Wettbewerbe
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Siegerprojekt Albert Wimmer – Perspektivansicht von der Straße
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Siedlungserweiterung Plankenheide

Die Stadt Krefeld in Nordrhein-Westfalen schrieb einen städtebaulich-freiraumplanerisch-verkehrs­plane­­rischen Realisierungswettbewerb aus. Sieger wurde das Architekturbüro Albert Wimmer aus Wien.

von: Redaktion

Die Stadt Krefeld mit ca. 227.000 Einwohnern liegt am linken Niederrhein und am westlichen Rand der Metropolregion Ruhr und zugleich in der Metropolregion Düsseldorf. Aufgrund der Seidenstoffproduktion im 18. und 19. Jahrhundert wird sie auch als „Samt- und Seidenstadt“ bezeichnet. Mit über 25 Bauhaus-­Architekten, die allesamt zwischen den 1920er- und 1930er-Jahren in der Stadt wirkten und zahlreiche Gebäude entwarfen, darunter auch Ludwig Mies van der Rohe, gilt Krefeld als die Bauhaus-­Stadt Nordrhein-Westfalens.

Starke Wohnnachfrage

Wie entlang der gesamten Rhein-Ruhr-Schiene sind der Wohnungsbedarf und die Wohnraumversorgung in Krefeld in den letzten Jahren ins Zentrum der planungspolitischen Diskussion gerückt. Zum einen will die Stadt ein attraktives und bezahlbares Angebot schaffen, zum anderen gibt es auf dem Krefelder Wohnungsmarkt auch eine starke externe Nachfrage. Der ausgeschriebene Wettbewerb hatte zum Ziel, eine zeitgemäße und zukunftsfähige städtebauliche Lösung für die Siedlungserweiterung des Stadtteils Fischeln zu finden, die über die Stadtgrenzen hinaus als eine der bedeutendsten Siedlungsentwicklungen im linksrheinischen Raum in der Region Düsseldorf angesehen wird. Dieser Wettbewerb baut als Baustein in der Vorbereitung des Bauleitplanverfahrens auf die Aufnahme des Baugebiets in das Landesprogramm der Kooperativen Bauentwicklung auf. Eingebettet ist die Baugebietsentwicklung „Plankerheide“ in die Aufstellung eines Integrierten Handlungskonzepts für den Stadtteil Fischeln, welches die Entwicklungen in den Ortsrandlagen koordinieren soll.

30 Prozent für geförderten Wohnbau

Das Land Nordrhein-West­falen unterstützt ausgewählte Kommunen durch das Angebot der „Kooperativen Baulandentwicklung“ bei der Mobilisierung und Entwicklung von Baugebieten, mit dem Ziel, qualitativ ansprechende Quartiere zu entwickeln, in welchen ein Anteil von mindestens 30 Prozent der Bruttogeschoß­fläche (oberirdische Wohnflächen) für den öffentlich geförderten Wohnungsbau vorgesehen wird. Diese Vorgabe ist bindend.

1. Preis
Projekt 1302

Albert Wimmer ZT GmbH
Wien
Gegründet 1977
awimmer.at

Mitwirkende:
Michael Frischauf,
Celine Stemmelen,
Ivan Zdenkovic,
Amila Smajlovic,
Ada Curkic

Lebendigkeit im Quartier

Das Siegerprojekt von Architekt Albert Wimmer aus Wien folgt in seinem städtebaulichen Grundgerüst im Wesentlichen dem Bogen der südöstlichen Landschaftsgrenze. Die Verfasser wählen eine Haupterschließung aus konisch zulaufenden, offenen Wohnhöfen, die mittig durch die vier Cluster geht. Diese klare Zonierung bietet große Chancen, weil sich das Leben an den richtigen Stellen konzentrieren und zu tatsächlichen sozialen Treffpunkten entwickeln kann.

Die landschaftliche und ökologische Qualität der „grünen Finger“, die wichtige Bestandteile des Regenwasserkonzepts sind, wurde von der Jury lobend hervorgehoben. Das Konzept weist trotz der kompakten Bauweise einen hohen Grün- und Freiflächenanteil auf. Positiv ist auch die ausreichende Distanz und Ausbildung der flacheren baulichen Ränder zum Friedhof. Das kleinteilige Angebot von Spontannutzungen südlich des Friedhofs wird nicht von allen nachvollzogen. Die gestalterische Integration der Trasse für das autonome Shuttle überzeugt nicht ganz. Kontrovers wird auch das „Haus der Bildung“ an der Kölner Straße diskutiert.

Insgesamt würdigt die Jury die Arbeit als innovativen Beitrag, der sich einfügt und das Potenzial für eine über heutige Standardlösungen hinausgehende bauliche Manifestation bietet. Der öffentliche Raum lässt eine angemessene Lebendigkeit erwarten, ohne falsches Versprechen auf „Urbanität“.

Solide Grundstruktur

Der städtebauliche Entwurf des zweitplatzierten Architekturbüros Konrath und Wennemar aus Düsseldorf sieht eine zentrale Verbindung vom Bahnhaltepunkt Grundend zur Kölner Straße vor, die durch den Wohnanger, kleinere Aufweitungen und die angrenzenden Höfe in ihrem Verlauf strukturiert wird. Der nördliche Zugang zum neuen Quartier wird durch einen Entreeplatz gebildet, mit dem „Haus der Bildung“ als klarem Auftakt in das Quartier. Insgesamt, so die Jury, bildet das Konzept eine solide städtebauliche Grundstruktur. Die innere Verknüpfung der einzelnen Teilbereiche war aufgrund der eingeschränkten Durchgängigkeit wegen des Friedhofsappendix jedoch fragwürdig. Die Anbindung und Verknüpfung verlieren sich darüber hinaus im Südwesten in rückwärtigen Bereichen. Der Anteil der öffentlichen Grünflächen ist für die Jury nicht nachvollziehbar.

Ausloberin
Stadt Krefeld in Kooperation mit der NRW.URBAN Kommunale
Entwicklung GmbH, Dortmund

Verfahrensbetreuung/Vorprüfung
NRW.URBAN Kommunale
Entwicklung GmbH

Art des Verfahrens
Einstufiger, nicht offener Realisierungswettbewerb nach der Richtlinie für Planungswettbewerbe 2013 mit Verhandlungsverfahren

Jurymitglieder (ohne Titel)
Fachpreisrichter:
Christine Edmaier
Hiltrud Maria Lintel
Christina Simon-Philipp
Kunibert Wachten
Ludger Walter
Frank Weiser
Holger Hoffschröer

Sachpreisrichter:
Marcus Beyer
Jürgen Hengst
Manfred Läckes
Heidi Matthias
Kirsten Steffens
Lena Marie Wagner
Frank Wübbeling

Preisträger und Aufwandsentschädigungen
1. Preis: Albert Wimmer ZT GmbH, Wien € 87.200,–
2. Preis: Konrath und Wennemar Architekten und Ingenieure, Düsseldorf € 54.500,–
3. Preis: schneider+schumacher, Frankfurt/Main € 32.700,–

2 Anerkennungen:
BeL Sozietät für Architektur, Köln
lohrer.hochrein landschaftsarchi­tekten, München à € 43.600,–

Preisgerichtssitzung10.08.2023