Regional statt global

Die Lebenserwartung indischer Steinbrucharbeiter liegt bei 40 Jahren. Hauptursache: Quarzstaublunge. © Südwind

Vieles spricht für die Verwendung von regional abgebauten Natursteinen: Sicherung der Standorte, regionale Wertschöpfung, Erhaltung von Identität und Ortsbild. Vor allem aber werden damit ethische Standards im Kampf gegen Ausbeutung und Kinderarbeit geset

Naturstein aus China und Indien ist billiger als österreichischer Naturstein. Das ist eine Tatsache. Aus diesem Grund importierte Österreich im Jahr 2009 knapp 70.000 Tonnen Granit aus China und knapp 15.000 Tonnen aus Indien. Warum er trotz hoher Transportkosten billiger bleibt als selbst der regionale Stein, ist auch ein Faktum: Die Produktionskosten des Steins aus Übersee liegen bei einem Bruchteil, der Preis dafür sind soziale Bedingungen, die in Europa und der übrigen westlichen Welt zwar auf Kritik stoßen, aber im globalen Wettkampf stillschweigend akzeptiert werden.

Schuldknechtschaft

In Indien arbeiten über eine Million Menschen in Steinbrüchen, viele davon Kinder und Frauen. Ihr Verdienst liegt bei einem Euro pro Tag, und das ohne Sozialversicherung. Das heißt, dass sie etwa bei den für Steinbrucharbeiter typischen Quarzstaublungenerkrankunge nBehandlungen selbst bezahlen müssten. Was bei besagtem Lohn gar nicht möglich ist. Deshalb liegt ihre Lebenserwartung bei nur 40 Jahren, knappe 25 Jahre unter dem indischen Durchschnitt. Und je länger sie für ein Unternehmen arbeiten, desto größer wird die Abhängigkeit vom Arbeitgeber: Diese treiben die Arbeiter in eine Schuldknechtschaft, indem sie ihnen Geld leihen, das sie nicht zurückzahlen können, daher werden ihnen die Schulden vom ohnehin schon niedrigen Lohn abgezogen.

Die Zahl der Betriebe, die in China Natursteine verarbeiten, wird auf bis zu 15.000 geschätzt. Probleme mit Kinder- und Zwangsarbeit gibt es in chinesischen Steinbrüchen und Verarbeitungsbetrieben laut einem Bericht der niederländischen WGDN (Arbeitsgruppe Nachhaltiger Naturstein) zwar keine. Auch die Löhne scheinen zumeist nicht menschenunwürdig niedrig zu sein. Probleme gibt es allerdings auch in chinesischen Steinbrüchen durch unzureichende Schutzmaßnahmen gegen Staub, Lärm und Verletzungsgefahr sowie durch ebenfalls fehlende Sozialleistungen für die Arbeiter.

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