zugesprochen, beim Bauteil Südost wurden zwei Sieger gekürt: Delugan Meissl aus Wien und Behnisch Architekten aus Stuttgart.
Architektur in Stahl
Den Zuschlag für das südöstliche Gebäude erhielt schlussendlich das Büro aus Deutschland. Mit der Konzernzentrale „adidas ARENA“ realisierten Behnisch Architekten ein Beispiel für den Einklang von anspruchsvoller Architektur und Tragkonstruktion. Mit innovativer Ingenieurbaukunst wurden viele Neuentwicklungen der Stahl- und Verbundbauweise technisch umgesetzt und in überzeugender Weise gelöst. Das multifunktionale Stahl- und Verbundtragwerk steht in Harmonie mit Architektur und Funktion. Der Gebäudekomplex besteht aus einem in die Landschaft integrierten Erdgeschoß in Massivbauweise und dem sogenannten Überbau in den Grundrissabmessungen 143 mal 118 Meter. Zur Steigerung der Flexibilität in den Geschoßen wurde auf Diagonalen und aussteifende Wände zugunsten einer 3D-Gesamtstruktur aus vier Trägerrostebenen verzichtet, die aus im Abstand von 8,10 Metern kreuzweise gespannten Hauptträgern und biegesteif angeschlossenen, kastenförmigen Innenstützen besteht.
Erschlossen wird das Gebäude von einer weit gespannten, skulpturalen Stiegenhausanlage im Foyer. Durch die große helle Lichtöffnung im Dach leitet sie die Mitarbeiter in die luftige Höhe der dreigeschoßigen Arbeitswelt und eröffnet den Blick ins Foyer. Die drei Obergeschoße mit hochmodernen Arbeitsplätzen in flexibler Grundrissstruktur ruhen über dem Gelände auf 67 V-förmig angeordneten, mit Beton verfüllten Stahlrohrmantelstützen, die das Tragwerk aussteifen. Das in einer Gartenanlage eingebettete Erdgeschoß bildet zugleich den Zugang zur „World of Sports“.
Dunkel und hell
Die Gestaltung des Eingangsbereichs soll die Marke adidas in Szene setzen. Ein monochromes Farbspektrum charakterisiert die Zugangssituation zum zentralen Foyer. Die dunklen und hellen Töne, in denen der geschliffene Estrich gehalten ist, finden sich in der Gestaltung der Deckenelemente aus Metall wieder. Sie markieren die Wegeführung für Besucher und Mitarbeiter. Abgesehen von der Wartelounge im Eingangsbereich, die farblich stark akzentuiert ist, sind Wand, Boden und Decke in einen einheitlichen Blauton getaucht. Die Büroflächen der drei Obergeschoße wurden auf der Basis von Clustern entwickelt. Pro Ebene gibt es sechs Zugangsbereiche mit farblich gestalteten Zuordnungen.