Sie könnten zum Aufreger des Jahres werden: Die Badezimmer entdecken die Farbe für sich und tauschen hygienisches Blitzweiß gegen freche Akzente und selbstbewusste Farbtöne ein. Ob einen das schockieren muss? Schließlich war das weiße Saubermann-Image für viele Jahrzehnte der Stempel, den alle Sanitäreinrichtungen – privat oder in öffentlichen Einrichtungen – aufgedrückt bekamen. Seit einigen Jahren gibt es nun schon ein paar zaghafte Ansätze, doch Mut zu beweisen. 2019 aber wird so richtig gekleckst.
Persönlich
Gestaltungsexperten sagen den Bädern eine individuell maßgeschneiderte Zukunft voraus: Das bezieht sich zum einen natürlich auf die Ausstattung, bei der es nach oben wohl kaum eine Grenze gibt. Von der horizontalen Dusche bis zur Waschtoilette, von der in den Boden eingelassenen Badewanne bis zum multisensoralen Allroundwassererlebnis ist schlicht alles zu haben. Auch bei den Materialien kann man sich austoben: Fliesen, Keramik und Feinsteinzeug haben schon lange Konkurrenz von Marmor, Hightechwerkstoffen, Metall und sogar Holz bekommen – man kann aus dem Vollen schöpfen. Kombiniert wurde meist mit ähnlichen Farbnuancen und Ton-in-Ton-Konzepten. Schließlich sollte man im Bad ja auch die Ruhe finden, die man im stressigen Alltag so sehr vermisst. Die Ablöse der weißen Eminenz war jedenfalls schon längst fällig und nun geht es erst so richtig los.
Herzerwärmend
Wer Angst hat, dass der pure Minimalismus verloren geht, darf sich freuen: Er bleibt uns erhalten. Viele Sanitärproduzenten feilen an ihrer Technik, möglichst feine, schmale Radien herzustellen, um die gewünschte Zartheit zu gewährleisten. Welche Farbe könnte das Filigrane besser untermalen als Schwarz – edel, elegant und modern zugleich. Für Puristen ist Schwarz ein klares Statement von Individualität und passt – zeitlos wie es eben ist – zu Marmor, Beton, aber auch Holz und Metall. Der extravagante Klassiker findet sich aber auch in den Armaturen wieder, sogar in unterschiedlichen Schattierungen, ermöglicht durch innovative Fertigungsverfahren. Darin manifestiert sich eine Art Industrial Style: Viele der verchromten Modelle bekommen ein schwarzes Geschwisterchen, das Wasser spendet. In dieselben oder in ähnliche Fußstapfen treten Grau und Greige, wobei Ersteres ein Wunder an Kombinationsfreudigkeit ist, während Zweiteres eine Wortschöpfung aus Grau und Beige ist und eine Kategorie von Farbe im Bad darstellt, die mit einer zweiten Farbe eine dauerhafte Verbindung eingeht und etwas Neues schafft. Greige unterstreicht den Loftcharakter, während Grau ein geheimnisvolles Multitalent bleibt.
Erfrischend
Gemütlich wird es zweifelsohne auch mit dem Comeback von Braun- und Goldtönen – beginnend beim einladenden Holzboden bis hin zur mit Blattgold beschichteten Waschschale. Hier ist die Lebendigkeit ein absolutes Muss, Abstufungen und Nuancen sind das Um und Auf – Schlamm, Lehm oder Terrakotta, Bronze oder Rost, Olive, Tannenwald oder Zedernholz, Puder oder Taupe –, was immer gefällt, wird Teil eines harmonischen Ganzen. Wer sich in dieses warme Farbspektrum verliebt, streift ein wenig historisch anmutendes Interieur. Falsch machen kann man eigentlich nichts – zählen doch Kupfer, Messing und andererseits Naturfarben zum absoluten Trend. Stark im Kommen sind auch Pastelltöne: Mint, Rosa oder ein helles Blau machen das Bad freundlich und wohnlich und erinnern vielleicht ein bisschen an die Ära des Lilien-Porzellans mit seiner positiven, poppigen Ausstrahlung. Es geht aber auch ganz anders: Cool bleiben, heißt die Devise, und zwar mit Blau- und Grüntönen, die ja bekanntlich eine sehr beruhigende, ausgleichende Wirkung auf die menschliche Psyche haben. Mit Grün kommt man mehr den Sehnsüchten nach dem Natürlichen nach, wobei Grün eine Farbe ist, die niemals aus der Mode kommen wird. Blau hingegen bildet eine gedankliche Einheit mit dem Element Wasser, getragen von der Fliese bis zum Handtuch. Weiß bleibt jedoch in jedem Fall der Klassiker schlechthin im Bad, wobei auch hier mit unterschiedlichen Tönungen ein neues Zeitalter anbricht.
Gefühlvoll
Wer spannungsvolle Farbkombinationen mit weniger Knalleffekt sucht, wagt sich an die Königsdisziplin in der farbigen Badgestaltung: die Zusammenstellung mehrerer Farben, die ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Kombinationen aus mehreren Farben bei gleicher Helligkeit und Qualität sind dabei wohl am anspruchsvollsten und gleichzeitig individuellsten. Eine Farbe gibt den Ton an, drei bis vier weitere Farben unterstützen den harmonischen Gesamteindruck. Ton-in-Ton-Farbkonzepte verleihen dem Badezimmer hingegen eine ruhige Ausstrahlung. Eine Farbe übernimmt hierbei die Vorherrschaft in der Gestaltung. Für das Interior Design bedeutet Monochromie allerdings selten die homogene Gestaltung der Fläche mit einem Farbton, sondern die Abstufung von Flächen mit verschiedenen Abtönungen und Nuancen einer Farbe. Dadurch entsteht ein dezent differenzierendes Tiefenbild ohne Kontraste, das dank der Einfarbigkeit eine starke Ausdruckskraft entfaltet. Abhilfe schaffen dabei auch dreidimensionale Fliesen, die durch das Relief mit Licht und Schatten spielen – das mitunter Verspielte ist eine glatte Einladung zum Fühlen und Angreifen. Doch das Ganze hat auch einen praktischen Hintergrund: Rutschfestigkeit, nicht unwesentlich im Nassraum. So gibt es noch eine Eigenschaft, die sich immer mehr durchgesetzt hat: In die Fliesen eingebrannte Silberionen stören den Stoffwechsel der Bakterien und hemmen so ihr Wachstum – sauber und vor allem dauerhaft wirksam.
Diskret
So können sie alle erfüllt werden, die großen Wünsche für kleine Bedürfnisse: Die ausladenden Jacuzzis haben abgenommen und passen nun als schlanke Whirlpoolwanne auch in kleinere Badezimmer. Die neuen WCs sind oft schon spülrandlos und lassen sich mit einem Quick-Release-Mechanismus wirklich einfach reinigen und die private Sauna kann man Platz sparend ins Wohnzimmer stellen. Herz, was willst du mehr?
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