Sanieren, um- und zubauen war das Motto bei diesem winzigen Wohnhaus aus den Sechzigerjahren. Es sollte vergrößert werden, um der zweiten Generation genügend Platz zu bieten. Die Herausforderung in der Planung lag einerseits an der Form und Gedrungenheit des Grundstücks. So durften maximal 30 Prozent bebaut werden, was bereits vor der Errichtung des Zubaus zu wesentlichen Teilen ausgenutzt war. Zum anderen konnte aus Gründen der erforderlichen Belichtung und Barrierefreiheit nur das obere Geschoß erweitert werden.
Architekt Clemens Aichinger-Rosenberger aus Melk entwarf einen auf Betonstützen ruhenden hölzernen Zubau in Verlängerung des bestehenden Satteldachs. Somit konnte das Tageslicht für die unteren Räume erhalten und darüber hinaus noch ein überdachter Sitzplatz geschaffen werden. Markant sind die zum Teil schräg verlaufenden Dachkanten und Außenwände, die eine konsequente Antwort auf baurechtliche Erfordernisse darstellen. Der südseitige Giebel wurde quasi wie ein Eselsohr zur Hälfte aufgeklappt, wodurch die innere Raumhöhe punktuell vergrößert und die Möglichkeit, ein großes quadratisches Fenster einzubauen, geschaffen wurde. Der dadurch entstehende Ausblick ist etwas, was so manchen abschrecken würde, den Bauherren jedoch innere Ruhe gibt – der Blick auf den örtlichen Friedhof.
Der Zubau wurde mit Ausnahme der unteren Tragstruktur zur Gänze aus Holz beziehungsweise Holzwerkstoffen errichtet. Diese Bauweise kam der äußerst knappen Bauzeit sowie dem Wunsch des Bauherrn sehr entgegen, ein hohes Maß an Eigenleistung erbringen zu wollen. So wurde mit der Herstellung der Betonfundamente Mitte Oktober 2017 begonnen. Der Zubau war bereits kurz nach den Weihnachtsfeiertagen schlüsselfertig. Unter geringerem Zeitdruck sollen beispielsweise noch die Außenanlagen fertiggestellt werden. Vorgesehen ist unter anderem, zwischen die noch puristisch wirkenden Betonsäulen spinnwebartige Stahlseile zur Berankung mit Wein zu spannen.
In Summe stellt der Zubau sowohl für die Bewohner als auch für den planenden Architekten ein äußerst gelungenes Beispiel dar, wie aus stark pragmatischen Anforderungen heraus unter starkem Kosten- und Zeitdruck eine deutliche Qualitätsverbesserung der bestehenden Bausubstanz erfolgen kann.
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