Im Sonnwendviertel, dem Stadtentwicklungsgebiet auf dem Gelände des ehemaligen Wiener Südostbahnhofes, sind seit 2012 rund 5000 Wohnungen, Schulen, Kindergärten, Ärztepraxen und Geschäfte im Entstehen. Ein Viertel der Grundstücke ist für Baugruppen und Quartiershäuser vorgesehen, die übrigen Flächen teilen sich auf freifinanzierte sowie geförderte Wohn- und Bürohäuser, Gewerbeflächen und Hochgaragen auf.
Den südöstlichen Auftakt des Sonnwendviertels bildet der Bauplatz C.22.B, der sich zwischen der stark befahrenen Brückenanbindung zum dritten Wiener Bezirk, dem angrenzenden Gewerbegebiet im Norden und Osten sowie dem Helmut-Zilk-Park im Südwesten erstreckt. Hier wurde im März ein Wohnbau der gemeinnützigen Baugenossenschaft EBG fertiggestellt, den das Architektenteam Ulrike Pitro, Florian Sammer und Jochen Hoog unter dem Namen „Schöne Aussichten“ entwickelt hat. Den Namen verdankt das Projekt dem Umstand, dass das Zentrum des Grundstücks, auf dem die Flächenwidmung eine Bebauung zugelassen hätte, unbebaut blieb. Dadurch entsteht ein an den Park angrenzender begrünter Hof, der von den Bewohnern gemeinschaftlich genutzt werden kann und der den Blick in den benachbarten, sieben Hektar großen Park erlaubt.
Kopf und Riegel
Das Ziel des 2015 für die drei Wiener Stadtteile Favoriten, Währing und Donaustadt ausgeschriebenen Bauträgerwettbewerbs „Generationen: Wohnen“ war die Realisierung von kostengünstigen, qualitätsvollen, innovativen und ökologischen Wohnbauten. Pro Bauplatz musste daher mindestens ein Drittel der Wohneinheiten als SMART-Wohnungen angeboten werden. Auf C.22.B, einem von zwei Bauplätzen im Sonnwendviertel, die im Rahmen dieses Wettbewerbs beurteilt wurden, sind 22 der 64 realisierten Wohnungen derartige flächenoptimierte, kompakte Kleinwohnungen.
Der Baukörper ist L-förmig ausgebildet, mit einem nördlich gelegenen Riegel und der Kopfbebauung im Osten. Im Kopfteil mit innen liegendem Stiegenhaus ist ein Jugendzentrum auf einer Gesamtfläche von 800 Quadratmetern, verteilt auf drei Geschoße, untergebracht. Im Erdgeschoß mit einer Raumhöhe von vier Metern und im Untergeschoß befinden sich Werkstätten und im 1. Stock eine betreute Jugend-Wohngemeinschaft sowie die Büros. Die Obergeschoße beherbergen mit Holz-Alu-Fenstern und Laminatböden ausgestattete Wohnungen, die im nördlich gelegenen, expressiv gestalteten Riegel über einen straßenseitig gelegenen Laubengang erschlossen und zum Hof und dem Park durchgesteckt sind. Im Kopfteil sind beidseitig gelegene Wohnungen über einen Mittelgang zugänglich.
Der Eingang mit dem Hauptstiegenhaus liegt an der Straßenecke, ein zweites Stiegenhaus befindet sich an der Grenze zur Nachbarbebauung. Dem Laubengang vorgelagerte Balkone dienen als Gemeinschaftsflächen, während die nach Osten orientierten Wohnungen im Kopfteil individuelle Balkone haben. Zum Hof hin ziehen sich sehr schmale Balkonbänder geschoßweise über die feingliedrige Fassade, die sich gelegentlich zu richtigen Balkonen erweitern. Sie bilden gemeinsam mit den vertikalen, auskragenden Wohnungstrennelementen vor der Fassade ein, wie es die Architekten nennen, „Gartenregal“, dessen Ausführung in Sichtbeton einen Kontrast zur weiß verputzten Fassade bildet. Ein geschoßhohes Gerüst aus Stahlformrohren, das den Hof überspannt, bietet Witterungsschutz und soll ein Angebot für Hofbehübschungen sein.