368 Wettbewerbe
© Stadtarchiv Innsbruck, KR-PL-390
Das ehemalige Hofgartencafé, 1930er-Jahre
© Stadtarchiv Innsbruck, KR-PL-390

Neubau Hofgartencafé Innsbruck, Tirol

Anstelle des abgebrannten Hofgarten­cafés, das von Clemens Holzmeister seinerzeit errichtet wurde, soll am gleichen Bauplatz ein modernes, zeitgemäßes Café-Restaurant errichtet werden, das sich in den denkmalgeschützten Hofgarten harmonisch einfügt und so den Spirit of Place aufnimmt.

von: Redaktion

Städtebaulich sollen der Hofgarten und dessen Café das Tor zum Kulturquartier Innsbruck und zum neu entstehenden Campus des MCI werden. Ziel ist es, dieses Gebäude auf einem hohen architektonischen Niveau als Gesamtwerk (Gebäude, Interieur, Gartenarchitektur) in den denkmalgeschützten Hofgarten zu integrieren und dadurch das Angebot für das Naherholungsgebiet und den touristisch stark frequentierten Ort zu erweitern.

Energieeffiziente Maßnahmen wie geothermische Nutzung des Grundwassers, innovative Haustechnik sowie Synergien bei der Ver- und Entsorgung sollen das Gebäude auf den neuesten Stand der Technik bringen, wobei auf Einfachheit der Bedienung der Anlagen Wert gelegt wird.

Auftraggeber / Auslober
Burghauptmannschaft Österreich
Hofburg, Schweizerhof, 1010 Wien
vertreten durch Stv. Burghauptmann Hofrat Mag. Markus Wimmer

Verfahrensbetreuung
Arch.in DI Michaela Mair, Innsbruck
Arch. DI Werner Burtscher, Stams

Gegenstand des Wettbewerbs
Erlangung von Vorentwurfskonzepten für ein Gastronomiegebäude mit einem ­Gastgarten im denkmalgeschützten Hofgarten in Innsbruck auf Basis des vorliegenden Raum- und Funktionsprogramms

Art des Wettbewerbs
Offener, einstufiger Realisierungswettbewerb im Unterschwellenbereich gemäß BVerG

Beurteilungskriterien
Städtebauliche und landschaftliche Kriterien: Qualität und Wirkung der Bauaufgabe samt landschaftlichem Umgriff im Denkmal Hofgarten, Erschließung des Gebäudes im Kontext des Hofgartens, visuelle und atmosphärische Einbindung in die Gartenanlage;
Architektonische Kriterien: baukünstlerische Qualität des Wettbewerbsprojekts (Gebäude und Gastgarten);
Funktionale Kriterien: Funktionalität der gastronomischen Abläufe, Funktionalität und Komfort der Besucherwege, funktionelles Konzept hinsichtlich der Erschließung, Funktionalität der An- und Ablieferung;
Ökonomische Kriterien: Wirtschaftlichkeit der Gesamtlösung in Betrieb, Erhaltung und Sanierung;
Ökologische Kriterien/Nachhaltigkeit: Beachtung ökologischer und klimatischer Aspekte in der Raumkonzeption, Dauerhaftigkeit der Bauweise und in der Materialisierung sowie mögliche Sanierung

Preisgerichtssitzungen
24. und 25. November 2022

Preisgericht
Architekt Mag. arch. Werner Neuwirth (Vorsitzender und Fachpreisrichter)
Klaus K. Loenhart (Vorsitzender-Stv.)
Markus Wimmer (Schriftführer und Sachpreisrichter)
Josef Fink, Wolfgang Andexlinger und Philipp Stoll (Fachpreisrichter)
Wolfgang Hörmann, Viktoria Prantl und Janine Bex (Sachpreisrichter)

Preisgelder
1. Preis: € 15.000,– zuzüglich 20 % USt.
2. Preis: € 12.000,– zuzüglich 20 % USt.
3. Preis: € 9.000,– zuzüglich 20 % USt.
3 Anerkennungspreise im Gesamtwert von € 15.000,– zuzüglich 20 % USt.

Quo vadis Hofgartencafé?

Das neue Hofgartencafé ist ein wesentlicher Beitrag zur nachhaltigen, kulturellen Entwicklung des Hofgartens.

Das ehemalige Hofgartencafé wurde 1924 nach Plänen von Clemens Holzmeister errichtet und 1939 in seinem äußeren Erscheinungsbild grundlegend verändert. Im Laufe seiner Nutzung folgten weitere Umbauten. Beim Brand 2019 wurde die Bausubstanz derart in Mitleidenschaft gezogen, dass diese nicht mehr saniert werden konnte und das Gebäude abgebrochen werden musste. Auf dem Bauplatz im denkmalgeschützten Hofgarten wird jetzt ein Neubau errichtet, der alle Anforderungen an eine zeitgemäße Gastronomie erfüllt und sich in die umgebende historische Bausubstanz sowie die historische Gartenarchitektur einfügt. Dabei wird die gesamtheitliche Entwicklung des Areals berücksichtigt.

„Der Hofgarten als Ganzes ist ein einzigartiges bauliches und gartenpflegerisches Kulturgut, dessen Erhaltung und qualitativ hochwertige Entwicklung der Burg­haupt­mann­schaft ein großes Anliegen ist. Die Umsetzung eines Bauprojekts bedarf daher größter Sensibilität und Feingefühl“, sagt Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl. Ebenfalls von Bedeutung ist die Erhaltung des Hofgartens als Naherholungsort und als Grünraum in unmittelbarer Nähe zur Altstadt.

Architekturwettbewerb und Gastronomiekonzept

Für den Neubau des zerstörten Hofgartencafés in Innsbruck wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben, ­für den 98 Projektentwürfe eingereicht ­wurden. Ziel des Wettbewerbs war es, ein ­modernes, zeitgemäßes und denkmal­gerechtes Projekt zu finden, das die Besonder­heiten und spezifischen Anforderungen des denkmalgeschützten Hofgartens bestmöglich berücksichtigt. In der ­abschließenden Jurysitzung am 24. und 25. November 2022 wurde der Entwurf der ARGE Sabine Penz – Kurt Rumplmayr (Innsbruck) zum Siegerprojekt gekürt.

„Nach zwei intensiven Tagen fachkundiger Gespräche und Diskussionen freut es mich, ein Siegerprojekt der Öffentlichkeit präsentieren können“, sagt der für das Bauprojekt verantwortliche Burghauptmann-Stellvertreter Hofrat Mag. Markus Wimmer. „Außerdem konnten wir zwei weitere Podestplätze sowie drei Anerkennungen verleihen. Ich bedanke mich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für den wertschätzenden Umgang untereinander und gegenüber den Wettbewerbsprojekten.“

Als Wettbewerbsziel galt es, ein zeitgemäßes Tagescafé mit hoher Aufenthaltsqualität für Gäste sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erschaffen und dabei auf die besonderen Anforderungen des seit 2001 als Gartendenkmal unter Denkmalschutz stehenden Hofgartens Rücksicht zu nehmen. In die Beurteilung der eingereichten Projekte wurden logistische und betriebliche Abläufe miteinbezogen, bei  denen das Siegerprojekt ebenfalls überzeugen konnte.

Fließendes Raumkontinuum

Das Gewinnerprojekt lässt das neue Hofgartencafé beinahe deckungsgleich auf dem historischen Fußabdruck des Vorgängerbaus von Clemens Holzmeister entstehen. Das räumliche Konzept basiert auf der Idee, die unterschiedlichen Atmosphären des Parks in das Gebäude zu übertragen und möglichst alle Gäste von diesen profitieren zu lassen.

Es werden vier Gebäudevolumen mit teilweise unterschiedlicher Höhenentwicklung um eine zentrale und räumlich überhöhte Mitte so angeordnet, dass ein fließendes Raumkontinuum mit Ausblicken Richtung Hofgartenmauer im Osten, zu den hochstämmigen Laubbäumen Richtung ­Süden und in die bestehende Lichtung mit Blick in die umliegende Bergwelt entsteht. Das vorgeschlagene Konzept lässt alle Bestandsbäume unberührt.

1. Preis
Projekt 09

ARBEITSGEMEINSCHAFT ARCHITEKTEN SABINE PENZ - KURT RUMPLMAYR

Innsbruck
Gegründet 1992

Konsulenten
die modellbauer, Innsbruck

Projektbeurteilung (Auszug Juryprotokoll)

Das neue Hofgartencafé wird beinahe deckungsgleich auf dem historischen Fußabdruck des von Clemens Holzmeister geplanten Vorgängerbaus errichtet. Das räumliche Konzept des Vorschlags basiert auf der Idee, die unterschiedlichen Atmosphären des Parks in das Gebäude zu übertragen und möglichst alle Gäste von diesen Atmosphären profitieren zu lassen. Dazu werden vier Gebäudevolumen mit teilweise unterschiedlicher Höhenentwicklung um eine zentrale und räumlich überhöhte Mitte so angeordnet, dass ein fließendes Raumkontinuum mit Ausblicken Richtung Hofgartenmauer im Osten zu den hochstämmigen Laubbäumen Richtung Süden und in die bestehende Lichtung mit Blick in die umliegende Bergwelt entsteht.

Das leichte Abrücken von der Mauer lässt das Gebäude als vom Freiraum umspülter Solitär erscheinen. Das vorgeschlagene Konzept lässt alle Bestandsbäume unberührt. Die Architektursprache ist reduziert einfach und logisch, ohne lapidar zu wirken. Das betrifft die Art des Ankommens im Ge­bäude, aus unterschiedlichen Richtungen, die innere Wegführung, die differenzierten Raumbereiche sowohl im Inneren des Gebäudes als auch die vorgelagerten gedeckten ­Terrassenzonen und die ungedeckten Aufenthaltsbereiche im Hofgarten. Die Materialisierung als rot eingefärbter Betonbau sowohl für Wände, Decken als auch Böden, verleiht dem Gebäude trotz seiner „Kleinheit“ ein hohes Maß an optischer Markanz und Präsenz.

Die funktionalen Zuordnungen der unterschiedlichen Raumbereiche sind in hohem Maße gelungen. Sehr positiv hervorgehoben wird das Angebot, den mittels Metallvorhängen zwischen Gebäude und Hofgartenmauer abgegrenzten Außenbereich für Abendgäste anzubieten, um auch außerhalb der Öffnungszeiten des Parks das Café nutzen zu können. Die Frage nach einer grundsätzlichen etwas großzügigen Gebäudehöhe wurde diskutiert. In wirtschaftlicher Hinsicht lassen die Kennzahlen ein kostengünstiges Projekt in Errichtung und Betrieb erwarten. In der ökologischen Betrachtung werden Betonbauten inzwischen anders beurteilt als in der Vergangenheit. Eine robuste Struktur mit langer Nutzungsdauer liefert jedoch in einer Langzeitbetrachtung einen ökologisch sinnvollen Materialeinsatz.

Die Urheberrechte für die Pläne und Renderings liegen – wenn nicht anders angegeben – bei den Verfassern.