Was hat euch gereizt, bei diesem Wettbewerb mitzumachen?
Die Auseinandersetzung mit denkmalgeschützten Gebäuden hat uns immer schon fasziniert. Historisch Wertvolles zu bewahren, mit zeitgenössischen Mitteln zu ergänzen und weiterzudenken ist eine der größten Herausforderungen für uns als Architekten. Die Geschichte des Hauses in der Salzburger Vorstadt reicht bis ins Spätmittelalter zurück, der angemessene Umgang mit dem historischen Bestand und den heute noch sichtbaren Eingriffen aus der Zeit des Nationalsozialismus stellt eine große Herausforderung dar.
Wie habt ihr den Spagat geschafft zwischen Historie und neuer Bestimmung?
Das Haus Salzburger Vorstadt 15 ist auf den ersten Blick ein Haus wie viele andere in Braunau. Entstanden ist es Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Zusammenlegung von zwei für Braunau typischen Seitenflurhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Eine Liegenschaft mit langer und bewegter Geschichte. Vom Bürgerhaus zum Gasthaus mit Brauereigebäude und Kegelbahn, bis hin zu Adolf Hitlers Geburtshaus. Vom Reichsleiter Martin Bormann für die NSDAP 1938 erworben, sollte das Haus zu einer „würdigen Gedenkstätte“ werden. Das Haus wurde von der nationalsozialistischen Propaganda zum „Führergeburtshaus“ hochstilisiert, es folgte ein mehrjähriger Planungs- und Umbauprozess. Das heutige Erscheinungsbild der Salzburger Vorstadt 15 ist zu großen Teilen das Ergebnis dieser Baukampagne. Der Dachstuhl wurde 1940 in der heutigen Form errichtet, neue Fenster in der repräsentativen Hauptfassade eingebaut, von 1938 bis 1942 fand der vollständige Abbruch des Hinterhauses und damit des Brauereigebäudes statt. Wir haben uns sehr intensiv mit der jahrhundertelangen Geschichte dieses Ortes beschäftigt. Die Geburt Hitlers und die Zeit des Nationalsozialismus bestimmen aus dieser Perspektive gesehen nur kurze Zeitstrecken in der langen und bewegten Geschichte der Salzburger Vorstadt 15. Aus diesem Grund beschränken wir uns nicht nur auf den Rückbau der Veränderungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, sondern widmen uns sehr stark dem Herausarbeiten der Grundstruktur der beiden ursprünglichen Seitenflurhäuser und der Neuinterpretation der für diese Zeit typischen Fassaden.