Auch wenn die Inhaltsstoffe bei der Herstellung der Keramikplatten ganz zu Beginn des Prozesses aus natürlichen Ressourcen stammen, ist der gesamte nachfolgende Prozess alles andere als umweltfreundlich, das wird auch ohne Bodenstudie klar. Bereits beim industriellen Brennvorgang der Platten wird enorm viel Energie verheizt, indem die Bestandteile untrennbar zusammengesintert werden. Beim Rückbau eines Bauwerkes lassen sich diese Bestandteile nicht mehr trennen, sie sind für den Materialkreislauf verloren. Anders Naturstein: Als in der Natur bereits „fertiger“ Baustoff ist deutlich weniger Energie erforderlich, den Rohblock mit Diamantwerkzeugen zunächst behutsam aus dem Felsen zu lösen und anschließend weiterzuverarbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, welche Art von Produkt daraus entsteht. Massive Sitzbänke für den Garten- und Landschaftsbau oder Bodenplatten, Treppenstufen oder Waschbecken werden prinzipiell mit denselben Werkzeugarten bearbeitet.
Stein war immer schon da
Der Legende nach erklärte Michelangelo nach der Enthüllung seines berühmten David den staunenden Zeitgenossen, dass die Statue immer schon dagewesen sei, er habe sie nur vom überschüssigen Marmor befreien müssen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Jede Küchenarbeitsplatte aus Naturstein ist bereits seit Jahrmillionen fertig, jede Kamineinfassung ebenfalls.
Formal bestimmen die beiden Komponenten Form und Oberfläche jedes Werkstücks. Die Form wiederum entsteht durch Substrahieren oder Addieren. Ganz einfach verhält es sich bei einer Boden- oder einer Küchenarbeitsplatte. Eine Naturstein-Bodenplatte entsteht, indem der kubische Rohblock in dünnere Rohplatten aufgetrennt wird. Dazu dienen wassergekühlte, mit Industriediamanten bestückte Seilsägen oder Kreissägen. Aus diesen Platten werden anschließend auf Brückensägen die gewünschten Formate gesägt – quadratische Platten für ein Schachbrettmuster, rechteckige Bahnen oder polygonale Geometrien. Bei Küchenplatten kommt eine weitere Bearbeitungsart hinzu. Werden die äußeren Konturen meistens mit Trennscheiben gesägt, nutzt der Steinverarbeiter für Beckenausschnitte ergänzend auch Diamantfräser auf rotierenden Werkzeugkegeln. Diese Fräskörper ermöglichen auch auf anderen Werkstücken enge radiale Konturen. Bei der Montage werden diese aus „Plattenware“ bestehenden Produkte entweder auf einen Korpus als Trägerkörper befestigt, beispielsweise bei Küchen und Bädern, oder als flächiger Belag an Boden oder Wand versetzt. Ist der Eindruck eines räumlichen Körpers gewünscht, werden die Steinplatten als Abwicklungen montiert, bei denen der Verarbeiter auf den durchgehenden Verlauf der Steinstruktur achtet. Monolithisch wirkende Kochinseln sind ein Paradebeispiel für auf Gehrung gearbeitete und montierte Platten. Der Eindruck ist der eines massiven Steines, dahinter können sich aber Elektrogeräte oder Ablagefächer und Stauraum verbergen. Ein gewünschter Nebeneffekt ist das überschaubare Gewicht der fertigen Konstruktion, indem Stein nur die äußere Hülle bildet.