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Für Sonne und Schatten geformt

© Rieder Group / Ditz Fejer
© Rieder Group / Ditz Fejer

Mit dem Apartmenthaus Solstice on the Park in Chicago beweist Architektin Jeanne Gang, dass Hochhaus und klimagerechtes Bauen kein Widerspruch sein müssen.

Der Name ist Programm: Solstice, also Sonnen­wende, hat Jeanne Gang ihren neuen Wohnturm im Stadtteil Hyde Park in der South Side von Chicago genannt. Es ist nicht das höchste Gebäude der renommierten Architektin, die wesentlich zum neuen Bild jener Stadt beiträgt, die der Dichter Carl Sandburg einst „City of the Big Shoulders“ nannte. Aber es ist eines, das beispielhaft für das Bestreben des Studio Gang steht, Ökologie, architektonische Zeichenhaftigkeit, städtebauliche Einbindung in das Umfeld und Sinnlichkeit in Einklang zu bringen. Die signifikante Form des Gebäudes wurde anhand von Sonnendiagrammen ausgetüftelt: An der Südfassade ist die schräg nach innen gestellte Verglasung auf den Einfallswinkel der Sonne hin optimiert. Am Tag der Sommersonnenwende beträgt er auf Chicagos Breitengrad 72 Grad, womit die hoch stehende Sonne in der heißen Jahreszeit dank der im gleichen Winkel geneigten Glasfläche nicht ins Gebäude eindringt und so dazu beiträgt, Kühlenergie zu reduzieren. Bei tief stehender Wintersonne hingegen wird der solare Gewinn maximiert und das Sonnenlicht kann weit in die offenen Grundrisse der dahinterliegenden Wohnräume eindringen.

Eine wichtige Rolle für das harmonische Verhältnis des Wohnhochhauses zu seiner Umgebung spielt die Fassadenverkleidung. Über 4000 Quadratmeter der nur 13 Millimeter dünnen Platten concrete skin aus nicht brennbarem Glasfaserbeton umhüllen die Konstruktion aus vorgespanntem Stahlbeton. Die Textur und Farbigkeit der aus mineralischen Rohstoffen bestehenden Paneele sorgen für einen ästhetischen Einklang mit dem Charakter des von Sandstein- und Ziegeltönen geprägten Stadtteils. Der dunkle Farbton liquid black betont das Muskulöse der Struktur, sanftes Beige von sandstone und sahara, das gut mit dem hohen Anteil an Holzoberflächen im ­Inneren korrespondiert, für wohnliche Wärme. Die Neigung lässt die Baumkronen ­näher und größer erscheinen und bewirkt dank vergrößerter Glasflächen maximalen Ausblick.

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rieder.cc