Neue Methoden für alte Themen
Gebäudebezogene Technologien geraten immer mehr in den Blickpunkt, wobei das Einsparungspotenzial beim Energiethema noch vielfach ungenutzt bleibt. Zertifizierungen sind mit dem Klimathema plötzlich nachgefragt und Kalkulationen mit CO2-Werten sind hier mittlerweile integriert. Bislang bleibt das aber eine zweidimensionale Sache, gemacht von Auditoren für Marketingleute.
„Ich sehe darin keine bautechnische Herausforderung“, meint Harald Schuchnigg, Projektleiter und Gesellschafter beim Ziviltechnikbüro Axis. Er sieht die Kontrollfunktion eines Gebäudezertifikats als zu schwaches Motiv. Der hohe Planungsstandard hierzulande oder woanders sichere das Niveau letztlich und die Zertifizierung wäre lediglich eine Art Nachweis für Laien. Auf Wunsch von Bauherren werden Zertifizierungen für große wie kleine Bauten bei Axis trotzdem angestrebt und auch erreicht, zum Beispiel beim Parlamentsumbau.
Nachhaltig im Sinne der Nutzung
Auch wenn man noch so genau hinsieht, der Goldstatus vom nächsten nachhaltigen Gebäude mit wasserlosem Urinal scheint die Menschheit nicht wirklich weiterzubringen. „Nur weil dort ein Häkchen gemacht wird, heißt das noch lange nicht, dass das auch nachhaltig im Sinne der Nutzung ist“, meint Schuchnigg.
Auf internationaler Ebene kommen derzeit alternative, vielversprechende digitale Monitoring- beziehungsweise Steuerungssysteme für Gebäude ins Spiel. Sie heißen zum Beispiel Bimerr, Measurabl, AmpeersEnergy, Alasco, OneclickLCA oder BlueAuditor, und was sie versprechen, ist die Energie- und CO2-Bilanz fürs Bauen wie für den Betrieb, und zwar als Standard und nicht als Auszeichnungsmerkmal. Simulationen und erfasste Datenströme sollen damit für klare Verhältnisse bei Planungsentscheidungen sorgen und gleichzeitig für einen Betrieb mit minimierten Verbräuchen.
Handlungsbedarf
Die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE), jene der Industriellen Bauunternehmen (VIBÖ), die Organisation Facility Managament Austria (FMA) sowie drei weitere Verbände orten bei den Behörden aktuell Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz. Sie beklagen mit fortschreitender Dringlichkeit Säumigkeit bei den Verwaltungen und Planungshoheiten im Land. Daher wurde ein Sechspunkteplan mit Mindestanforderungen für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung aufgestellt. Von einer verpflichtenden Lebenszykluskostenberechnung bis zur digitalen Baueinreichung gehen die Forderungen. „Es fehlen klare Rahmenbedingungen für umfassende Bestandssanierungen, die über den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen hinausgehen“, sagt Michael Pauser, Geschäftsführer der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (ÖBV). Die richtungsweisende OIB-Richtlinie 7 zu den Nachhaltigkeitsthemen lässt derzeit auf sich warten.
Den Verbänden rund ums Bauen und Sanieren dürfte die Unklarheit mit den Folgen von Investitionsunsicherheit zu schaffen zu machen. Als Petition wurden die erdachten Vorschläge offiziell an die Stadt Wien übergeben. Auf Städte und ihre Verwaltungen wird bei der Umsetzung von politisch angekündigten Klimaschutzzielen noch mehr zukommen. Sie wachsen bevölkerungsmäßig weiter und die Menschen hier sind von den Folgen des Klimawandels stärker betroffen als anderswo. Außerdem fällt hier der größte Teil an ursächlichen Emissionen an. Für langatmige Prozesse ohne gezielte Wirkungsweisen scheint die allgemeine Toleranz langsam zu schwinden.
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