„Wer Schönes schaffen will, muss zeichnen können.“ Mit dieser Aussage ließ Architekt Henner Herrmanns, Professor am Fachbereich Architektur der FH Koblenz, aufhorchen. Für ihn gehört das Freihandzeichnen zweifellos zur Grundausstattung eines Architekten. „In einer manuellen Entwurfszeichnung spiegelt sich die Kreativität des Augenblicks unmittelbar wider, der spontan entstandene Strich des Entwerfers, der seiner Eingebung folgt, seine ganz persönliche Handschrift.“ Doch die Realität ist eine andere. Von Studenten und Absolventen eines Architekturstudiums wird genau das Gegenteil erwartet, nämlich absolute Fitness auf der Tastatur, freihändig skizzieren zu können ist da eher Nebensache.
Liebe auf den ersten Klick?
Warum das so ist, ist nicht schwer zu erraten und gießt Öl ins Feuer jener These, die die vollständige Auslöschung des Handzeichnens in der Architektur prophezeit. Zunächst einmal ist festzustellen, dass die heutige Welt fast vollständig digital arbeitet. Das Verwenden entsprechender Software ist dem Anschein nach einfacher, praktikabler und zeiteffizienter und damit für viele die bessere Option. „Die Leistungsfähigkeit eines Computers bietet eine hohe Genauigkeit und die Möglichkeit, eine Reihe von Funktionen zur Unterstützung des Zeichenprozesses zu nutzen, wie zum Beispiel Linienstärken und Linienstile zur Kommunikation verschiedener Elemente eines Gebäudes“, beleuchtet der Journalist und Filmemacher Nathan Bahadursingh diesen Trend. „Wenn es um technisches Zeichnen geht, kann der Einzelne mit CAD im Vergleich zum Handzeichnen viel schneller arbeiten, eine Methode, die einen sorgfältigeren und anstrengenderen Arbeitsablauf erfordert. Darüber hinaus ermöglicht CAD die Zusammenarbeit mehrerer Personen an einer einzigen Zeichnung, und wenn Fehler gemacht werden, kann man ihre Arbeit bearbeiten, ohne Angst haben zu müssen, von vorne anfangen zu müssen.“