Die Industrie hat mittlerweile hervorragende offene Standards zur Verfügung. Nun geht es darum, die Verbreitung der BIMPlanung zu erhöhen. Das betont der aktuelle Report der Organisation Building smart, eine Standardisierungsinitiative bezüglich Building Information Modeling (BIM). Ihr ist es zu verdanken, dass es den offenen IFCStandard fürs gemeinsame Planungsmodell gibt. Darauf basiert die Planung über Softwareprogramme hinweg mit „open BIM“.
Standards im Zusammenhang mit BIM werden auch ISOzertifiziert oder als ÖNORM zum nationalen Standard erhoben. „Damit können Bauherren Anforderungen einfach über den Verweis auf die Norm übernehmen“, sagt Michael Larisch von SIDE, einem Büro für BIMPlanung und Dienstleister für Lehrgänge. Mit der Standardisierung der Merkmale für Ausschreibungen ließe sich BIM nun auch für die Preiskalkulation einsetzen. „Bei einem Schulprojekt haben wir aktuell den Anwendungsfall der modellbasierten Kostenschätzung“, sagt Larisch und betont die Vorteile transparenter Kosten vom Vorentwurf an. Wenn das gewollt ist, sei es per „Asset Info Model“ mittlerweile auch möglich, am Ende vom Bauprojekt Informationen für den Gebäudebetrieb in CAFM (ComputerAided Facility Management) Softwaresysteme zu überspielen.
Bei SIDE arbeitet man sowohl für die Bauherren als auch auf der Auftragnehmerseite. Plattformen für den Datenaustausch und die Kommunikation werden verwendet, die zum Beispiel Bimsync, Bimcollab oder Bimspot heißen. Dank eines neuen Dateiformats, das ebenfalls von Buildingsmart kommt, kann auf jenen Plattformen zu Details kommuniziert werden. Um sich unter Fachplanern auszutauschen oder den Status bei Planänderungen festzuhalten, sei dies bedeutsam. Das betont Michael Larisch und skizziert einen Fall: „Bei einer Planungskollision lässt sich der passende Ausschnitt im Modell direkt erfassen und einfach bearbeiten.“ Materialdatenbanken mit Informationen zu CO2Gehalt und Wiederverwendbarkeit von Material wären für BIM auch bereits integrierbar. Deren In halte seien allerdings von Anbieter zu Anbieter wechselnd.
Kompromisslos „open BIM“
Sich in der BIM Welt zurechtzufinden ist nicht ganz einfach und die neuen Ausschreibungsstandards (AIA) wollen auch erst einmal erlernt sein. BIMKonsulent Peter Spreitzer (siehe Interview in der aktuellen Print-Ausgabe auf Seite 11) rät trotz allem zu einer proaktiven Haltung: „Die BIMStrategie muss an die Unternehmensstrategie gekoppelt sein.“ Pilotprojekte seien letztlich zu wenig, um dem Thema im vollen Umfang gerecht zu werden. Außerdem seien die Vorteile erst im Dauereinsatz merkbar. Bei der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat man das früh erkannt und umfangreiche Vorbereitungen zu BIMGrundlagen im Unternehmen schon vor den Pilotprojekten getroffen.
Claudius Weingrill, BIGBe-reichsleiter für Ausschreibungswesen und Architektur, betont, dass BIMErfahrung keine Voraussetzung sei, um sich an Ausschreibungen zu beteiligen: „Ziel des Wettbewerbs ist es, die beste architektonische Lösung für die gestellte Bauaufgabe zu finden.“ Im Anschluss wäre ein ausgewähltes Projekt dann aber schon mit „open BIM“ abzuwickeln, und zwar über alle Leistungsphasen. Die Planungsmethode BIM könne nur uneingeschränkt erfolgreich umgesetzt werden und daher müsse in „open BIM“ gedacht und gelebt werden.
Die BIG würde Auftragnehmer im Projektverlauf dahingehend unterstützen. Eine aktive BIMProjektsteuerung sowie gemeinsame Modellierkolloquien mit BIM Gesamtkoordinator und den BIMFach koordinatoren der Auftragnehmer sollen das Thema bewältigen helfen. „Dies geschieht, um die Modelliervorgaben konsequent zu implementieren und so für alle Beteiligten eine gleichartige Arbeitsbasis zu schaffen“, sagt Weingrill und berichtet von positiven Erfahrungen damit: „Das hilft dem Auftragnehmer bei der gezielten Qualitätssicherung für seine Planungsleistung.“ Der Verantwortung bei der landesweiten Einführung der BIMTechnologie und der Weiterentwicklung der KMULandschaft will man gerecht werden. Umgekehrt wird seitens der ausführenden Unternehmen eine proaktive Haltung eingefordert.