Menschen sind irrationale Wesen. In nahezu allen Lebensbereichen suchen wir nach Authentizität und streben nach dem Original statt dem Imitat, besonders bei Dingen, mit denen wir in direkten Körperkontakt kommen. Bei Lebensmitteln achten wir aufs Bio-Label, bei Kosmetika auf die unbedenklichen Inhaltsstoffe, beim T-Shirt auf den schadstofffreien Anbau der Baumwolle. An Kategorien wie Wertigkeit, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit wird nicht gerüttelt. Ganz anders verhalten wir uns beim Bauen und der Auswahl der Werkstoffe in unserer unmittelbaren Umgebung.
Viele Möbel haben mit echtem Holz nur noch den äußeren Anschein gemein. Auch bei Küchenplatten ist oftmals nicht das drin, wonach es aussieht: Außen suggeriert eine dünne Kunststoffschicht Marmor oder Granit, innen quellen – besonders um Beckenausschnitte herum – in Kunstharz gepresste Späne friedlich vor sich hin. Von einer robusten und dauerhaften Arbeitsgrundlage sind diese Flächen weit entfernt. Ähnlich verhält es sich bei Bodenbelägen: Was gemeinhin als „Stein“ bezeichnet wird, ist meist in Form gepresster Beton. Ein Terrassenbelag aus Betonsteinen verbraucht bei der Produktion erhebliche Mengen an Energie, vom CO2-Ausstoss ganz zu schweigen. Keramische Platten verhalten sich in der Umweltbilanz nicht besser. Sie mögen zwar dicht und robust sein, doch ihre energiehungrige Herstellung lastet schwer auf der ökologischen Waagschale.