Pflege oft lästig, aber wichtig
Und praktisches Know-how ist im Garten gefragt, denn Pflege ist nun mal das Um und Auf im Garten. „Aber für viele lästig“, weiß Hochwartner, „da wird man dreckig oder man bekommt Kreuzweh.“ Ein schöner Garten ohne Pflege bleibt aber Illusion. Natürlich kann man einen Garten pflegeleicht gestalten; beispielsweise kleine Rasenflächen vorsehen oder Heckenpflanzen verwenden, die nicht oder nur selten geschnitten werden müssen. Und wenn die Geduld ganz fehlt, dann Stauden verwenden.
Gleichgültig, welche Pflanzen man wählt, man muss sie immer richtig einsetzen. „Es gibt Menschen, die gegen Koniferen Vorurteile haben“, erzählt Hochwartner. Aber gerade in der Stadt auf Dachterrassen machen sich Koniferen besser als Kirschlorbeer oder Bambus. Koniferen sind immergrün, „stehen auch im Winter nicht nackt da, und es gibt sogar welche, die ihre Farbe verändern“. Wie die japanische Sicheltanne (Cryptomeria japonica), die sich in der kalten Jahreszeit bräunlich verfärbt und dann wieder grün wird, oder die Bergkiefer (Pinus Mugo Carstens Wintergold), die eine knallgelbe Farbe annimmt.
Das Thema „Garten im Winter“ kommt übrigens langsam in Österreich an. Dabei geht es darum, auch in der kalten Jahreszeit spannende Augenweiden zu setzen. Nachdem Laubbäume von November bis März kein Laub tragen, kommen jene ins Spiel, die durch ihre Rinde beeindrucken: Zum Beispiel die Tibetkirsche (Prunus serrula) wirkt durch ihre mahagonibraune Rinde, oder die Rinde der Schlangenhaut-Ahorne (Acer capillipes oder Acer pensylvanicum) ist aufgrund ihrer Zeichnung, die einer Schlangenhaut ähnelt, unverwechselbar.
Selbstversorger mit Strohballen
Ein Trend, der schon seit der Wirtschaftskrise Einzug hielt und bis heute ungebrochen andauert, ist das Thema Selbstversorgung. Der Traum, im eigenen Garten frisches, gesundes Obst und Gemüse anzubauen, zu ernten und im besten Fall auch zu verarbeiten. Häufig kommen für den Anbau Hochbeete zum Einsatz. Sie ermöglichen eine schonende Arbeitshaltung und entlasten Rücken und Knie. „Das einfachste Hochbeet ist ein Strohballen“, erklärt Bernd Hochwartner, der in der Buckligen Welt einen zwei Hektar großen Experimentiergarten beackert. Der Strohballen speichert gut die Flüssigkeit und eignet sich für Regionen, wo es mindestens zweimal die Woche regnet: „Einfach mit der Schaufel in die Strohballen Löcher machen, ein wenig Erde dazu und die Pflanze einsetzen“, so Hochwartner, und, ohne extra zu gießen, soll die grüne Pracht wachsen. Neben Hochbeeten sind Kräuterspiralen für kleine Gärten ideal. Darin können Salbei, Rosmarin, Basilikum oder Koriander mit unterschiedlichen Standortbedingungen perfekt angebaut werden.
Vielfalt im Garten unterstützen
Vielfalt oder Biodiversität ist nach wie vor im Garten ein wesentliches Stichwort. „Die Stadt ist da ja eh eine Oase, aber auf dem Land sieht es schon anders aus“, so Hochwartner. Noch immer werden in Österreich täglich 13 Hektar Fläche versiegelt und „eine national koordinierte Raumplanung ist nicht in Sicht“, so Christian Sturmbauer, Professor an der Universität Graz. Sturmbauer ist Teil des unabhängigen Netzwerkes Biodiversität Österreich, das sich aus 21 Expertinnen und Experten zusammensetzt. Der Flächenverbrauch und die ungebrochene Bevorzugung einer groß strukturierten Landwirtschaft machen der Artenvielfalt zu schaffen. „Zwar weisen einzelne Maßnahmen der Regierung in die richtige Richtung – beispielsweise die geplante ökosoziale Steuerreform oder der neue Biodiversitätsfonds“, erklärt Franz Essl, ebenfalls Mitglied des Biodiversitätsrates, „doch die Anstrengungen müssen sich hier noch vervielfachen“.
Waldgarten und Wildnisecken
Oft braucht es im privaten Garten nur kleine Interventionen, um Vielfalt zu ermöglichen. Hochwartner empfiehlt, Wildnisecken anzulegen oder auch das Laub liegen zu lassen. Zwar nicht direkt auf dem Rasen, aber z. B. es in Staudenbeete zu kehren.
Vielfalt ist auch mit einem Waldgarten zu erreichen. Diese in der Permakultur beheimatete Form hat in Zentralamerika, Tansania und Indien eine lange Tradition. In Europa ist der Waldgarten noch nicht so lange bekannt, wird aber zu einem immer beliebteren Gestaltungselement. In drei Schichten legt hier der Gärtner einen Garten wie in einem natürlichen Wald an. Die erste ist die Baumschicht. Sie eignet sich gut für die Pflanzung von Obst- und Nussbäumen. In der zweiten Schicht, der Strauchschicht, fühlen sich vor allem Nuss- und Beerensträucher wohl und die Krautschicht ist mehrjährigen Gemüsesorten und Kräutern vorbehalten. Neben der Vielfalt hat ein Waldgarten ähnlich positive Effekte wie ein natürlicher Wald. Er kann Wasser speichern, verhindert starke Wind- und Wassererosion, bietet einen Lebensraum für zahlreiche Tiere und wirkt ausgleichend auf das Klima. Außerdem sorgt der Waldgarten für Schatten und versorgt das Erdreich über das herabfallende Laub mit wichtigen Nährstoffen. Dass er noch dazu eine reiche Ernte an Obst, Gemüse, Nüssen und Kräutern abwirft und dabei noch pflegeleicht ist, sind weitere Gründe für das Anlegen solch eines Gartens.
Aus der schwarzen Box heraus
Was nach einem brandneuen Trend am Gärtnerhimmel klingt, ist eine schon seit Jahrhunderten angewandte Technik: Das Blackbox Gardening, das sich wieder großer Beliebtheit erfreut. Bei dieser Technik sät der Gärtner Pflanzen und Samen, die sich selbstständig ausbreiten. Es werden wenige Initialpflanzen gesetzt und zudem Samen auf die neu zu gestaltende Fläche gestreut. Jede Pflanze wählt ihren Standort selbst. Es ist unklar, welcher Sämling an welcher Stelle und in welcher Anzahl anwächst. Wenn alles gut geht, entstehen auf diese Weise bunte, vielfältige Blütenmeere. Auf die Planung bei der Gartengestaltung wird dabei weitestgehend verzichtet und die Flächen sind einigermaßen pflegeleicht. Allerdings gilt es einzuschreiten, wenn eine Pflanzenart überhandnimmt oder sich größere Lücken bilden, wo das Unkraut Platz hat. Und man sollte ausbreitungsfreudigere Pflanzen, wie z. B. die Akelei, eindämmen, um die zurückhaltenderen Arten nicht zu verdrängen. Im Auge sollte man invasive Neophyten behalten. Denn manche dieser gebietsfremden Pflanzen können sich unkontrolliert verbreiten.
Natur in den Garten holen
Heute nicht mehr aus dem Hausgarten wegzudenken ist der New German Style. Bei der Gestaltung setzt man dabei auf die gesamtheitliche Wirkung von wenigen Stauden und Pflanzen sowie auf die Wirkung der Blüten. Diese Gestaltungsidee prägte Karl Foerster. Er war Gärtner, Staudenzüchter, Autor und Philosoph und er beschreibt diesen Stil: „Alle Blütenpflanzen müssen in genügender Zahl gepflanzt sein. Die schönsten Blumen bringt man durch zu kleine oder zu große Mengen um ihr Bestes. Die Gefahren eines Zuviel sind aber viel geringer und seltener.“ Die Staude spielt auch beim „Dutch Wave“ eine zentrale Rolle. Mitbegründer dieser Bewegung ist der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf. Zu seinem bekanntesten Projekt zählt die Gestaltung der stillgelegten Bahntrasse „Highline“ in New York. Mit seiner naturalistischen Art, Stauden und Gräser zu pflanzen, konnte er sich weit über die Grenzen einen Namen machen. Seine Gärten erinnern an die Natur. Um das zu erreichen, setzt er Pflanzen zusammen, die sich miteinander wohlfühlen. Was so einfach klingt, erfordert jahrelange Erfahrung. Aber er macht allen Garteninteressierten Mut, indem er rät: „Ausprobieren“. Denn: Wer im Garten keine Fehler macht, kann es auch nicht richtig machen.
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