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Beim Projekt Landesdienstleistungszentrum Salzburg wird der gebaute Zustand erfasst und ins Modell zurückgespielt (Planung: Burtscher Durig).
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Wer plant mit? Es BIMmelt schon!

Die Zahl modellbasierter digitaler Planungen nimmt nur schleppend zu, obwohl die BIM-Technologie reif ist und die Trendwende mit Nachhaltigkeitsvorgaben für Immobilienentwickler vorhersehbar ist.

von: Peter Matzanetz

Die Industrie hat mittlerweile hervor­ragende offene Standards zur Verfügung. Nun geht es darum, die Verbreitung der BIM­Planung zu erhöhen. Das betont der aktuelle Report der Organisation Building­ smart, eine Standardisierungsinitiative bezüglich Building Information Modeling (BIM). Ihr ist es zu verdanken, dass es den offenen IFC­Standard fürs gemeinsame Planungsmodell gibt. Darauf basiert die Planung über Softwareprogramme hinweg mit „open BIM“.

Standards im Zusammenhang mit BIM werden auch ISO­zertifiziert oder als ÖNORM zum nationalen Standard er­hoben. „Damit können Bauherren Anfor­derungen einfach über den Verweis auf die Norm übernehmen“, sagt Michael Larisch von SIDE, einem Büro für BIM­Planung und Dienstleister für Lehrgänge. Mit der Standardisierung der Merkmale für Ausschreibungen ließe sich BIM nun auch für die Preiskalkulation einsetzen. „Bei einem Schulprojekt haben wir aktuell den Anwendungsfall der modellbasierten Kostenschätzung“, sagt Larisch und betont die Vorteile transparenter Kosten vom Vorentwurf an. Wenn das gewollt ist, sei es per „Asset Info Model“ mittlerweile auch möglich, am Ende vom Bauprojekt Informa­tionen für den Gebäudebetrieb in CAFM­ (Computer­Aided Facility Management) Softwaresysteme zu überspielen.

Bei SIDE arbeitet man sowohl für die Bauherren als auch auf der Auftragnehmerseite. Plattformen für den Datenaustausch und die Kommunikation werden verwendet, die zum Beispiel Bimsync, Bimcollab oder Bimspot heißen. Dank eines neuen Dateiformats, das ebenfalls von Buildingsmart kommt, kann auf jenen Plattformen zu Details kommuniziert werden. Um sich unter Fachplanern auszutauschen oder den Status bei Planänderungen festzuhalten, sei dies bedeutsam. Das betont Michael Larisch und skizziert einen Fall: „Bei einer Planungskollision lässt sich der passende Ausschnitt im Modell direkt erfassen und einfach bearbeiten.“ Materialdatenbanken mit Informationen zu CO2­Gehalt und Wiederverwendbarkeit von Material wären für BIM auch bereits integrierbar. Deren In­ halte seien allerdings von Anbieter zu Anbieter wechselnd.

Kompromisslos „open BIM“

Sich in der BIM­ Welt zurechtzufinden ist nicht ganz einfach und die neuen Ausschreibungsstandards (AIA) wollen auch erst einmal erlernt sein. BIM­Konsulent Peter Spreitzer (siehe Interview in der aktuellen Print-Ausgabe auf Seite 11) rät trotz allem zu einer proaktiven Haltung: „Die BIM­Strategie muss an die Unternehmensstrategie gekoppelt sein.“ Pilotprojekte seien letztlich zu wenig, um dem Thema im vollen Umfang gerecht zu werden. Außerdem seien die Vorteile erst im Dauereinsatz merkbar. Bei der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat man das früh erkannt und umfangreiche Vorbereitungen zu BIM­Grundlagen im Unternehmen schon vor den Pilotprojekten getroffen.

Claudius Weingrill, BIG­Be-reichsleiter für Ausschreibungswesen und Architektur, betont, dass BIM­Erfahrung keine Voraussetzung sei, um sich an Ausschreibungen zu beteiligen: „Ziel des Wettbewerbs ist es, die beste architektonische Lösung für die gestellte Bauaufgabe zu finden.“ Im Anschluss wäre ein ausgewähltes Projekt dann aber schon mit „open BIM“ abzuwickeln, und zwar über alle Leistungsphasen. Die Planungsmethode BIM könne nur uneingeschränkt erfolgreich umgesetzt werden und daher müsse in „open BIM“ gedacht und gelebt werden.

Die BIG würde Auftragnehmer im Projektverlauf dahingehend unterstützen. Eine aktive BIM­Projektsteuerung sowie gemeinsame Modellierkolloquien mit BIM­ Gesamtkoordinator und den BIM­Fach­ koordinatoren der Auftragnehmer sollen das Thema bewältigen helfen. „Dies geschieht, um die Modelliervorgaben konsequent zu implementieren und so für alle Beteiligten eine gleichartige Arbeitsbasis zu schaffen“, sagt Weingrill und berichtet von positiven Erfahrungen damit: „Das hilft dem Auftragnehmer bei der gezielten Qualitätssicherung für seine Planungsleistung.“ Der Verantwortung bei der landesweiten Einführung der BIM­Technologie und der Weiterentwicklung der KMU­Landschaft will man gerecht werden. Umgekehrt wird seitens der ausführenden Unternehmen eine proaktive Haltung eingefordert.

Lesen Sie den ungekürzten Artikel sowie mehr zu den anderen Projekten ab Seite 9 der aktuellen Ausgabe 369-4/2023 oder am Austria Kiosk!