Mit 1. Oktober treten Heidi Pretterhofer und Michael Rieper die neu geschaffene Professur für Baukultur an der Kunstuniversität Linz an, konkret in der Abteilung Architektur. Pretterhofer und Rieper werden gemeinsam mit Akteur*innen der Praxis, den Verantwortlichen in Oberösterreichs Gemeinden und auch Bürger*inneninitiativen arbeiten, sich austauschen und beraten.
Vorreiterrolle in Sachen Baukultur
Die Professur ist ein Novum im deutschsprachigen Raum und übernimmt eine Vorreiterrolle in Sachen Baukultur. Denn die Professur Baukultur setzt sich für eine qualitätsvolle Entwicklung ländlicher und städtischer Räume sowie für prosperierende Regionen ein und gestaltet diese mit.
Stifter der Professur ist das Land Oberösterreich, Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrat Markus Achleitner hat die Einrichtung einer Plattform für Baukultur initiiert. Mit dem Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der Katholischen Privat-Universität Linz wird in Sachen Lehre, Forschung und Vernetzung kooperiert, ebenfalls mit 1. Oktober tritt dort Veronika Müller eine entsprechende PostDoc-Stelle an. Erklärtes Ziel der gemeinsamen Arbeit ist es, die Baukultur in den Fokus junger Architekt*innen und Absolvent*innen der Lehramtstudien an der Linzer Kunstuni und an der Katholischen Privat-Universität zu rücken. Vor allem soll die Plattform für Baukultur über den akademischen Bereich hinaus eine breite Wirkung auf viele Akteur:innen des Bauens in Raumordungspolitik, öffentlicher Verwaltung, Architektur und Medien entfalten.
Sozialräumliche und gesellschaftliche Herausforderungen und ökologische Grundlagen sollen in Lehre, Forschung und im Austausch mit der Öffentlichkeit angegangen werden. Dabei geht es etwa um Maßnahmen zur Belebung von Ortskernen und die Nachnutzung von Leerständen sowie zur Eindämmung von Zersiedelung und Versiegelung von Grund und Boden. Und auch die Auseinandersetzung mit dem baukulturellen Erbe und aktuellen wie historischen Wertedebatten als Basis für das heutige Verständnis von Baukultur soll stärker ins Bewusstsein gebracht werden.
Verhältnis zwischen urbanen Bedingungen und architektonischem Handeln
Die Arbeiten von Pretterhofer, 1970 in Graz geboren, Studium an der TU Graz, bewegen sich als Leiterin ihres Architekturbüros Pretterhofer Arquitectos an der Schnittstelle von Architektur, Urbanismus, Theorie und Kulturproduktion. Als Herausgeberin sowie Verfasserin zahlreicher Publikationen widmete sie sich immer wieder dem Verhältnis zwischen urbanen Bedingungen und architektonischem Handeln. Pretterhofer lehrte und forschte u. a. an der Akademie der bildenden Künste in Wien und der TU Wien. Seit 2018 ist sie Mitglied des Kuratoriums der IBA 27 StadtRegionStuttgart, seit 2019 Mitglied des Gutachtergremiums für Kunst im öffentlichen Raum in Niederösterreich.
Ihr Kollege Michael Rieper, 1965 in Brixen in Südtirol geboren, Architekturstudium ebenfalls an der TU Graz, ist wie Pretterhofer freiberuflicher Architekt in Wien. Sein Fokus richtet sich auf die Entwicklung, Planung und Realisierung von Experimenten an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst und Design, mit einem Faible für Installationen und Interaktionen im öffentlichen Raum. Seit 1999 lehrt Rieper an der TU Wien, sein Schwerpunkt ist Wohnbau und Städtebau.
Erstmalig mit Universitätsprofessur besetzt
Rektorin Brigitte Hütter zur frisch besetzten Professur an der Kunstuniversität Linz: „Mit dieser Berufung wird das neue und ganzheitliche Fach Baukultur erstmals im deutschen Sprachraum mit einer Universitätsprofessur besetzt und damit ein wichtiger Schritt gesetzt, um die hervorragende Arbeit der Abteilung Architektur zu stärken und die nötige Vernetzung zwischen allen Akteuren der Baukultur voranzutreiben. Damit kann in der Zukunft im Sinne der Lehre und Forschung, aber auch in Vermittlungsarbeit die Plattform Baukultur aufgebaut und weiterentwickelt werden. Ganz herzlich danke ich dem Land Oberösterreich als Stifter dieser Professur.“
„Unser Ziel ist es, Oberösterreich im Sinne der Menschen weiterzuentwickeln. Mit unseren baukulturellen Leitlinien wollen wir unseren Lebensraum und damit die Zukunft nachhaltig und qualitätvoll gestalten. Der Bogen spannt sich hier von lebendigen Ortskernen und sparsamer Bodennutzung über die Pflege unseres baukulturellen Erbes bis hin zu Förderung von hochwertigen öffentlichen Räumen. Der neue Lehrstuhl, der nun von Heidi Pretterhofer und Michael Rieper übernommen wird, unterstreicht die besondere Bedeutung dieses Bereichs für Oberösterreich“, erklärt Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.
„Der neue Lehrstuhl für Baukultur ist ein weiterer Meilenstein, bei unseren Aktivitäten für sparsamen Flächenverbrauch und nachhaltiges Bauen in Oberösterreich werden die Expertise in den Bereichen Raumordnung, Architektur und Nachhaltigkeit sowie baukulturelles Erbe am Standort OÖ gebündelt und können so gemeinsam genutzt werden. Heidi Pretterhofer und Michael Rieper, die gemeinsam die neue Professur für Baukultur antreten, werden dazu wichtige Impulse einbringen“, betont Wirtschafts- und Wissenschafts-Landesrat Markus Achleitner.