Thema

Wohnbedarf kompensiert Energieeffizienz

Paul Ott
Holzwohnbau Hummelkaserne, Graz, sps÷architekten.
Paul Ott

Weniger ist mehr, denken sich Vertreter der Bauwirtschaft, wenn es um Förderstandards beim Dämmen geht. Der Gesetzgeber schwenkt ein. Anforderungen an die Gebäudehülle schwinden zugunsten jener an eine regenerative Energiegewinnung.

von: Peter Matzanetz

Deutschlands Wohnbauwirtschaft war im November in Aufregung: Ältere Polystyrolplatten waren wegen des Zusatzstoffes mit dem Kürzel HBCD über einen Bundesbeschluss zu Sondermüll erklärt worden. Verbundstoffe, die am Ende des Lebenszyklus verbrannt werden konnten, waren plötzlich Gift. In deutschen Entsorgungsbetrieben war daraufhin der Andrang groß und die ohnedies nicht geringe Sondermüllgebühr verdoppelte sich.

Platten mit dem giftigen Flammschutzmittel brennen unwirtschaftlich und passende Anlagen sind dünn gesät. Der Stoff kostete in der Entsorgung plötzlich so viel, dass die Bauträger unter Druck gerieten. Die Leistbarkeit des Wohnens wurde als Argument benutzt. Der bundesdeutsche Gesetzgeber war nicht umhin gekommen, postwendend eine befristete Aufhebung der strengen Regelung zu verordnen.

In Österreich wurde das heikle Thema bisher noch nicht angegangen, aber die Auswirkungen der Novelle zur Recyclingverordnung beschäftigen die Gemüter ohnedies. „Wir machen in Zukunft nur mehr Neubauten und keine Bestandssanierungen, weil der Aufwand bei der Entsorgung Projekte unattraktiv macht“, gab der Vorstandsdirektor einer regionalen Baugenossenschaft bei einer Veranstaltung preis. 

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