Diese Bautradition liegt in der salzhaltigen Meeresluft begründet, die den in unseren Regionen üblichen Putz angreifen würde. Architekten haben Klinker immer wieder gerne verwendet. Frank Lloyd Wright oder Ludwig Mies van der Rohe etwa sahen im sichtbaren, unverputzten Ziegelmauerwerk den Ausdruck für eine Architektur, die sich respektvoll mit der Natur verbindet. Ein Gebäude in Sichtziegelarchitektur vermittelt infolge der Kleinteiligkeit des Fassadenbildes das Gefühl von Proportion, Haptik, Atmosphäre und Natürlichkeit.
In letzter Zeit sind auch hierzulande vermehrt Klinkerfassaden zu sehen. Jüngste Beispiele sind das im März fertiggestellte Apartmenthaus an der Erdberger Lände in Wien, das Bürogebäude „The Brick“ an der Triester Straße oder das Biologiezentrum der Universität Wien in der Schlachthausgasse. Bei dieser Fassade handelt es sich um eine vorgesetzte Klinkerfassade. Es wurde ein beige-rötlich changierender Strangpress-Vormauerziegel in einem schlanken Langformat verwendet, der das Farbspektrum der benachbarten historischen Marxhalle aufgreift. Das farbliche Changieren kommt durch einen leichten Kohlebrand ohne Schwarzfärbung im Herstellungsprozess zustande.
Das straßenseitige Erscheinungsbild des Apartmenthauses Erdberger Lände wird durch eine Klinkerfassade mit außenbündigen Fenstern geprägt. Die Wirkung der Fassade wird durch den abgesetzten Baukörper der oberen drei Geschoße betont. Die Materialwahl für die Fassaden von „The Brick“, der neuen Zentrale des Wienerberger-Konzerns, auf dem Gebiet der ehemaligen Ziegeleien war naheliegend: Deutlich zeigt sich die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten mit dem „ersten Fertigteilprodukt der Menschheit“ (Architekt Roland Rainer). Klinkersteine sind hart gebrannt und damit im Gegensatz zu herkömmlichen Ziegeln nicht porös und wasserabweisend. Eine Klinkerfassade bietet somit Schutz gegen Umwelt- und Witterungseinflüsse und ist nahezu wartungsfrei und langlebig.
Informationen
baumassiv.at
Der Artikel als PDF