STEP 2025
Für die Ausgabe des Stadtentwicklungsplans „Wien 2025“ ist derzeit eine Überarbeitung mit dem Arbeitstitel „Positionsbestimmung: Der STEP 2025 aus heutiger Sicht – aktuelle Einblicke und Ausblicke“ im Gange. Eine Beschlussfassung im Wiener Gemeinderat ist vor dem Sommer geplant, wie Eva Kail von der Wiener Stadtbaudirektion mitteilt. Stadtplanung wird darin als „kollektive Verantwortung und Kooperationsaufgabe von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung“ beschrieben.
Ein Beispiel, wie die Stadt ihre Vision der sozialen Ausgewogenheit umsetzt, wird mit der Wohnbauoffensive gegeben, gestartet 2018 vom Wohnfonds Wien, mit der selbst gestellten Aufgabe, 14.000 neue Wohnungen bis Ende 2020 fertigzustellen. Zudem wurde dieses Jahr zum dritten Mal der Wiener Wohnbaupreis vergeben: Voraussetzung zur Teilnahme war die Fertigstellung der Projekte zwischen 2014 und 2018. Eine internationale Jury traf im Juni eine Entscheidung aus neun Projekten (siehe dazu den Bericht ab Seite 90 in dieser Ausgabe). Außer einem künstlerisch gestalteten Preis erhielten die Gewinner einen Fixstarterbonus für den nächsten Bauträgerwettbewerb – das heißt, sie bekommen einen Bauplatz zugesichert, haben also auf dem Platz keine Konkurrenz. Selbstverständlich müssen sie sich aber der Jury stellen. Wie werden die Projekte entwickelt? Im geförderten Wohnbau der Plattform wohnfonds_wien gibt es zwei Hauptaufgaben: einerseits Bodenbevorratung, andererseits das Erwerben geeigneter Liegenschaften. Es werden also Grundstücke gekauft und in Zusammenhang mit der Stadtplanung entwickelt, anschließend wird ein öffentlicher Bauträgerwettbewerb abgehalten. Ausschreibungen werden auch mit Schwerpunkten versehen, etwa aus der gesellschaftlichen Entwicklung. Gender Planning findet sich als ein Punkt in der Agenda. Zentrale Themen sind Sicherheit, Einsehbarkeit, Vermeidung von Angsträumen, Beleuchtung in Garagen, aber auch Gemeinschaftsräume. Außerdem
werden vermehrt spezielle Wohnformen entwickelt.
Bauträgerwettbewerb
Bei dieser Form des Wettbewerbs, einer Spezialität im Instrumentarium der Wiener Stadtplanung, handelt es sich um ein öffentlich ausgelobtes, nicht anonymes Verfahren. Gemeinnützige oder gewerbliche Bauträger und Architekten entwickeln in Kooperation mit Experten Realisierungskonzepte für die ausgelobten Bauplätze. Der jeweilige Bezirk ist eingebunden, es gibt eine interdisziplinär besetzte Jury, die die Siegerprojekte ermittelt. Die Bauplätze werden mit der Verpflichtung erworben, die als Gewinner ermittelten Projekte zu realisieren. Hauptziel für den geförderten Wohnbau ist neben sozialer Nachhaltigkeit und Ökologie die Leistbarkeit. Daher werden alle Bauträgerwettbewerbe unter diesem Gesichtspunkt durchgeführt. Seit Bestehen des 2012 eingeführten „SMART-Wohnbauprogramms“ mit optimaler Flächennutzung konzentriert man sich auf Alleinerzieherinnen, Singles, Paare und junge Familien. Grundausrichtung und Orientierung, welche Gebiete wie bearbeitet werden, erfolgen gemäß den bezeichneten Entwicklungsgebieten aus dem Stadtentwicklungsplan. Schwerpunkte finden sich momentan, neben weiteren Gebieten, etwa in der Seestadt Aspern im 22. Bezirk, im Areal In der Wiesen im 23. Bezirk, am Donaufeld im 21. Bezirk und in der Berresgasse im 22. Bezirk, wie Gregor Puscher vom Wohnfonds Wien erläutert.
Nach- und Umnutzung
Die Zielsetzungen sind vielfältig, besonders wichtig ist die Nutzung der Entwicklungsachsen in Großentwicklungsgebieten. Aber nicht nur periphere Standorte werden fokussiert, sondern auch zentralere Lagen wie Nordbahnhof oder Sonnwendviertel/Hauptbahnhof. Ein Zusammenspiel verschiedener Nutzungen wie Hotels, geförderter Wohnbau, öffentliche Räume etc. wird angestrebt. Im Sinne von nachhaltiger Nutzung gilt es, bereits bestehende Immobilien einer Nach- bzw. Umnutzung zuzuführen und auf Liegenschaften zurückzugreifen, wo dies möglich ist. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Transformation eines ehemaligen Betriebsbahnhofs der Wiener Lokalbahnen in der Wolfganggasse. Nach Erwerb des Areals erfolgten in Kooperation mit der Stadtplanung eine Umwidmung und ein Bauträgerwettbewerb. Nach Abschluss werden hier nun in den nächsten Jahren mehr als 1000 geförderte Mietwohnungen inklusive SMART-Wohnungen und integrierte Heimeinheiten errichtet. Bei der Entwicklung von großen Gebieten wird Wert auf viel Mitsprachemöglichkeiten seitens der Bürger gelegt. Es ist besonders wichtig, jenen, die schon dort wohnen, die bevorstehenden Veränderungen zu kommunizieren. Es gilt, Einwendungen ernst zu nehmen, aber auch Vorteile, etwa Verbesserung bestehender Infrastruktur wie Schulen, öffentlicher Verkehr und Nahversorgung zu kommunizieren. Die Erfahrungen der jeweiligen Gebietsbetreuung werden in diese Prozesse einbezogen, federführend für Bürgerbeteiligung ist dabei die Magistratsabteilung 25, denn viele Anliegen der lokalen Bevölkerung sind auf Bezirksseite bekannt.
Mehr Pflanzen in der Stadt
Welchen städtebaulichen Fokus hat Wien in der nächsten Zukunft? Gibt es spezielle Maßnahmen, die sich z. B. auf Luftverbesserung und Temperaturregulierung beziehen? Dachbegrünung und Benutzbarkeit der Dächer durch die Bewohner ist ein großes Anliegen, Fassadenbegrünung trägt zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Das Thema ist auch im geförderten Wohnbau interessant, etwa am Kopfbauplatz Eichenstraße/Wolfganggasse, direkt am Gürtel. Allerdings wird zu bedenken gegeben, dass Begrünung derzeit noch oft in Diskrepanz zum Feuerschutz steht. Mitgedacht werden müssen zudem Kosten für Erhaltung, Pflege und Bewässerung, denn Leistbarkeit ist vor allem im geförderten Wohnbau ein wichtiger Punkt.
Allerdings sind solche Begrünungen langfristig gedacht nicht als „teuer“ kategorisierbar, schließlich helfen sie, die Hitze im Sommer einzudämmen. Grün in der Stadt ist international ein Dauerthema, das 27-stöckige Highrise-Hotel Oasia in Singapur wurde soeben mit dem Preis für das beste Hochhaus des Jahres ausgezeichnet. Es ist ein tropischer Turm inmitten der Stadt, an dessen Fassade sich unzählige Pflanzen emporranken. Wer in Wien sofort einen kleinen ersten Eindruck des Gefühls erhalten will, in der Stadt von Grün umgeben zu sein, kann sich ein Modulsystem an Außenfassaden installieren lassen: Eine rasche Umsetzung für bestehende Immobilien wurde Ende Mai vorgestellt. Mit dem Modulsystem BeRTA können straßenseitige Fassaden schnell und einfach begrünt werden. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben seiner Bestandteile zusammen: Begrünung, Rankhilfe, Trog – All-in-one. Das Grünfassaden-Modul besteht aus aufeinander abgestimmten Komponenten. Sie werden professionell an die Fassade angepasst und sind individuell erweiterbar.