Die Flüchtlingskrise in Österreich und Deutschland beschäftigt auch die Architekturschaffenden. Während sich „Starchitects“ wie Wolf D. Prix abfällig über „Barackenromantik“ und „Sozialbaumeisterei“ äußern, machen sich Architekturinitiativen, NGOs und Hochschulen Gedanken, wie man auf den steigenden Bedarf nach schnell errichteten, praktischen, günstigen und trotzdem halbwegs menschenwürdigen Wohnmöglichkeiten reagieren kann.
Wie etwa „Architektur ohne Grenzen Austria“ (AoGA): Der gemeinnützige Verein, Mitglied des internationalen Netzwerks „Architecture Sans Frontières International“, hat unter anderem die Wiener Caritas bei der Einrichtung einer Küche in einem Flüchtlingsheim beraten. Man sucht einen pragmatischen Zugang zum Thema. „Es zählen Zahlen, Daten, Fakten“, erläuterte Fabian Wallmüller, Architekt und AoGA-Vorstandsmitglied, anlässlich der Podiumsdiskussion „Flüchtlingskrise und Baukultur“. Die Statistik Austria prognostiziert einen – ohne Zuwanderung theoretischen –Rückgang der österreichischen Bevölkerung auf 6,2 Millionen im Jahr 2075. Die so genannte Willkommenskultur sei eine ökonomische Vernunftfrage, folgert Wallmüller und liefert eine Zahl des deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts nach: Demnach amortisieren sich die Ausgaben des Staates für einen Migranten nach drei bis zehn Jahren aufgrund der durch ihn generierten Mehrproduktion.