350 Interior Design

Hör mal, wer da flüstert

Die von der Decke abgependelten Lighting Pads von Nimbus           sind akustisch wirksam, liefern direktes und indirektes Licht und schaffen ein lebendiges Lichtspiel an der Decke.  © weinbrenner.single.arabzadeh.architekten / D. Talebi
Die von der Decke abgependelten Lighting Pads von Nimbus sind akustisch wirksam, liefern direktes und indirektes Licht und schaffen ein lebendiges Lichtspiel an der Decke. © weinbrenner.single.arabzadeh.architekten / D. Talebi
Ecophon Solo Panels bestehen zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial kombiniert mit einem ökologischen Binder – ideal für Green-Building-Projekte.  © Ecophon/ Lukáš Růžek/Štěpán Látal
Ecophon Solo Panels bestehen zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial kombiniert mit einem ökologischen Binder – ideal für Green-Building-Projekte. © Ecophon/ Lukáš Růžek/Štěpán Látal

Die Wirkung von Geräuschen auf den menschlichen Körper ist biologisch nachweisbar. Aus diesem Grund wird Lärm und die Art, wie damit umgegangen wird, zu einem immer wichtigeren Thema in der Büroplanung.

von: Barbara Jahn

Das Leben spielt sich zu einem großen Teil in geschlossenen Räumen ab. Dabei kristallisiert sich immer stärker heraus, dass es nicht nur wichtig ist, genügend Tageslichtanteil, eine angenehme Raumtemperatur und möglichst gesunde Raumluft herbeizuführen, sondern auch der Akustik großes Augenmerk zu schenken. Im Idealfall tut das natürlich nicht nur den Ohren, sondern auch den Augen gut.

Von der besten Seite

In einer 1911 von Architekt Philipp Jakob Manz errichteten, ehemaligen Stuttgarter Textilfabrik teilen sich heute die beiden Architekturbüros weinbrenner.single.arabzadeh und Orange Blu die Räume, die durch ihre Offenheit und Helligkeit bestechen. Die Büros arbeiten zwar getrennt, teilen sich aber Besprechungsräume, eine Küche und eine Modellbauwerkstatt. Die einladenden, offenen Arbeitsbereiche sind natürlich keine Ausnahme in der akustischen Problematik eines Open-Space-Büros, deshalb musste auch hier eine Lösung gefunden werden. Als attraktivste Lösung sprangen den Architekten die Lighting Pads von Nimbus ins Auge, eine Produktlösung, die neben einer Verbesserung der Raumakustik auch gleichzeitig für die passende Beleuchtung sorgt. Kombiniert wurden dazu schallabsorbierende Paneele und die akustisch wirksamen Raumgliederungselemente TP30 Silence von Rosso­acoustic. „Aufgrund der Paneele in Verbindung mit den Teppichböden ergibt sich trotz großer, nicht unterteilter Flächen eine sehr gute Raumakustik“, erklärt Architekt Frank Marohn, Büroleiter bei weinbrenner.single.arabzadeh. „Die indirekte Ausleuchtung der Decke erzeugt zudem in Verbindung mit den Pads ein lebhaftes Lichtspiel und ein aufgelockertes Gesamtbild der Deckenuntersicht.“

Eine echte Re-woll-ution

„So lange man die Platten nicht als Dünger im Garten vergraben kann, haben wir jedoch noch Arbeit zu leisten.“ Über sieben Jahre Entwicklung investierte das Team von Tante Lotte Design in schallabsorbierende Paneele aus Tiroler Schafwolle namens Whisperwool. Diese sollten am Ende des Lebenszyklus so natürlich sein wie sie es am Anfang schon sind: Gewonnen aus regionaler reiner Schafwolle, der man nicht nur akustische Eigenschaften zuschreibt, sondern auch das Filtern von Formaldehyden und anderen Giften. So wird aus einem biologischen Rohstoff, der meist landwirtschaftlicher Abfall ist, ein Produkt hergestellt, das Feuchtigkeit reguliert, Schall absorbiert und sich zu dem auch noch wunderbar in jede gewünschte Form bringen lässt. Hauptsächlich ist Whisperwool für abgehängte Decken entwickelt worden, aber auch als Wandvertäfelungen, Deckensegel, Wandbilder, Trennwände und auch im Möbelbau findet sie Verwendung. Der Einsatzbereich der Akustikplatten ist vielfältig: ­Private, Büro- und Besprechungsräume, aber auch Wellnessbereiche, Ruhezonen, Hörsäle, Schulen und Kindergärten werden dank Whisperwool zu schall-beruhigten Zonen.

Eine saubere Sache

Unter einem interessanten ökologischen Aspekt kann man auch das akustische Deckensegel Solo des skandinavischen Herstellers Ecophon betrachten. Das Produkt per se ist zwar nicht neu, legt jedoch in seiner Weiterentwicklung eine unglaubliche Wandlungsfähigkeit an den Tag und ist zudem gefragt, wenn es darum geht, um einen geringen ökologischen Fußabdruck für Green-Building-Projekte zu hinterlassen. Der Schallabsorber, der zu 80 Prozent aus Recyclingglas und zu 100 Prozent mit einem ökologischen Binder hergestellt wird, hat sich schon längst vom verstaubten Perforations-Image, das Akustikdecken so anhaftet, befreit und eröffnet mit seinem Formenreichtum eine Vielfalt an architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten.

Frei von der Decke hängende Baffel bilden entweder klare Linien, um den Raum selbst wirken zu lassen, oder sie übernehmen als Wellen- oder Zickzackmuster die Hauptrolle. Die sichtbare Oberfläche der Solo Baffel ist mit einer Akutex-FT-Beschichtung versehen, einer von Ecophon entwickelten Oberflächentechnologie. 16 Farben stehen zur Auswahl, selbst Licht kann als Solo Rectangle Line LED oder als farbiger Strahler darin integriert werden.  •

Torsten Siemering, Business Unit Manager bei Ecophon Österreich, Hersteller von Akustikdecken und Wandabsorbern, zum Thema Raumakustik.

 

Großraumbüros sind eine Herausforderung für die Raumakustik. Geht der Trend nach der Corona-Krise zurück zu den Zellenbüros?

Das ist eine spannende Frage, die wohl niemand abschließend beantworten kann. Flexiblere Arbeitsplatzlösungen werden diskutiert und der angestammte Platz im Büro weicht bereits jetzt teilweise Desk-Sharing-Lösungen. Der Ausbau der Digitalisierung ist ein weiterer Diskussionspunkt. Die Möglichkeiten des Großraumbüros sind aber sicher nicht erschöpft. Bevor es wieder Zellenbüros gibt, sehe ich flexible Zonierungen um einzelne Arbeitsplätze oder Arbeitsgruppen. Die Herausforderung für die Raum­akustik kann auch heute schon gelöst werden. 

 

Welche Faktoren sind für gute Raumakustik im Büro wesent­lich und welche Effekte kann sie auf die Menschen haben? 

Zunächst schauen wir uns an, was in dem Raum überhaupt passieren soll. Dann wollen wir erfahren, welche Menschen dort arbeiten. Sind es viele, wenige, junge, alte oder auch Menschen mit speziellen Bedürfnissen? Dann erst betrachten wir den Raum, die Größe, die Begrenzungsflächen, um zu analysieren, in welcher Menge und wo Absorptionsmaterial sinnvoll eingesetzt werden sollte. Neben der Verbesserung der Sprachverständlichkeit, der Reduzierung der Schallausbreitung und der Senkung des Schallpegels leistet eine verbesserte Raum­akustik immer auch eine Verbesserung des Wohlbefindens.  

 

Wie viel kreativen Spielraum bieten die Hersteller von Akustikelementen den Architekten bei der Planung? 

Kreativität und Schallabsorption schließen sich nicht mehr aus. Die klassisch abgehängte Decke mit sichtbarer Unterkonstruktion ist auf dem Rückzug und wird zunehmend durch frei positionierbare Elemente an Decke und Wand abgelöst. In jedem Fall sollte die Investition in Raumakustik aber sinnvoll und wirksam sein und die Vorschriften an moderne Materialien erfüllen.

 

Welche Materialien eignen sich für den Einsatz als schalldämmende Elemente?

Es gibt seit Jahren eine Entwicklung zu höher absorbierenden Materialien. Hochwertige Absorber aus Glaswolle erfüllen die Anforderungen an zeitgemäße Schallabsorption, Brandschutz und die Innenraumluftqualität. Selbstverständlich gibt es aber auch noch traditionelle Materialien, die eingesetzt werden.

 

In welchen Bereichen sind hochwertige Akustiklösungen sinnvoll und wo einfache Materialien? 

In professionellen Umgebungen und überall dort, wo Menschen miteinander kommunizieren, sind dezidierte Schallabsorber zu bevorzugen. In privaten Umgebungen können auch schon eine große gut gepolsterte Couch, Teppiche und Vorhänge für eine angenehme Raumakustik sorgen. 

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