367 Naturstein

Zeitschichten sichtbar machen

© Franz Reschke
Der Promenadenweg am Weserufer verbindet Höxter und Corvey als die beiden Pole der Landesgartenschau.
© Franz Reschke

Franz Reschke ist verantwortlich für die Planungen der Landesgartenschau in Höxter, ist aber auch mit einem Entwurf im Realisierungswettbewerb „Die Öffentlichen Räume der Grünen Saite“ in der Seestadt Aspern in Wien aktiv.

von: Richard Watzke

Welchen Stellenwert hat Naturstein für Sie in der Freiraumgestaltung?
Lange Zeit ging es ja vor allem darum: Können wir uns das leisten? Können wir nicht, so wurde es uns beigebracht. Über die Jahre hat sich zum Glück die Sichtweise geändert. Ich denke zwei, vielleicht drei Aspekte sind dabei ausschlaggebend: Dauerhaftigkeit und Lebenszyklus des Materials, die Wertigkeit des Materials in der Wahrnehmung durch die Nutzenden sowie – die Nachhaltigkeit betreffend – den CO2-Fußabdruck vom Abbau über die Logistik bis zum eingebauten Stein. Naturstein im Freiraum – primär als Oberflächenbelag, wenn schon, dann materialgleich oder mindestens ebenso in Naturstein Einfassungen und Stufen.

Wo sehen Sie seine Vorteile?
Nutzerinnen und Nutzer nehmen Naturstein anders wahr. Wenn auch unterbewusst, erkennen doch viele, dass ein Natursteinbelag wertiger, ansprechender ist.
Oder andersherum: Viele erkennen, wenn es nicht gut aussieht, fragen sich mittlerweile auch, warum es denn unbedingt noch mehr Betonstein auf der Welt geben muss.

Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Naturstein aus?
Meist haben wir einen Ansatzpunkt – was ist regional typisch, was ist im direkten Kontext vorzufinden. Dann schauen wir, dass es funktional und wirtschaftlich halbwegs passt. Mittlerweile werden auch Themen wie der (möglichst hohe) Albedo-Wert interessant – vielleicht also zukünftig heller Pflasterbelag, dunkle und warme Sitzmauern. Beides Naturstein.

Welche Bedeutung hat die Herkunft eines Baustoffs?
Aus meiner Sicht muss es nicht immer zwingend der „Stein der Stadt oder Region“ sein. Aus Europa sollte der Stein kommen – allein der Transportwege halber ist dies sinnvoll. Noch sind wir im Büro relativ am Anfang, was die Gesteinskunde betrifft. Insofern schauen wir bei jedem Projekt neu, wie es passen könnte, und stimmen uns zu diesem Thema auch frühzeitig und um­fassend mit Auftraggebern ab.

Welchen Anteil haben wiederverwen­dete Steine in Ihren Projekten?
Der Anteil von aufgearbeiteten Materialien wird aktuell immer größer. So bleibt ein Stück weit die Geschichte des Ortes erhalten, im besten Fall ist es natürlich auch wirtschaftlicher. Sägen, schleifen, halbieren, Materialien kreislauffähig halten, weiterbauen statt abbrechen und neu bauen. Ein großes Problem sehe ich bei der Wiederverwendung, zumindest bislang, nicht: Jedem ist klar, dass damit ein gewisses Risiko einhergeht, es aber dennoch sinnhaft und wirtschaftlich ist. Das Patchwork verschiedener Zeitschichten im Stadtbild kann zudem sehr reizvoll sein. 

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