1. Rang
Projekt 14
KRONAUS MITTERER ARCHITEKTEN
Wien/Zell am Ziller
Gegründet 2017
kronaus-mitterer.at
Martin Belkovsky, Radoslaw Matusiak, Dina Elsadi, Svenja Wirz
Modellbau: Harry Schmidt – Design&Function
Visualisierung: Janousek & Havlicek visualisations
Projektbeurteilung (Auszug Juryprot.)
Städtebauliche Lösung
Städtebaulich überzeugt das Projekt durch eine sehr klar strukturierte Form: Der Hof öffnet sich nach Süden trichterförmig und schafft so einen attraktiven Binnenraum. Die Aufweitung wird durch die Terrassierung der beiden Flügel verstärkt, sodass ein sehr großzügiger Gesamteindruck entsteht. Insgesamt bietet das Projekt ein sehr stimmiges Gesamtbild, das sich eigenständig und selbstverständlich ins Quartier einfügt. Das Erdgeschoß ist im Mittelteil durch einen Durchgang bis zur Böschung unterbrochen, der die Luftzirkulation unterstützt. Wohnungen und Eigengärten sind nach außen orientiert; zum Hof finden sich zwei „Mietflächen“, die auch Potenzial als Gemeinschaftsräume oder zusätzliche Fahr radräume haben. Lediglich die Positionie- rung der Tiefgaragenrampe an der Ecke zum Hof wird als nachteilig beurteilt – hier wäre eine belebende Nutzung wünschenswert. Die Höhenabstufung in Schritten von drei Geschoßen ist sehr überzeugend. Entlang der Bahn entsteht dadurch eine starke Silhouette, die der ansonsten sehr zurück- haltenden Fassade ein elegantes Auftreten gibt.
Baukünstlerische Lösung
In der architektonischen Erscheinung ist das Projekt ganz eindeutig von seiner Materialisierung in Holz geprägt. Entlang der Bahn und auch nach Süden sind die Fassaden zurückhaltend, wobei Begrünung oder Photovoltaik wünschenswert wären. Dafür sind die Fassaden zu den Gassen durch die orthogonalen Rücksprünge facettiert, die Fassaden zum Hof durch die Terrassierung. So ergibt sich ein sehr ansprechendes und vielseitiges Bild rundum.
Funktionelle Lösung
Die Erschließung der Wohnungen ist kompakt und geradlinig. Zwei Kerne sind durch einen Laubengang zum Hof verbunden, der in jedem zweiten Geschoß der Balkon der Maisonetten ist. Von den Kernen führen Stichgänge bzw. ein Mittelgang zu den Wohnungen in den südlichen Flügeln. Teilweise sind die Wohnungen recht tief, was jedoch in den oberen Geschoßen durch die Terrassierung abgemindert wird. Die Großzügigkeit des Binnenraums geht hier leider durch hohe Trakttiefen teilweise auf Kosten der Wohnqualität. Positiv hervorzuheben sind die Maisonetten im Mitteltrakt, die die Lage an der Bahn durch Querorientierung und zusätzliche Freiräume ausgleichen.
Das Angebot von schichtarbeitgeeigneten Wohnungen ist nicht in der möglichen Tiefe ausgearbeitet, wobei eine Umsetzung leicht machbar scheint. Alle Wohnungen verfügen über großzügige Freiräume, wobei dreieckige Zuschnitte noch einer Optimierung im Detail bedürfen.
Freiraumqualität
Der Freiraum profitiert von der Großzügig- keit der Konfiguration, wobei der Kinder und Jugendspielplatz nicht eindeutig ver ortet wird. Das Potenzial des Durchgangs als Aufenthalts und Spielbereich ist nicht ausgeschöpft. Die Durchlässigkeit in Richtung Bahn ist auch für das Mikroklima sehr günstig. Der Versiegelungsgrad erscheint höher als notwendig, wobei der grüne Charakter des Hofs sehr positiv beurteilt wird. Die vergleichsweise kleine Gemeinschaftsterrasse wird durch den angrenzenden Gemeinschaftsraum belebt.
Nachhaltigkeit
Die Umsetzbarkeit in HolzHybridBauweise scheint durch die klare Strukturierung der Baukörper sehr plausibel. Im Bauteil mit Fluchtniveau über 22 m setzt sie allerdings den Einsatz einer Sprinkleranlage voraus. Zusammen mit der verhältnismäßig geringen Nutzfläche stellt das Projekt also eine gewisse Herausforderung an die Wirtschaftlichkeit dar. Dafür lässt die klare Struktur eine effiziente Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad erwarten. Das Gebäude ist durch die kompakte Form sehr energieeffizient, wenn sich dadurch auch ein hoher Anteil einseitig orientierter Wohnungen ergibt.
Wirtschaftlichkeit
Die vom Typus sehr effiziente Erschließung wird durch innen liegende Nebenräume und einen Lichthof ergänzt, um in den unteren Bereichen die Trakttiefen zu reduzieren, was sich in einem nicht so günstigen NF/BGFVerhältnis widerspiegelt. Die sehr hochwertige Gestaltung der Fassade und die Notwendigkeit einer Sprinkleranlage bedeuten zusätzliche Kosten in Errichtung und Erhalt, die aber bei einem Pilotprojekt zu erwarten sind. Andererseits ermöglicht die klare Struktur der Wohnungen und der daraus resultierenden Tragstruktur einen hohen Vorfertigungsgrad, der eine wirtschaftliche Errichtung verspricht.