Aktueller Diskussionsstand zum Passivhaus
Österreich und insbesondere die Stadt Wien ist im Gebäudesektor der großvolumigen Wohnhausanlagen in Passivhaus-Standard weltweit führend. Eine Ursache für diese Vorreiterrolle ist das österreichische System der Wohnbauförderung und der gemeinnützigen Bauträger. In Deutschland ist der Passivhaus-Standard eher bei privaten Auftraggebern, also im Einfamilienhaussektor, bei kommunalen Gebäuden wie beispielsweise Bildungsgebäuden in der Stadt Frankfurt und bei kommunalen Bauträgern – Wohnbauten in Frankfurt, Heidelberg und Hannover – verbreitet. Weniger stark ist der Anteil an Passivhäusern im großvolumigen Wohnungsneubau, da in Deutschland die gemeinnützigen Bauträger im Jahr 1988 abgeschafft wurden.
Durch den schnellen Start und die rasche Verbreitung des Passivhaus-Standards im österreichischen Wohnbau hat vielleicht bei manchen Objekten die Qualität etwas gelitten. Dies betrifft insbesondere die für den Passivhaus-Standard erforderliche intensivere Planung der Energieeffizienz bereits in der Entwurfsphase sowie die Detailplanung und Bauaufsicht. In einigen Fällen, wo dieser höhere Aufwand nicht geleistet wurde oder die nötige Erfahrung noch nicht vorhanden war, wurden die Planungsziele nicht zu hundert Prozent erfüllt.
Widerstand der Bauwirtschaft
Die Verbreitung des Passivhaus-Standards im Wohnbau wird gegenwärtig insbesondere in Vorarlberg konträr diskutiert. Vorarlberg nimmt innerhalb von Österreich eine besondere Vorreiterrolle für die Verbreitung des Passivhaus-Standards ein, die im Einfamilienhaussektor 1996 begann und im mehrgeschoßigen Wohnbau weitergeführt wurde. Seit 2007 ist im sozialen Wohnbau Vorarlbergs das Passivhaus eine Mindestanforderung, um Wohnbauförderung zu erhalten. Die gegenwärtige Diskussion vor dem Hintergrund stark gestiegener Baukosten hat nun dazu geführt, dass diese Verpflichtung mit 1.April 2014 abgeschafft worden ist. Der Widerstand der Bauwirtschaft ist auch aufgrund der raschen und teilweise verpflichtenden Verbreitung des Passivhauses stark gewachsen. Eine weitere Ursache ist in der Siedlungsstruktur von Vorarlberg zu sehen. Zumeist werden kleinvolumige Wohnhausanlagen realisiert, und aufgrund der ungünstigeren Kompaktheit liegt hier der Aufwand für den nötigen Wärmeschutz deutlich höher als bei großvolumigen Wohnhausanlagen.
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