Außerhalb des Dorfkerns lösen sich flämische Dörfer oft in lange Straßen mit beidseitiger Randbebauung auf. Auch das Haus L-C im belgischen Anzegem steht in einer solchen Reihe. Es steht jedoch an einer Stelle, an der die gewöhnliche Bebauung an eine Gruppe frei stehender, größerer Villen anschließt. Die Architekten Graux & Baeyens aus dem belgischen Gent mussten also auf dem trapezförmigen Grundstück ein Gebäude planen, das zwischen den beiden Typologien vermittelt.
So entstand ein halb offenes Haus mit 240 Quadratmetern Wohnfläche, das zur Straße hin schmal und geschlossen ist und sich zur Rückseite des Grundstücks hin öffnet. Während die Ostmauer an das Nachbarhaus anschließt, bildet die Westwand ein markantes Ende der Gebäudereihe. Die Erweiterung der Grundstücksfläche bewirkt, dass sie als zweite Hauptfassade ausgebildet ist, in der sich das Bebauungsband in Zickzackform um die Ecke faltet. Aufgrund der schmalen, unbebauten Gartenfläche zum Nachbargrundstück gestalteten die Architekten auch diese Fassade lebendig.
Das Haus umfasst drei Baukörper mit quadratischer Grundfläche. Das mittlere der drei Quadrate wurde um 45 Grad gedreht und berührt die anderen jeweils an einer Ecke. Unterschiedliche Raum- und Gebäudehöhen bewirken, dass die Kuben von außen deutlich als separate Einheiten zu erkennen sind.
Wohnen wie die Flamen
Das belgische Architektenteam Graux & Baeyens fasste drei unterschiedlich hohe Ziegelkuben mit quadratischen Grundrissen zu einem Ensemble zusammen.
Im Inneren liegen im Erdgeschoß ein straßenorientierter Büroraum, dahinter das Speisezimmer und auf der Gartenseite das Wohnzimmer und die Küche. Im Obergeschoß wurden in zwei Kuben das Schlafzimmer, zwei Kinderzimmer und das Bad untergebracht. Die Übergänge zwischen den Räumen sind offen gestaltet und werden von sichtbaren Betonbalken der Dachkonstruktion betont. In den drei spitzwinkligen Resträumen befinden sich eine weitere Teeküche, das Stiegenhaus und eine kleine, verglaste Nische mit Blick ins Freie.
Alle Aufenthaltsräume haben bodentiefe Fenster. Im Obergeschoß sind Straßen- und Seitenfassade weitgehend geschlossen, aber an drei strategischen Stellen öffnet sich das Mauerwerk in vertikalen Streifen und lässt Licht in die dahinter liegenden Räume – ein begehbarer Kleiderschrank, Stiegenhaus und eines der Kinderzimmer – fallen.
Die Fassaden des Hauses wurden aus bunten, recycelten Ziegeln im Blockverband gemauert. Ihre Farben changieren zwischen Hellrosa und Braun und scheinen jede Ziegelvariante der Nachbarbauten in sich zu vereinen. Mit seiner modernen Formensprache und dem lebendigen Material bildet das Gebäude einen beinahe spielerischen Abschluss der Häuserzeile.
Projekt
Einfamilienhaus L-C, Anzegem, Belgien
Bauherr
Privat
Architektur
GRAUX & BAEYENS architecten, Gent (BEL), graux-baeyens.be
Projektdaten
Grundstücksfläche: 1826 m2
Wohnfläche: 241 m²
Projektablauf
Planung 2013–2015
Bau 2015–2017
Materialien
Konstruktion: Ziegel, Stahlbeton
Fassade: wiederverwendete Ziegel
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